Zukunft Kloster – Balanceakt zwischen Erbe und Entwicklung

Kapuzinerkloster Olten Was mit dem Kapuzinerkloster in Zukunft passiert, ist noch offen. Ein neu gegründeter Verein möchte die Bevölkerung bei der Entwicklung mit ins Boot holen.

Bei aller Offenheit: Werner Good möchte das spirituelle Erbe des Klosters pflegen. (Bild: Caspar Reimer)
Bei aller Offenheit: Werner Good möchte das spirituelle Erbe des Klosters pflegen. (Bild: Caspar Reimer)

Die Zukunft des Kapuzinerklosters Olten gibt viel zu reden – noch steht nicht fest, was in den historischen Gemäuern und im Klostergarten geschehen soll, wenn die letzten Kapuzinerbrüder nach fast 400 Jahren an Ostern 2024 ausziehen. Der Stadtrat möchte die Musikschule im Klostergebäude ansiedeln, eine Machbarkeitsstudie, welche die Stadt in Absprache mit dem Kanton Solothurn durchführt, soll aber auch Abklärungen zu anderen städtischen Nutzungen beinhalten.

Um die Bevölkerung mit ins Boot zu holen, haben Werner Good und Theo Ehrsam – beide Jahrzehnte im Dienste der Katholischen Kirche Olten – mit einigen interessierten Personen eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich unter dem Namen «Freundinnen und Freunde des Kapuzinerklosters Olten» konstituiert hat. Rund 80 Personen haben am 12. September an einer Informationsveranstaltung teilgenommen, Fragen gestellt und selbst Wünsche eingereicht. Dabei hat sich gezeigt, dass die Kapuziner zwar ausziehen, das Bedürfnis nach einer spirituellen Oase mitten in der Stadt aber nach wie vor bewegt: «Es wurde der Wunsch geäussert, dass in der Kirche eine tägliche Messe stattfindet», berichtet Werner Good beim Gespräch mit dem Stadtanzeiger. Dazu sagt er nun: «Wir sind diesbezüglich in Kontakt mit dem Bistum, aber ich denke, dass dies in der heutigen Zeit nicht mehr möglich sein wird.» Dann macht er eine Pause und sagt ruhig: «Man muss das aufnehmen, was heute ist.»

Die vom Stadtrat vorgebrachte Idee, mit der Musikschule das Kloster zu beleben, scheint Werner Good sinnvoll – auch im Kloster Sursee sei dies so gehandhabt worden. Andere Vorschläge wie etwa eine Notschlafstelle, eine Jugendherberge oder einen Kunstraum sowie eine Bibliothek sieht Good kritisch. «Das Kloster ist kleinräumig und deshalb nicht für alle Zwecke geeignet. Das Sitzungszimmer ist neben dem Refektorium, der jetzigen Bibliothek und der Kirche der grösste Raum.» Hinzu komme, dass das Gebäude unter Denkmalschutz stehe – es darf kaum etwas verändert werden. «Bei einer Musikschule sind diese Voraussetzungen gegeben.»

Andere Konfessionen ansprechen

Der neu gegründete Verein möchte «nicht Vorschläge verhindern», sondern ein Scharnier zwischen Bevölkerung und Kloster bilden: «Uns geht es eigentlich darum, dass die Kirche für besinnliche Stunden, kirchliche Feiern und kulturelle Anlässe erhalten bleibt sowie der Garten für die Bevölkerung offen ist. Er soll nicht zu einer Partymeile werden.» Auf die Frage, inwieweit der christliche Gedanke in den Gemäuern des Klosters weiterleben solle, sagt Good: «Das war schon bei der Gründungsveranstaltung unseres Vereins eine grosse Diskussion. In den Statuten steht, dass der Geist der Kapuziner weitergelebt werden soll. Da kam der Vorwurf, dass dies in die Vergangenheit gerichtet sei. Dabei möchten wir einfach das Erbe im spirituellen, kulturellen wie im sozialen Sinne weiterpflegen, aber gleichzeitig nach vorne schreiten.»

Der Theologe hofft, bei möglichst breiten Bevölkerungsschichten das Interesse zu wecken. Für Konzerte, wie in der Vergangenheit jährlich der Auftritt des Solothurner Veteranenspiels, oder andere kulturelle Veranstaltungen soll das Kloster weiterhin Raum bieten. Auch der Verein selbst plant für den kommenden Winter eigene Veranstaltungen – Konkretes lässt sich noch nicht sagen. Zudem sagt Good: «Olten ist Multikulti. Deshalb wollen wir Anlässe im Kloster mit anderen Konfessionen und Religionen, wie mit Muslimen, gestalten.»

Weibliche Verstärkung gesucht

Werner Good lebt seit 30 Jahren in Olten und hat sich in den Jahren im kirchlichen und sozialen Bereich vielfach betätigt. Zudem sass der jetzt 80-Jährige für die SP im Oltner Gemeinderat. Theo Ehrsam, einst Kirchenratspräsident, ist ausserhalb der kirchlichen Kreise als langjähriger Rektor des Kantonsschule Olten bekannt. Aktuell besteht der Vorstand des neuen Vereins aus fünf Personen. «Wir suchen noch eine Frau aus der Region, die sich gerne bei uns engagieren möchte.» Noch hat der Verein keine Internetseite, sie ist aber in Planung. Der Mitgliederbeitrag für Einzelpersonen beträgt 40 Franken im Jahr.

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