Kunstmuseum soll an Kirchgasse bleiben

Kunstmuseum Olten In einer zweiten Etappe nach dem Haus der Museen soll nun das Kunstmuseum Olten erneuert werden. Der Stadtrat beantragt dem Gemeindeparlament an dessen September-Sitzung den Verbleib an der Kirchgasse, aber eine Verschiebung von der in schlechtem baulichem Zustand befindlichen Nummer 8 in die repräsentative Nummer 10, ergänzt mit einem Anbau, um das erarbeitete Raumprogramm unterzubringen.

An der September-Sitzung entscheidet das Gemeindeparlament darüber, ob das Kunstmuseum Olten (Mitte) ins einstige Naturmuseum (l.) umziehen soll. Ergänzt werden soll der neue Standort durch einen Anbau. (Bild: ZVG)
An der September-Sitzung entscheidet das Gemeindeparlament darüber, ob das Kunstmuseum Olten (Mitte) ins einstige Naturmuseum (l.) umziehen soll. Ergänzt werden soll der neue Standort durch einen Anbau. (Bild: ZVG)

Mit der Eröffnung des Hauses der Museen im November 2019 konnte die erste Etappe der Erneuerung der städtischen Museen abgeschlossen werden: Das Historische Museum und das Naturmuseum verfügen nun zusammen mit dem Archäologischen Museum Kanton Solothurn unter Nutzung von vielfältigen Synergien über eine ausgezeichnete Infrastruktur und über Dauerausstellungen nach neustem Standard für einen erfolgreichen Weg in die Zukunft.

Sehr schlechter baulicher Zustand

Nun soll die zweite Etappe angegangen werden: Das Kunstmuseum an der Kirchgasse 8 befindet sich in einem sehr schlechten baulichen Zustand – unter anderem was die Tragfähigkeit der Böden angeht. Zudem ist die Liegenschaft nicht barrierefrei. Ferner fehlen gute Räumlichkeiten für die Wechselausstellungen, die Sammlung und das Depot des Kunstmuseums sowie verschiedene Technikräume. Zu beachten ist im Übrigen, dass das Kunstmuseum heute vier Räume im Gebäudevolumen des früheren Naturmuseums nutzt, welche in den künftigen Raumbedarf eingerechnet werden müssen. In das neue Kunstmuseum integriert werden soll auch die private Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts, die seit Dezember 2019 – wieder – mit einem Raum im aktuellen Kunstmuseum eingemietet ist und auch Depotraum im Kulturgüterschutzraum nutzt: Das Kunstmuseum mit seinen hauseigenen Beständen des 19. Jahrhunderts, insbesondere dem Werk von Martin Disteli, und die Stiftung haben zusammen erreicht, dass sich der Standort Olten zu einem Kompetenzzentrum für Schweizer Kunst des 19. Jahrhunderts, insbesondere auch im grafischen Bereich, entwickelt hat, das nationale und internationale Ausstrahlung besitzt. Das Kunstmuseum wird durch die Zusammenarbeit in ein Netz gestellt, das weit über die Landesgrenzen hinausreicht.

Klein, aber fein

Mit Blick auf die Erneuerung wurden in den letzten Wochen die Grundlagen für die Neuausrichtung geschaffen. Diese beinhalten ein Museumskonzept, welches ein neues Leitbild, ein Sammlungs- und Ausstellungskonzept und ein Betriebskonzept umfasst sowie ein Raumprogramm für das neue Kunstmuseum. Das Kunstmuseum Olten setzt dabei als mit ihren Nachbarinstitutionen abgestimmte Nische auf seine bisherigen Schwerpunkte, die aus Werken erstens des 19. Jahrhunderts (vor allem der grossen Disteli-Sammlung) und zweitens der klassischen Moderne bestehen, und drittens aus modernem und zeitgenössischem Kunstschaffen, das sich primär im malerisch figura-tiven, im gegenständlichen oder realistischen Bereich weiterentwickelt. Als Zielsetzung für die künftige Ausrichtung wurde unter anderem auch festgelegt, dass das neue Kunstmuseum klein, aber fein sein solle. Das heisst, mit der Neukonzeption ist kein Anspruch an ein quantitatives Wachstum als Institution verbunden. Die Ausstellungsräume sollen in Zukunft so angeordnet sein und bespielt werden, dass auch während Ausstellungsaufbauten ein durchgehender Ausstellungsbetrieb möglich ist. Es braucht sowohl mehrere kleinere Ausstellungsräume für thematische Einheiten wie auch einen grosszügigen Ausstellungsraum für grössere Werke. Die Depoträumlichkeiten sollen aus betrieblichen Gründen im Wesentlichen weiterhin vor Ort bleiben, aber den aktuellen Anforderungen angepasst und mit einer Reserve für künftige Entwicklungen der Sammlung ausgestattet werden. Selbstverständlich müssen die öffentlich zugänglichen Räume zudem barrierefrei ausgestaltet sein. Das auf der Basis dieser Vorgaben ausgearbeitete Raumprogramm umfasst rund 1’600 m² Nutzfläche, 270 m² mehr als das bisherige Angebot. Neu hinzukommen 50 m² für das 2019 aus Platzgründen weggefallene Grafikkabinett (Disteli), 40 m² für Kaffeebar/Museumsshop, 50 m² für eine Werkstatt sowie 35 m² Depotreserve für die heutige Überbelegung und 95 m² Depotreserve für die künftige Sammlungstätigkeit.

«Kulturviertel» mit Verweilqualität

Was den Standort des Kunstmuseums angeht, beantragt der Stadtrat, am bisherigen Standort im Herzen der Stadt im Sinne eines «Kulturviertels» mit Verweilqualität festzuhalten. Es kommt hinzu, dass in der Innenstadt Liegenschaften im Eigentum der Einwohnergemeinde zur Verfügung stehen, welche für städtische Nutzungen eingesetzt werden können. In anderen Quartieren der Stadt Olten hingegen sind keine stadteigenen Liegenschaften verfügbar, die sich für eine Nutzung als Kunstmuseum eignen. Auch generell muss festgehalten werden, dass eine Verlegung des Kunstmuseums in einen anderen Stadtteil weder für das Kunstmuseum noch für den entsprechenden Stadtteil Vorteile bringt – im Gegensatz zu einer Konzentration der Kräfte, wie diese auch im Detailhandel und bei andern Angeboten angestrebt wird, um die Wege zwischen den einzelnen Angeboten für die Nutzerinnen und Nutzer kurz zu halten und so eine gegenseitige Befruchtung zu fördern. Durch den Verbleib des erneuerten Kunstmuseums an der Kirchgasse und eine spätere Verschiebung der beiden städtischen Bibliotheken und allenfalls der Ludothek und weiterer öffentlicher Angebote ins Hübelischulhaus könnte zusammen mit der ebenfalls für kulturelle Anlässe verfügbaren Stadtkirche in der Tat ein innerstädtisches Kulturviertel rund um den Munzingerplatz entstehen, das in Städten vergleichbarer Grösse seinesgleichen sucht.

Rückbau der Kirchgasse 8 angedacht

Als Basis für den Entscheid zwischen verschiedenen Szenarien an der Kirchgasse wurde eine Zustandsanalyse durchgeführt. Dabei stellte sich heraus, dass das ehemalige Naturmuseum an der Kirchgasse 10 ein solides Tragwerk inklusive Dachstuhl mit wenigen Schäden aufweist, das belassen beziehungsweise wenn erforderlich zurückhaltend verstärkt werden kann. Anders sieht die Situation im angrenzenden heutigen Kunstmuseum (Kirchgasse 8) aus: Dieses wurde mehrmals im Erdgeschoss stark umgebaut und zudem um ein Stockwerk erhöht. Oberhalb des 1. Obergeschosses wird von den Spezialisten ein vollständiger Ersatz der Decken empfohlen, da die vermuteten Nutzlasten zu tief und die vorhandenen Verformungen und Risse sehr gross sind. Die Empfehlungen reichen bis hin zu einer kompletten Auskernung des Gebäudes, bei welcher die inneren Tragwände und Decken komplett abgebrochen und neu aufgebaut werden. Die im Vorfeld konsultierte Altstadtkommission und die kantonale Denkmalpflege, welche bereits einen möglichen Perimeter für Anbauten definiert haben, würden sogar so weit gehen, dass die Liegenschaft Kirchgasse 8 aufgrund der zahlreichen Abweichungen vom Ursprungszustand in einem Wettbewerbsverfahren rückgebaut und unter Berücksichtigung des Volumenschutzes durch einen zeitgemässen, ortsbaulich und architektonisch überzeugenden Neubau ersetzt werden kann.

Kirchgasse 10 mit Anbau

Aus zahlreichen geprüften Szenarien empfiehlt der Stadtrat dem Gemeindeparlament den Standort Kirchgasse 10 mit Anbau zur Umsetzung: Die Liegenschaft Kirchgasse 10 ist als erstes Schulhaus und langjähriges Museum ein historisch und emotional wichtiges Gebäude für die Stadt Olten, weshalb von einer Fremdnutzung oder gar Veräusserung abgesehen werden soll. Architektonisch stellt es einen repräsentativen Monumentalbau an zentraler Lage dar, der sich als «Adresse» bestens für den Museumsbau eignet. Die Liegenschaft Kirchgasse 10 eignet sich aber auch von der Gebäudestruktur und -qualität her – Raumhöhen, Unterteilung in verschieden grosse Räume und Kabinette, Tragfähigkeit der Böden – ausgezeichnet für den Standort des neuen Kunstmuseums Olten. Fehlende Räumlichkeiten können im Anbau ergänzt werden. Die Beschränkung auf die Kirchgasse 10 erlaubt zudem eine unabhängige Entwicklung der Liegenschaft Kirchgasse 8, sei es durch die Einwohnergemeinde selber oder durch von ihr ausgewählte Dritte.

Nächster Schritt Architekturwettbewerb

Die Einwohnergemeinde plant als nächsten Schritt einen gemeinsamen Architekturwettbewerb über die Liegenschaften Kirchgasse 8 und 10 zu veranstalten, mit dem beantragten Raumprogramm des Kunstmuseums als Basis für die Liegenschaft Kirchgasse 10. Im Erdgeschoss der Liegenschaft Kirchgasse 8 wird eine publikumsnahe Nutzung als Vorgabe definiert. Für die detaillierte Bestimmung der Nutzung an der Kirchgasse 8 stehen zwei Möglichkeiten zur Disposition: Entweder definiert diese die Einwohnergemeinde selber – zum Beispiel Detailhandel oder Gastronomie im Erdgeschoss und Wohnnutzung in den Obergeschossen – und realisiert diese dann auch anschliessend auf eigene Rechnung mit entsprechenden Kostenfolgen. Oder sie sucht anschliessend an den Architekturwettbewerb im Rahmen einer Ausschreibung eine Investorin, welche die Nutzungs- und sonstigen Vorgaben der Einwohnergemeinde am besten erfüllt. Die Kosten für den derzeit laufenden Auftrag Bauherrenbegleitung inklusive Durchführung Wettbewerbsverfahren sind bereits am 4. Dezember 2014 durch einen Kredit von 500’000 Franken vom Parlament genehmigt worden. Die Kosten für die Museumserneuerung nach dem geplanten Szenario werden auf in der Grössenordnung von rund 10 bis 14 Mio. Franken geschätzt, sofern sich die Investition der Einwohnergemeinde auf das Museumsgebäude beschränkt. Ein entsprechender Preisrahmen soll als Richtwert in das Wettbewerbsprogramm aufgenommen werden. Zielsetzung ist, rund ein Viertel bis ein Drittel dieser Kosten fremd zu finanzieren. Der Beginn des Architekturwettbewerbs ist nach Festlegung des definitiven Vorgehens gegen Ende des laufenden Jahres vorgesehen. Mitte 2021 soll dem Gemeindeparlament ein Projektierungskredit für die Erneuerung des Kunstmuseums vorgelegt werden. Die Umsetzung ist nach einer entsprechenden Volksabstimmung in den Jahren 2022/23 vorgesehen. sko

www.olten.ch

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