Oltens erfolgreichster Ausländer hiess Murphy

EHC Olten Und wieder wurde es nichts aus dem angestrebten Meistertitel in der Swiss League. Das Finalverdikt fiel gar deutlicher aus als im Vorjahr – 0:4 unterlagen die Powermäuse dem HC La Chaus-de-Fonds. Viele Lehren für die Zukunft ziehen lassen sich dennoch nicht.

EHCO-Sportchef Marc Grieder war in den vergangenen Monaten stark gefordert, musste oft kurzfristig auf Unvorhergesehenes reagieren. (Bild: Bruno Kissling)
EHCO-Sportchef Marc Grieder war in den vergangenen Monaten stark gefordert, musste oft kurzfristig auf Unvorhergesehenes reagieren. (Bild: Bruno Kissling)

Den Meistertitel hatte die Führungsriege des EHC Olten vor der Saison 2022/23 als Zielvorgabe genannt. Bekanntlich halten am Ende einer langen Meisterschaft jedoch einmal mehr andere die langersehnte Trophäe in den Händen. Diesmal sind es die Akteure des HC La Chaux-de-Fonds. Und hatte der EHCO im Vorjahr gegen die vermeintliche Übermannschaft Kloten noch mit 1:4 Siegen das Nachsehen gehabt, blieb er nun in der Finalserie gegen die Neuenburger, mit denen er sich mindestens auf Augenhöhe wähnte, sogar sieglos. Alles schlecht also, ein Rückschritt?
Nein. Wohl eher ein Beleg dafür, dass sich im Sport zwar vieles planen und vorbereiten lässt, aber gleichwohl stets nur wenig Erfolgsgarantie besteht. Zu viele Faktoren lassen sich schlicht nicht beeinflussen. Beim EHCO herrschte mit Fortdauer der Saison immer mehr Murphys Gesetz: Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen. Nach formidablem Saisonauftakt, wo vieles auf einen lockeren Start-Ziel-Sieg hindeutete, kam die Leichtigkeit immer mehr abhanden. Je näher das Saisonende rückte, desto härter mussten die Siege erarbeitet werden – und zuletzt mussten die Akteure des EHCO sogar viermal in Folge als Verlierer vom Eis.

«Die Hausaufgaben wurden gemacht»
An der Medienkonferenz am vergangenen Donnerstagmorgen, nur gerade 36 Stunden nach der finalen Niederlage (0:2) am späten Dienstagabend im Kleinholz, versuchten Trainer Lars Leuenberger und Sportchef Marc Grieder das Geschehen einzuordnen. Grieder betonte, dass man sich im Vorjahr nach der Finalniederlage gegen Kloten Gedanken gemacht habe, wie man darauf reagieren wolle. Primär sollte mehr Kadertiefe beziehungsweise -breite erreicht werden. «Diesbezüglich waren wir sehr gut aufgestellt», befand Grieder. Leuenberger sekundierte: «Was uns letztes Jahr im Final gefehlt hat, haben wir umgesetzt. Das Kader konnten wir breiter gestalten.» Und er sagte, dass vom Führungspersonal «alle ihren Job perfekt erledigt haben, die Hausaufgaben wurden zu hundert Prozent erledigt».
Die ganzen Widrigkeiten im Saisonverlauf – das grosse Verletzungspech, insbesondere auf Schlüsselpositionen, die Formkrise von designierten Leistungsträgern in der entscheidenden Phase, dazu zuletzt auch Sperren – bezeichnete der ehemalige Meistertrainer als «brutal». Letztlich hätten sie die (zu) vielen Absenzen im Final und der damit verbundene Qualitätsverlust am Erreichen ihres Saisonziels gehindert. Allzu schwer wogen die langen und wiederholten Ausfälle der beiden Schlüsselspieler Gary Nunn und Stanislav Horansky; auch der nominelle Nummer-1-Goalie Dominic Nyffeler musste verletzungsbedingt monatelang passen. Er wurde jedoch vom jungen Lucas Rötheli ausgezeichnet vertreten.
Trotz des verpassten Saisonziels mochte Sportchef Grieder denn auch nicht allzu viel Selbstkritik üben: «Ich kann mir keine grossen Vorwürfe machen. Allerdings hat der dritte Ausländer, den wir im Saisonverlauf verpflichtet haben, die Erwartungen sicher nicht wie erhofft erfüllt.» Hätten sie anstelle Rapuzzis einen Glücksgriff getätigt, wäre die Ausgangslage für die zweite Saisonhälfte bestimmt eine andere gewesen. «Darüber lässt sich sicher diskutieren. Was die Schweizer Spieler betrifft, sehe ich keinen Fehler. Wir waren sehr gut aufgestellt, verfügten über viel Erfahrung, hatten eine gute Durchmischung.» Grieder ist überzeugt, dass ohne das Fehlen Nunns, Horanskys, Hüslers und wie sie alle heissen die offensive Feuerkraft des EHCO in der Finalserie weit grösser gewesen wäre, insbesondere in den Special Teams. Aber der Baselbieter räumt natürlich ein: «Das 0:4 in der Finalserie entspricht sicher nicht dem, wie wir uns das vorgestellt hatten. Das ist so.»


Blutauffrischung angestrebt
Grieder rechnet damit, für die kommende Saison ein bisschen weniger Geld für die erste Mannschaft zur Verfügung zu haben. Er möchte das Gerüst des Teams erhalten und dazu eine «gewisse Blutauffrischung» vornehmen. «Wir werden uns in den nächsten Tagen und Wochen wie im Vorjahr Gedanken machen, Gespräche führen, Feedback einholen – und uns darum bemühen, in der nächsten Saison eine schlagkräftige Truppe aufstellen zu können.» Die dritte und vierte Linie werde wohl verjüngt.
Schon in diesen Tagen wird der EHCO den Zugang von fünf Spielern bekanntgeben. Weitere Transfers würden in den nächsten Wochen und Monaten folgen. Auch fortan wird Marc Grieder als Sportchef mit dem gleichen Problem kämpfen wie in den Vorjahren: «Wir haben keinen eigenen Nachwuchs, den man mal eben in die erste Mannschaft integrieren könnte. Jeder Spieler muss dazugekauft werden. Jeder Spieler!» Am Anspruch, in der Swiss League ein Spitzenteam zu stellen und den Final zu erreichen, werde man aber mit Bestimmtheit festhalten. «Ziel für jeden Spieler, der nach Olten kommt, muss sein, hier den nächsten Schritt zu machen.»
Beweist die sportliche Führung ein glückliches Händchen bei der Kaderzusammenstellung und zeigt sich die Verletzungshexe in der Saison 2023/24 gnädig, dann klappt es vielleicht endlich mit dem Meistertitel, dem der EHCO seit Jahren vergeblich nachrennt. Aber eben: Gelingen kann das nur, wenn der erfolgreichste EHCO-Ausländer nächste Saison nicht mehr Murphy heissen wird.

www.ehco.ch

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