Stadtarchiv liegt in neuen Händen
Übergabe Sandra Morach ist die neue Oltner Stadtarchivarin. Die erfahrene und bestens ausgebildete Archivarin löst Marc Hofer nach fast elf Jahren in diesem Amt ab.
Sandra Morach ist eine kundige Archivarin und eine begeisterte Oltnerin. «Es ist ein gutes Gefühl, mich als Archivarin für unsere schöne Stadt zu engagieren», sagt die 34-jährige, die ihre neue Stelle mit Beginn des Monats angetreten hat. Ausgestattet mit einem Studium in deutscher Sprach- und Literaturwissenschaft sowie Philosophie an der Universität Zürich, kann Morach bereits einen beachtlichen Erfahrungsschatz als Archivarin vorweisen, und zwar sowohl in grossen Archiven wie dem Zürcher Staatsarchiv als auch in kleineren wie dem Universitätsarchiv Zürich, wo sie neben ihrer neuen Stelle in Olten weiterarbeitet. «Ich kenne beide Seiten. An kleinen Archiven schätze ich, dass man von A bis Z in alle Abläufe involviert ist. Das ist zwar herausfordernd, aber abwechslungsreich und bringt mir für meine Arbeit als Stadtarchivarin in Olten sicherlich viel.» Um ihrem Ausbildungsweg das Tüpfchen auf dem «I» zu setzen, absolviert sie zurzeit in Chur den Masterstudiengang Information Science.
Mittelalterliche Dokumente
Unterstützt wird Sandra Morach noch in diesem Monat von Marc Hofer, der das Stadtarchiv Olten als Vorgänger seit 2012 geleitet hat. «Ein Monat ist eigentlich eine kurze Zeit für eine solche Übergabe, vor allem, wenn man bedenkt, dass wir beide nur zwei Tage die Woche im Stadtarchiv arbeiten», sagt der 65-Jährige, der zudem eine eigene auf Archivorganisation spezialisierte Firma besitzt. Und weiter erzählt er: «Die Antrittsbesuche bei den verschiedenen Ämtern und Stellen haben wir schon gemacht. Man ist als Stadtarchivar ja nicht nur für das Archiv, sondern auch für die Aktenführung in der ganzen Verwaltung zuständig.»
In erster Linie trägt der Stadtarchivar die Verantwortung für das gesetzliche Archiv der Stadt, denn jede Gemeinde oder Stadt ist verpflichtet, ein eigenes Archiv zu führen. «Wir haben im Stadtarchiv Dokumente, die bis ins Mittelalter zurückgehen. Diese müssen professionell konserviert werden», sagt Hofer. Weiter muss der Stadtarchivar die Aktenführung in der Verwaltung beaufsichtigen und darum besorgt sein, dass die richtigen Dokumente dem Archiv abgeliefert werden. «Ein grosser Teil wird nach der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist von zehn Jahren vernichtet. Nur juristisch oder historisch bedeutende Dokumente wie Sitzungsprotokolle, etwa jene des Stadtrats oder der Kommissionen, kommen in das Archiv.»
Professionalisierung des Berufs
Das Berufsbild des Archivars hat sich in den letzten Jahren verändert. Hofer, promovierter Historiker und Absolvent eines Studiums in Philosophie, der vor seiner Tätigkeit in Olten fast zwölf Jahre im Bundesarchiv gearbeitet hatte, erinnert sich: «Damals lief alles über Learning by Doing. Ich war nicht für die Archivarbeit ausgebildet und habe mir die erforderlichen Kompetenzen in einem Nachdiplomstudium erworben.» Heute müsse, wer als Archivarin oder Archivar arbeiten will, eine abgeschlossene Ausbildung mitbringen: «Das geht von einer Lehre, über eine Ausbildung an einer Fachhochschule bis zu einem Studium.» Umgekehrt habe sich die Nutzung von Archiven geändert: Durch das Internet seien viele Informationen breit verfügbar. «Es kommt nur noch sehr selten vor, dass eine Gymnasiastin oder ein Gymnasiast bei uns reinschaut, weil er Unterlagen für eine Maturarbeit braucht.»
Auf Sandra Morach wartet in Olten jede Menge Arbeit: «Nächstens steht die Einführung eines elektronischen Geschäftsverwaltungssystems an. Als Stadtarchivarin werde ich in die Entscheidung involviert sein, welches Produkt für Olten am besten geeignet ist.» Die Verwaltung verfüge bereits über ein elektronisches Ablagesystem, doch es fehle ein Programm, das sämtliche Anforderungen abdecke.
Ausgleich zum Beruf
Hofer freut sich auf den neuen Lebensabschnitt: «Ich werde mit meiner Firma noch etwas weiterarbeiten, aber nur noch Aufträge entgegennehmen, die interessant sind.» Gerne möchte sich der Berner, der mit einer Oltnerin verheiratet ist, auch ganz anderen Dingen zuwenden: «Ich koche gerne und möchte in Zukunft mehr den Garten pflegen», sagt er schmunzelnd. Obwohl er in Bern wohnt, werde er mit Olten in Verbindung bleiben. Auch Sandra Morach, die in der Oltner Altstadt lebt und sich mitten im Berufsleben befindet, braucht ihren Ausgleich: «Mein Vater ist Landwirt, darum bin ich mehrere Abende pro Woche als Stallgehilfin im Einsatz. Das gibt mir eine gute Balance.»