«Verschafft mir viel Genugtuung»

Sondermünze Die Schweizerische Eidgenossenschaft liess aus Anlass des 175-Jahr-Jubiläums der Bundesverfassung eine Sondermünze in Gold und Silber gestalten. Geschaffen hat sie Peter Salzmann, Inhaber einer Oltner Firma.

«Ein sehr spezieller Moment für mich.» Peter Salzmann freut sich mit Bundesrätin Karin Keller-Sutter und Jan Niklas Betz, Stellvertretender Geschäftsleiter/Leiter Marketing und Verkauf bei Swissmint (v.l.). (Bild: Roman Burri)

«Ein sehr spezieller Moment für mich.» Peter Salzmann freut sich mit Bundesrätin Karin Keller-Sutter und Jan Niklas Betz, Stellvertretender Geschäftsleiter/Leiter Marketing und Verkauf bei Swissmint (v.l.). (Bild: Roman Burri)

Peter Salzmann hält das Belegexemplar in Ehren. (Bild: Achim Günther)

Peter Salzmann hält das Belegexemplar in Ehren. (Bild: Achim Günther)

Herr Salzmann, eine Sondermünze für die Eidgenossenschaft gestalten dürfen – das dürfte in der Berufskarriere etwas Einmaliges sein?

Das ist absolut einmalig. Für viele Gestalter dürfte es ein Lebenstraum sein, einmal eine solche Münze machen zu dürfen. Mein Vater war Grafiker – und auch Künstler. Auch er wollte eine solche Arbeit, wie ich sie nun realisieren durfte, unbedingt mal machen. Für ihn blieb es bis zum Ende ein Traum. Es gibt Personen, die sehr lange darauf hinarbeiten, mal eine Münze oder zum Beispiel auch eine Briefmarke gestalten zu dürfen.

Wie kamen Sie zum Auftrag? Es gab doch bestimmt eine Ausschreibung?

Es gibt Ausschreibungen, wenn dafür genügend Zeit bleibt. In der Regel ist das Verfahren heutzutage jedoch ein anderes. Die Eidgenössische Münzprägestätte Swissmint pflegt Kontakte zu verschiedenen Gestaltern. Um diesem Pool anzugehören, muss man bestimmte Kriterien erfüllen. Die Swissmint-Verantwortlichen achten bei den einzelnen Projekten darauf, mit welchem Künstler sie gerne zusammenarbeiten würden. Dessen Stil und Fähigkeiten sind entscheidend. Bei einer Einladung werden dann verschiedene mögliche Sujets vorgeschlagen. Ich persönlich schielte immer auf den Auftrag «175 Jahre Bundesverfassung». Der Marketingleiter von Swissmint machte mich darauf aufmerksam, dass es sich dabei wohl um ein eher schwieriges Thema handeln dürfte. Als Gestalter mag ich schwierige Aufgaben, deshalb wollte ich diesen Auftrag erst recht unbedingt ausführen.

Wann bekamen Sie den Zuschlag?

Der Vertrag wurde im letzten Oktober unterschrieben. Es gab einen sogenannten Künstlervertrag. Der besteht zwischen der Eidgenossenschaft und einer Einzelperson. Der Vertrag sieht vor, mehrere Entwürfe abzuliefern. Mindestens fünf für die Bildseite. Die Entwürfe müssen so gut sein – auch argumentativ –, dass Swissmint einen auswählen kann. Ich reichte sechs Vorschläge ein. Die Jury hat gleich zwei davon ausgewählt – einen für die Bild- und einen für die Wertseite. Üblicherweise wird bloss für die Bildseite ein Motiv verwendet, für die Wertseite hingegen ein Standardmotiv.

Ach ja?

Ja, und was ebenfalls aussergewöhnlich ist: Der Auftrag beinhaltete eigentlich die Gestaltung einer Silbermünze. Man fand dann aber das Jubiläum 175 Jahre Bundesverfassung so bedeutend, dass man auch eine Goldmünze anfertigen wollte. Das bedeutet doppelte Arbeit, denn eine Silbermünze ist einiges grösser. Bei der Goldmünze muss man auf einige Details verzichten, damit es technisch überhaupt umsetzbar ist. Für den Laien wirken sie wohl identisch. Es gibt aber kleine Unterschiede – technisch bedingt: Wird eine bestimmte Grösse unterschritten, entfallen feinste Details, weil diese nicht mehr ins Prägewerkzeug gefräst werden können.

Sie haben auf der Bildseite die Präambel der Bundesverfassung grafisch umgesetzt. Gab es Vorgaben, oder waren Sie in der Gestaltung frei?

Ich war völlig frei. Es galt einfach eine Münze zu «175 Jahre Bundesverfassung» zu gestalten. Anders als beim Ehren einer bekannten Persönlichkeit ist das Feld möglicher Motive hier völlig offen. Das Thema ist abstrakt. Für mich stand fest, dass zumindest ein Vorschlag etwas mit dem Inhalt der Bundesverfassung zu tun haben sollte. Zum ersten Mal in meinem Leben befasste ich mich vertieft mit der Bundesverfassung. Es ist ein lebendiges Werk, ständig im Fluss. Als Gestalter stört es mich, wenn es sich um ein Projekt handelt, das nie fertig ist. Also suchte ich die Konstante, die Essenz des Buches. Und die findet sich in der Präambel: unser Wertesystem. Diese Werte haben sich seit 1848 nicht verändert. So befasste ich mich mit der Symbolik der dort genannten Begriffe. Ich wollte mich auf jene konzentrieren, die wir alle gut verstehen. Auf Symbole, die jeder auf Anhieb begreift – auch wenn einer nicht Numismatiker ist. Die Friedenstaube zum Beispiel versteht jedes Kind.

Auf der Rückseite der beiden Münzen findet sich nun eine Darstellung der Helvetia.

Genau. Wobei diese Helvetia eigentlich gar nicht die Helvetia ist. Jene, welche die Helvetia sehen wollen, sehen sie. Aber die Vorlage dafür war die Engelsdarstellung in der Glasmalerei in der Bundeshauskuppel. Einzig den Engel abbilden wollte ich aber nicht. Das war mir zu platt. Ich ging auf die kritischen Stimmen ein, die seit 1848 fordern, den Gottesbezug aus der Verfassung zu tilgen. Ich liess deshalb beim Engel die Flügel weg – es ist also nicht Helvetia, sondern jener Engel ohne Flügel. Die vom Gebrauchsgeld bekannte Helvetia ist mit Lanze und Schild bewaffnet. «Meine» Helvetia hingegen hat einen Olivenzweig in der Hand – das Symbol für Frieden. Also wird aus der Helvetia eine Friedensbotschafterin. Ergänzt durch eine Taube, die einen Teil des Zweiges nach aussen trägt. Wir haben 175 Jahre Frieden im Land. Gerade in der heutigen Zeit ein unvorstellbar wichtiger Wert: Noch nie wurden so viele Kriege geführt wie jetzt, noch nie gab es so viele Flüchtlinge wie jetzt.

Lanciert wurde die Sondermünze dann am 5. Juni, als Sie in der Eidgenössischen Münzprägestätte Swissmint gemeinsam mit Finanzministerin Karin Keller-Sutter eine Pressekonferenz abhielten.

Das war eine grosse Ehre – und unüblich dazu. Normalerweise findet die Lancierung einer Sondermünze nicht mit bundesrätlicher Begleitung statt. Aber man kann sich vorstellen, dass diese Münze auch die Schweiz gegen aussen repräsentiert. Die Pressekonferenz mit Bundesrätin Karin Keller-Sutter war ein sehr spezieller Moment für mich. Ich war im Vorfeld der PK maximal aufgeregt, das ist ja nichts Alltägliches. Und ein Gestalter wie ich ist sich nicht gewohnt vor einer Kamera zu stehen und sucht eine solche auch nicht. Aber überraschenderweise hat mir der Anlass grossen Spass bereitet – wie auch die Interviews im Anschluss. Das Tessiner Fernsehen befragte mich für einen Beitrag abends im «Telegiornale». Also: Viel Ehre und viel ungewohnter Wirbel für mich.

Kurze Zeit später machte ein SRF-Team einen Tag lang Aufnahmen für eine Sondersendung am 1. August – mit Ihnen in prominenter Rolle.

Ja, ich fuhr nur zwei Tage danach wieder nach Bern, für eine Co-Produktion der SRG. Ich traf wiederum Tessiner TV-Leute an – allerdings andere Personen. Aber die wussten bereits gut Bescheid. Es war sehr sympathisch, und für mich völlig überraschend, wie einfach und völlig unaufgeregt diese Filmaufnahmen abliefen.

Anfang Juli wurde «Ihre» Münze im Bernerhof, dem Sitz des Eidgenössischen Finanzdepartements, im Rahmen der «Offenen Bundesmeile» erstmals verkauft.

Ich hatte eine Einladung mit VIP-Pass erhalten. Bei Swissmint war bereits viel los, als ich eintraf. Da gab es sogar Numismatiker, die auf mich warteten. Ich war zuerst völlig überrumpelt. Einer sagte mir, er sei bereits morgens um 6 Uhr angestanden, um dann bei der Türöffnung um 13 Uhr der Erste zu sein. Er habe die allererste Münze gekauft. Er bat mich um ein gemeinsames Foto mit ihm. Dann folgten weitere Gespräche und Interviews, mit Medien und Privatleuten.

Wurden da schon viele Exemplare verkauft?

Es war beeindruckend, was sich da abspielte. Die allermeisten Leute hatten Bargeld dabei – und nicht wenige trugen einen Sack voll Münzen nach Hause. Die Goldmünze kostet immerhin fast 800 Franken, die silberne 79 Franken.

Ich nehme an, dass Sie als Gestalter der Münzen je ein Exemplar kostenlos erhalten haben.

Als Gestalter erhielt ich ein Belegexemplar von der Silbermünze, vom ursprünglichen Auftrag also. Aber ich wollte unbedingt auch eine Goldmünze haben. Ich habe mir meine Münzen selber gekauft.

Welche Feedbacks auf Ihre Gestaltung kamen Ihnen bisher zu Ohren?

Numismatiker, also Leute, die sich mit der Symbolik und der Gestaltung eingehend befassen, können den beiden Münzen scheinbar sehr viel abgewinnen. Auch aus dem persönlichen Umfeld Karin Keller-Sutters habe ich gehört, dass die Münzen sehr gut ankommen. Zudem möchten wildfremde Leute, die an sich mit einer Münze üblicherweise nichts am Hut haben, diese Sondermünze besitzen, weil sie ihnen gefällt. Es ist ein schönes Feedback, zu sehen, dass Gestaltung, Arbeit und eingeflossener Geist honoriert werden. Das verschafft mir viel Genugtuung.

Und nun freuen Sie sich auf die Ausstrahlung der SRF-Sendung am 1. August?

Selbstverständlich. Üblicherweise feiert am 1. August meine gesamte Familie samt Anhang bei uns eine Gartenparty. Nun ist völlig klar, dass wir diesmal bei der Ausstrahlung der Sendung alle gemeinsam vor dem TV sitzen werden. Es ist auch für meine Familie ein spezieller Moment: Alle wissen, dass mein Vater, der schon lange verstorben ist, einen solchen Auftrag auch gerne gemacht hätte. So schliesst sich ein innerfamiliärer Kreis. Nun hat es also doch jemand aus der Familie geschafft, eine solche Sondermünze gestalten zu dürfen.

Peter Salzmann

Der Typo-Designer Peter Salzmann ist gelernter Mechaniker und hat später die grafische Fachschule in Aarau absolviert. 1994 gründete er die in Olten angesiedelte Kommunikationsagentur Salted GmbH, damals als Einzelfirma. Die Firma hat aktuell acht Mitarbeitende. Salzmann ist 58-jährig und wohnt mit seiner Frau in Starrkirch-Wil. Die SRF-Sendung mit dem Beitrag über Peter Salzmann wird am 1. August ab 20.10 Uhr ausgestrahlt. agu

www.sondermuenze.ch

 

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