13 Wochen Ferien
Ich trete aus dem Hinterausgang der Stadthalle in die Sonne. Natürlich «tenue korrekt», den Reissverschluss der olivgrünen Jacke bis zum Orange hochgezogen, das Hemd in der Hose, das Schuhwerk schwarz. Mit einem Kaffee in der Hand setze ich mich zu den drei anderen Zivilschützern. «Natürlich ihr zwei!», lache ich, «wenn wer weiss, wie Pause machen, dann die Lehrer!»
Im Zivilschutz treffen die unterschiedlichsten Menschen (beziehungsweise Männer) aufeinander. Aktuell zum Beispiel im Oltner Impfzentrum im Einsatz: ein Metzger, ein Medizinstudent, ein Treuhänder, ein Software-Entwickler, ein Spediteur. Oder ein Marketing-Mensch, der bei einem Supermarkt-Riesen für die Schaufenster-Deko zuständig ist und darum weiss, was LED-Schneemann auf Französisch heisst. Oder ein Metallbauer, der in seiner Freizeit auf seiner Handorgel serbische Volkslieder spielt und es damit auf nicht weniger als 40000 Likes auf Facebook geschafft hat. Und eben Lehrer.
«13 Wochen Ferien und immer noch am Jammern!», ruft der Spediteur, als die beiden Pädagogen sich zu verteidigen beginnen. Sie erzählen von Vorbereitungszeit, davon, dass ein Aufsatz zu korrigieren pro Schülerin, pro Schüler gut und gerne eine Stunde dauere, von Eltern, die um 23 Uhr auf Whatsapp nervten, von Schulen, in deren Arbeitsvertrag stehe, dass E-Mails innerhalb von 24 Stunden beantwortet werden müssten – auch am Wochenende.
Nichts Neues für mich mit meinen mindestens dutzend Lehrpersonen als Freunde. Der Spediteur aber scheint ehrlich entsetzt. «Drum braucht ihr also so viel Ferien», sagt er, und ich denk mir: In der Stadthalle bringt der Zivilschutz nicht nur die Pandemie Dosis für Dosis zu Ende, sondern die Gesellschaft auch Kaffee für Kaffee ein bisschen mehr zusammen.