«Unsere Freundschaft war enorm tief»

Stiller Has Der Oltner Musiker Roman Wyss prägte seit 2016 als Pianist, Komponist und Produzent die Band «Stiller Has», deren Leadsänger Endo Anaconda letzte Woche überraschend verstorben ist. Der 49-jährige Wyss trauert um einen engen Freund.

Ein Bild aus dem vergangenen Oktober. Roman Wyss (links) und Endo Anaconda im Garten der Familie Wyss. (Bild: Patrick Lüthy)
Ein Bild aus dem vergangenen Oktober. Roman Wyss (links) und Endo Anaconda im Garten der Familie Wyss. (Bild: Patrick Lüthy)

Roman Wyss, letzte Woche ist Endo Anaconda verstorben, mit dem Sie seit Jahren mit der Band Stiller Has gemeinsam auf der Bühne standen. Wie geht es Ihnen mit ein paar Tagen Distanz?

Roman Wyss: Es ist nach wie vor ein herber Verlust, sehr traurig, unfassbar. Und es ist ein Wechselbad der Gefühle. Die letzten Tage waren sehr intensiv. Es gab viel zu organisieren. So richtig konnte ich das Ganze bisher gar nicht verarbeiten. Die Anteilnahme der Öffentlichkeit ist gross. Das zeigt, dass eben nicht einfach «nur» ein Sänger gestorben ist, sondern eine Art Lebensgefühl. Die Identifikation mit ihm war oft sehr stark zu spüren, etwa bei Autogrammstunden.

Andreas Flückiger alias Endo Anaconda litt an Lungenkrebs, erfuhr das aber erst Ende Januar und starb dann unerwartet schnell.

Noch vor einem Monat standen wir gemeinsam auf der Bühne – mehr oder weniger in alter Frische. Zwar spürte man, dass er ein wenig angeschlagen war, aber an so etwas hätte ich nicht im Entferntesten gedacht.

Wer wird Ihnen fehlen? Der Musiker, der Bandleader, der Freund, der leidenschaftliche Debattierer?

Der Freund. Wir waren uns äusserlich ja nicht wirklich ähnlich. Aber als Duo haben wir funktioniert. Auf einer persönlichen, privaten Ebene haben wir uns getroffen. Die Freundschaft zwischen uns war enorm tief. Die private Ebene wird mir vor allem fehlen – und in Erinnerung bleiben.

Endo Anaconda galt auch als sehr streitbarer Mensch. Gab es heftige Streitereien zwischen Ihnen?

Nicht wirklich. Er war natürlich ein Mensch, der gerne polarisierte. Das nahm man ja in der Öffentlichkeit auch wahr. Aber man nahm in der Öffentlichkeit gleichzeitig eben auch wahr, dass er eine sehr liebenswürdige Art hatte. Das bestimmte auch unsere Beziehung. Wir hatten in den vergangenen Jahren nur höchst selten Streit. Und wir diskutierten oft miteinander, tauschten uns aus über Politik, Philosophie, Gesellschaft. Wir waren oft gleicher Meinung, grosse Meinungsverschiedenheiten gab es eigentlich nie.

In den letzten Jahren hielt sich Anaconda oft in Olten auf, im Hotel Astoria, bei Ihnen und Ihrer Familie, bei Proben in der Schützi. Nun wollte er sogar nach Olten ziehen. Schlug das Herz von Stiller Has zuletzt in Olten?

Irgendwie schon. Andererseits hatte Endo ein universelles Denken. Eine Zugehörigkeit zu etwas oder der Heimatbegriff an sich war für ihn immer zu einengend. Wäre er nun nach Olten gezogen, hätte man vielleicht von einer Oltner Band reden können. Ich aber habe das noch nicht gespürt, ich fand immer, Endo gehöre nach Trub, ins Emmental. Die dortige Abgeschiedenheit gehörte sehr stark zu seiner Persönlichkeit. Allerdings hätte auch die Stadt Olten zu seiner Art als Mensch ausgezeichnet gepasst. Er hatte sich hier ja schon recht gut eingelebt, der Oltner Geist entsprach ihm sehr.

Ende Oktober sind Sie im Oltner Stadttheater im Rahmen der Abschiedstournee mit Stiller Has aufgetreten. Viele weitere Konzerte hätten im Jahresverlauf 2022 und sogar bis 2023 an diversen Orten folgen sollen.

Stiller Has ohne Endo ist nicht Stiller Has. Ergo werden die terminierten Konzerte nicht stattfinden. Insofern ist jetzt für uns drei verbliebenen Bandmitglieder fertig, denn es gibt keinen Grund, weiter als Stiller Has auf die Bühne zu gehen. Man muss es so nehmen, wie es ist: Endo ist nicht mehr hier.

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