«97 Prozent Rabatt»

Bei mir im Quartier gibt es zwei rüstige undunternehmungslustige Herren. Der eine ist 94, der andere 97 Jahre alt. Letzten Herbst nun begab es sich, wie man mir erzählt, dass der Ältere in der Zeitung das Inserat eines Davoser Hotels entdeckte, wonach Feriengäste während der Zwischensaison so viele Prozent Rabatt erhalten, wie sie an Lebensjahren auf dem Buckel haben. Das wäre doch etwas für uns, dachten sich die beiden, setzten sich flugs ins Auto, das der Jüngere noch immer lenkt, und fuhren hinauf ins Landwassertal.

Man hätte gern das Gesicht derRezeptionistin gesehen, als die zwei Herren ihre Reisepässe vorlegten und ihren Preisnachlass von97 bzw. 94 Prozent geltend machten. Auch wünscht man sich, dass die beiden nicht die billigsten Zimmer nahmen, sondern richtig schöne mit Fernsicht, Whirl-Pool und vergoldeten Wasserhähnen.

Wie man hört, blieben sie ein paar Tage. Sie unternahmen Spazier-gänge am See, fuhren mit den Bergbahnen auf die umliegenden Berge und liessen es sich zum Tarif von vielleicht zwölf Franken pro Tag gut gehen. Ob der Rabatt sich nur auf die Übernachtung bezog oder auch bei Halb- bzw. Vollpension zurAnwendung kam, entzieht sichmeiner Kenntnis. Nach ihrer Rückkehr aber berichteten die zwei Pensionäre, sie hätten abends zum Ausgleich etwas teurere Weinegetrunken.

Ob das Hotel den Rabatt auch dieses Jahr anbietet, wird man sehen. Gut möglich, dass die zweiSenioren schon wieder auf gepackten Koffern sitzen und sich auf die Herbstferien freuen, der ja dann naturgemäss noch ein bisschen günstiger ausfallen wird als der letzte. Und wenn wir einen kurzen Blick in die Zukunft wagen, sosehen wir den Herbst nahen, an dem die Beiden 100 Prozent und mehr Rabatt erhalten. Dannwerden sie beim Auschecken von der Rezeptionistin Geld bekommen und reicher aus den Ferien zurückkehren, als sie gegangen sind.

Alex Capus

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