«Born to die»
Das Gejammer über die Krise hängteinem zum Hals raus, man mag es nicht mehr hören. Viel lieber freut man sich über junge Leute, die voller Tatendrang in dieZukunft schreiten. Das traditionsreiche Oltner Car-Unternehmen Born-Reisen AG zumBeispiel trotzt der Krise, indemes in vierter Generation sein Geschäftsfeld ausweitet. Es macht jetzt auch Bestattungen. «Mit Born auch auf die letzte Reise» steht gross auf einem viertel-seitigen Inserat im letzten Stadt-anzeiger. Ein Tag der offenen Tür wird angekündigt.
Auf die Umsetzung darf mangespannt sein. Ob Born beiBestattungen ebenso attraktive Last-Minute-Angebote präsentiert wie bei Carfahrten? Dagegen spricht, dass Todesfälle ausnahmslos in letzter Minutegeschehen, genau genommen in der letzten Sekunde der letzten Minute. Theoretisch hätten also hundert Prozent der Kundschaft Anspruch auf Last Minute-Schnäppchenpreise. Aber dann würde kein einziger Toter den Listentarif bezahlen. Diese Rechnung kann nicht aufgehen.
Denkbar ist hingegen, dass bei früher Buchung - sagen wir, dreissig Jahre im voraus - einRabatt gewährt wird. Dann hätte man Planungssicherheit. Unbedingt empfehlenswert wäre dann eine Annullationsversicherung für den Fall, dass dem Kunden das geplante Datum, wenn es dereinst näher rückt, wegen Krankheit oder anderem aktuellem Anlass gerade doch nicht in die Agenda passt.
Ob auch Gruppen- und Familienrabatte angeboten werden, verrät das junge, dynamische Team auf seiner Website (Born-Bestattungen.ch) nicht. Da Born-Reisen mit Gruppenfahrten und Sportausflügen gross wurde, gibt es hier gewiss viel Know How, das es zu nutzen gilt.
Das junge Zweigunternehmen hat auch einen Abschiedsraum für die Toten und deren Angehörige eingerichtet. Der schaut auf den Fotos so gemütlich aus, dass man am liebsten gleich sterben möchte. Ich stelle mir vor, dass im Hintergrund dezent inEndlosschleife Lana del Reys Sommerhit «Born to die» läuft.
Alex Capus