Über die Grenzen von richtig und falsch hinwegtanzen

Tanzvermittlung Die Tanztage Olten vermitteln die Kunst des Tanzes auch an die junge Generation. Neben Workshops in Schulklassen fand am Samstag ein tänzerischer Anlass für die ganz Kleinen statt.

Die Choreografin Nicole Seiler liebt Tanzen über alles. (Bilder: Caspar Reimer)

Die Choreografin Nicole Seiler liebt Tanzen über alles. (Bilder: Caspar Reimer)

16 Kinder sind zum Workshop gekommen, um sich tänzerisch auszutoben.

16 Kinder sind zum Workshop gekommen, um sich tänzerisch auszutoben.

Das ist Magie», sagt Ursula Berger begeistert. Die künstlerische Leiterin der Oltner Tanztage und Vereinspräsidentin von «Tanz in Olten» spielt auf ein Missgeschick an, das einem Teilnehmer eines Tanzworkshops für Schulklassen, der im Rahmen der Oltner Tanztage stattfand, passiert ist. «Der Junge wollte aus einem Sprung in den Spagat gehen, doch er fiel hin. Aus diesem vermeintlichen Fehler ist eine unglaublich schöne Bewegungsform entstanden.» Spielerischer Tanz solle die Kategorien von «richtig und falsch, die in unserer Kultur stark verwurzelt sind, aufbrechen. Kinder und Jugendliche können lernen, die Selbstzensur zu überwinden».

Allein am Freitag sind 150 Schülerinnen und Schüler der Unterstufe an Oltner Schulen in den Genuss eines Tanzworkshops gekommen, am Samstag dann fand im Dance Studio Olten am Katzenhubelweg ein Workshop für Kinder ab vier Jahren statt. Die Workshops sollen das Interesse an Tanz als Kunstform wecken, sagt Ursula Berger weiter. Vor allem ginge es darum, spielerische Formen abseits heutiger Medienkanäle wie Youtube oder Tiktok zu vermitteln. «Man sagt doch: Alles, was wir nicht im Gehirn gespeichert haben, beachten wir nicht, weil wir denken, es nicht zu verstehen. Dagegen arbeiten wir.»

Bewegung ist alles

16 Kinder waren am Samstag ins Dance Studio Olten gekommen, um sich von Choreografin Nicole Seiler an die Kunst des Tanzes heranführen zu lassen. Dabei wählte sie Sequenzen aus ihrer eigenen Kinder- und Jugendproduktion – ein Bühnentanzstück mit dem Titel «Wouah!», welches am Sonntag und Montag ebenso im Rahmen der Tanztage aufgeführt wurde. Voller Erwartung, gebannt und bewegungshungrig zugleich liessen sich die Kinder auf das tänzerische Abenteuer ein, folgten den Bewegungen der Choreografin und brachten sich auch mit eigenen kleinen Kunststücken und Turnübungen ein – von der Hemmung, etwas falsch oder nicht richtig zu machen, fehlte jede Spur.

Auf die Frage des Journalisten, was den Tanz mit Kindern oder Jugendlichen auszeichne, sagt Nicole Seiler: «Kinder reagieren direkt, ungefiltert, sie zensurieren sich nicht.» Im Tanz könnten Kinder Bedürfnisse ausleben, die in der Gesellschaft nicht gerne gesehen sind – Herumalbern etwa, oder auch die Langeweile. «Das sind alles Dinge, die Kindern von Anfang an eigen sind. Mit dem Hineinwachsen in die Gesellschaft werden diese verlernt. Der Tanz bietet da einen Raum.»

Die Tiefe im Tanz

Die in Zürich geborene Nicole Seiler gründete 2002 in Lausanne, wo sie seit 30 Jahren lebt, ihre eigene Tanzcompagnie, nachdem sie in zahlreichen Schweizer Formationen als Tänzerin gearbeitet hatte. Als Performerin hat sie an mehreren Kreationen im Aus- und Inland mitgewirkt, doch als Künstlerin ist sie noch auf anderen Pfaden unterwegs: 2020 hat sie etwa das Drehbuch für einen Dokumentarfilm mit dem Titel «Trixie» geschrieben – ein einfühlsames Portrait einer Tänzerin und Choreografin. Mit «Wouah!» hat die 52-Jährige nun ihr erstes Kinder- und Jugendwerk geschaffen. «Die Idee dazu ist mir gekommen, als ich in Lausanne einen Workshop gegeben habe. Dort versuchten wir einige verrückte Dinge. Ich dachte mir, dass sich daraus ein Bühnenstück für Kinder und Jugendliche machen liesse.» Dabei erzählt «Wouah!» nicht eine Geschichte vom Anfang zum Ende, sondern bildet eine Art Mosaik aus Absurditäten, die der Alltag mit sich bringt. Was sie persönlich am Tanz begeistere? «Wenn ich es mit dem Wort, also mit dem Theater vergleiche: Tanz ist weniger genau, weniger spezifisch. Aber er hat eine Tiefe, die mich berührt. Er geht an die Wurzeln meines Daseins.» Mit ihrer Begeisterung vermochte Nicole Seiler die Kinder anzustecken.

www.tanzinolten.ch

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