«Acht Kolumnen täglich»

Die Diskussion um unsere ein bisschen verunglückte Abstimmung nimmt kein Ende. Ich meine, jeder von uns sollte nach der ersten Auf-regung wieder auf den anderen zugehen und in erster Linie Mensch bleiben. Und am menschlichsten ist der Mensch immer noch, wenn er an sichselber denkt.

Ich selber zum Beispiel bin gebürtiger Ausländer, das sollte ich hier im Interesse der Transparenz mal offenlegen; seit über vierzig Jahren eingebürgert, aber eben doch nur Papierlischweizer mit Migrationshintergrund. Da ich als Demokrat Volksentscheide respektiere, wäre es ein Gebot der Redlichkeit, wenn ich im Sinn des Schweizervorrangs mit dem Schreiben dieser Kolumne aufhöre, bis einwandfrei feststeht, dass kein reinrassiger Schweizer sie verfassen will.

Zur Frage des Honorars: Das ist Verhandlungssache. Ich bekomme 300 Franken pro Kolumne, was ich nicht als Dumpinglohn bezeichnen würde; meine bulgarischen Schriftstellerkameraden würden für solches Geld ganze Zeitungen in sämtlichen Weltsprachen vollschreiben, wenn man sie liesse.

In diesem Zusammenhang ist daran zu erinnern, dass wir kürzlich über die 1:12-Initiative abgestimmt haben. Wäre sie angenommen worden, müsste ich zusätzlich zum Schweizernachweis auch den Beweis erbringen, dass niemand auf Gottes weitem Erdenrund die Kolumne für einen Zwölftel meines Honorars zu schreiben gewillt ist. 300 geteilt durch 12, macht 25. Gesuchtwäre also ein reinrassiger Schweizer, der die Kolumne für 25 Franken schreibt.

Ein Blick in die Zukunft zeigtzudem, dass jetzt auch nochdie Mindestlohninitiative(4000 Franken) ansteht. Wird sie angenommen, muss der Stelleninhaber nach Adam Riese monatlich 160 Kolumnen abliefern. Bei einer Fünftagewoche macht das acht Kolumnen täglich.

Interessenten melden sich bitte beim Verlag dieser Zeitung und legen einen Schweizernachweis für alle vier Grosseltern bei. Falls zu viele Bewerbungen eingehen, behält sich der Verlag die Anwendung der Ventilklausel vor.

Alex Capus

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