Was passiert mit dem «Rohdiamanten»?

Verkaufsabsicht Der Inhaber der Eismanufaktur Rubi’s Ice Creamery, Hans Peter Rubi, sucht einen Käufer für sein Kleinunternehmen. Weiterarbeiten möchte er aber dennoch gerne – trotz seiner 72 Jahre.

Die Manufaktur ist nicht ausgelastet, der Absatz zu gering: Doch eigentlich will Hans Peter Rubi weitermachen. (Bild: Achim Günter)
Die Manufaktur ist nicht ausgelastet, der Absatz zu gering: Doch eigentlich will Hans Peter Rubi weitermachen. (Bild: Achim Günter)

Hans Peter Rubi klopft gerne mal einen Spruch. Nicht immer ist auf Anhieb zu erkennen, ob er das eben Gesagte ernst meint oder nicht. Kein Spass ist: Er sucht für sein Geschäft einen Käufer. Und das dürfte vielen Glaceliebhabern gar nicht munden.

Der gebürtige Berner Oberländer aus Grindelwald, der jedoch mütterlicherseits familiäre Verbindungen in die Region Olten aufweist, führt seit 2014 am Klosterplatz eine Eismanufaktur. Nicht etwa einen Glaceladen. Der Unterschied ist ihm wichtig, weil gemäss schweizerischem Lebensmittelgesetz an den Begriff «Glace» geringe Qualitätsanforderungen gestellt werden. Rubi hingegen verwendet zum Beispiel Palmfett nicht als Zutat, auf Aroma- und Farbstoffe verzichtet er. Und wenn immer möglich setzt er auf Bioprodukte. «Ich stelle ausschliesslich Schweizer Natureiscreme her. Alles ist aus natürlichen Rohstoffen gemacht.» Die Bio-Bergmilch bezieht er von einer Käserei im Entlebuch. Mittels unterschiedlicher Farben deklariert er der Kundschaft die verschiedenen Qualitätskategorien: Milcheis, Rahmeis, Doppelrahmeis sowie Sorbets und Vegan.

Start nach der Frühpensionierung

Sein kleines Unternehmen gründete er als Start-up unter dem Namen Swiss Exotic Ice Cream AG. Bis 2019 firmierte der Laden unter dem Namen GlaceGalerie Olten, nach einem Rebranding seither als «Rubi’s Ice Creamery». Angefangen hatte er 2014 im schon fortgeschrittenen Alter von 63 Jahren, nachdem er unfreiwillig frühpensioniert worden war, sich aber noch nicht zur Ruhe setzen mochte. Also startete er als Eisproduzent und -verkäufer durch. Rubi hatte einst eine Lehre als Konditor-Confiseur gemacht, dann lange in der Hotellerie und Gastronomie sowie in der Nahrungsmittelindustrie gearbeitet und später mehrere Weiterbildungen in der Eisherstellung besucht.

An Kundschaft mangelte es ihm über die vergangenen neun Jahre nicht. Zufrieden mit der Entwicklung ist er gleichwohl nicht. «Ich kann zu wenig produzieren, weil ich zu wenig Absatz habe.» Hergestellt hat er die diversen Sorten stets in Olten – wider Willen. «Es war nicht die Idee, dass die Manufaktur so lange hierbleibt. Der Quadratmeterpreis für eine Manufaktur ist hier eigentlich viel zu teuer. Nun war sie neun Jahre lang nur zu einem Viertel ausgelastet – das ist schade.»

Aus finanziellen Gründen habe er es aber nicht hinbekommen, anderswo zu produzieren und dann auch mehr Filialen eröffnen zu können. «Wegen der Altersdiskriminierung.» Was er damit meint: Mit seinem fortgeschrittenen Alter wurden ihm keine Kredite zur Weiterentwicklung seines Kleinunternehmens gewährt. Deshalb steht nun vor dem Geschäft auf einem Schild und auf der Website geschrieben: «Altershalber zu verkaufen».

Sein Alter ist aber eigentlich nur die vorgeschobene Erklärung. Der eigentliche Grund sei die fehlende Entwicklungsperspektive. Beziehungsweise die fehlenden finanziellen Möglichkeiten. Auch die Eröffnung einer Filiale in Nidau am Bielersee im Jahr 2022 löste die Probleme des zu geringen Absatzes nicht. Von der Einzigartigkeit seiner Produktpalette ist der 72-Jährige aber nach wie vor überzeugt. Rubi’s Ice Creamery sei «ein toller Rohdiamant».

«Interessenten stehen nicht Schlange»

Am liebsten wäre ihm denn auch kein gänzlicher Verkauf, sondern vielmehr ein Einstieg von Mitstreitern. Stimmen die Rahmenbedingungen, kann er sich vorstellen, seine Firma für gut 200000 Franken zu veräussern. Das allerdings nur, wenn er weiterhin einen Teil der Aktien hielte. «Und solange ich gesund bin, bin ich gerne bereit, weiterhin mitzuhelfen.» Die Kaufsumme würde grundsätzlich alles umfassen, also Gerätschaften, Produktepalette, Rezepturen und Markenrechte. «Die Interessenten stehen nicht Schlange. Aber es werden Gespräche geführt», schildert er den bisherigen Gang der Verkaufsbemühungen. Reaktionen erreichen ihn auch von Seiten der Gäste. Manche setzten sich dafür ein, dass eine gute Lösung gefunden werde. Klar: Sie wollen ja auch künftig nicht auf ihre Lieblings-Eismanufaktur mitten in Olten verzichten müssen.

Im Falle eines Verkaufs könnte Hans Peter Rubi endlich sein Arbeitspensum reduzieren. «Seit vorletztem März arbeite ich neun Tage pro Woche.» Wie bitte? «Ja, zusammen mit der Produktion und hochgerechnet auf ein normales Arbeitspensum. Aber statt zuhause auf dem Sofa zu sitzen, kann ich auch hier auf Kunden warten.» Rubi lacht. Und ein hundertprozentiger Ruhestand ist wirklich noch kein Thema? Der 72-Jährige lacht erneut. «Darüber braucht man nicht nachzudenken, der kommt dann von alleine.»

rubis.cool

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