Lesen und lesen lassen

Olten Besonderer Besuch an der Kanti: Der erfolgreiche Schriftsteller Lukas Bärfuss hielt letzte Woche eine Lesung.

Schriftsteller Lukas Bärfuss bei seinem Auftritt an der Kanti Olten. (Bild: ZVG)
Schriftsteller Lukas Bärfuss bei seinem Auftritt an der Kanti Olten. (Bild: ZVG)

Nicht alle Tage hat man einen Georg-Büchner-Preisträger im Haus, doch am Dienstag der vergangenen Woche war es so weit: Die Lesung von Lukas Bärfuss an der Kantonsschule Olten konnte unter Einhaltung der aktuellen Corona-Schutzmassnahmen stattfinden. Der erfolgreiche Theaterautor, Romancier und Essayist begeisterte sofort mit seinem authentischen, unprätentiösen Auftritt und der Begegnung mit den Schülerinnen und Schülern auf Augenhöhe.

So nahm sich Bärfuss viel Zeit für die Fragen der Jugendlichen und beschrieb beispielsweise seinen Beruf als Schriftsteller als eine Synthese seiner Traumberufe aus Kindheitstagen: Archäologe und Käser. Nach wie vor fasziniere ihn das Graben in der Tiefe, das Untersuchen und Dokumentieren sowie die Haltbarmachung von «verderblicher Ware», bei der auch kräftig gesalzen werden dürfe. Auf die Frage, wie denn Lesen sein Leben beeinflusst habe, erwiderte Bärfuss, er verdanke ihm seinen gesamten Erfolg. Provokant ergänzte er: «Das Entscheidende im Leben wird sein, was Sie lesen». Lesen sei geistige Orientierung – und Orientierung die erste Lebensnotwendigkeit des Menschen.

Ein Plädoyer für Umwege

Dies war nur eine von vielen Erkenntnissen, die Bärfuss mit dem Publikum teilte. So hielt er auch ein Plädoyer für Umwege, seien diese mündlicher Art oder auf den Lebenslauf bezogen. Das Wichtigste des Lebens erreiche man nicht auf der «Autobahn», sondern auf den «Nebenstrassen».

Für die Lesung hatte Bärfuss seinen Text «Was ist ein Hund?» aus der 2019 publizierten Erzählsammlung «Malinois» gewählt, den er für das Publikum zum Leben erweckte. Zu einem weiteren Text, «Los Angeles», erläuterte er die Schreibabsichten, die er gehabt hatte. So wurde den Zuhörenden Einblick in die Welt des Autors gewährt, der mit romantischen Vorstellungen über das Verfassen literarischer Texte aufräumte. Das Schreiben sei, so Bärfuss, immer auch eine Auseinandersetzung mit der Tatsache, dass man den eigenen Ansprüchen nie gerecht werden könne. Er selbst habe nie das geschrieben, was er eigentlich hatte schreiben wollen. Augenzwinkernd fügte er hinzu: Besser sei es nicht gegangen.

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