Kunstmuseum öffnet Schatzkammer

Kunstmuseum Olten Im Oltner Kunstmuseum ist derzeit die Ausstellung «Schatzkammer Sammlung #1» zu sehen. Das besondere daran: Erstmals haben drei Laien eine Ausstellung für das Kunstmuseum kuratiert. Nächsten Sonntag, 14. November, feiert die Ausstellung bereits Finissage.

Marie-Louise Felber Arciresi mit ihrer Tochter Eos. (Bild: ZVG)

Marie-Louise Felber Arciresi mit ihrer Tochter Eos. (Bild: ZVG)

Kuratorin Katja Herlach und Andreas Burckhardt in der Ausstellung «Schatzkammer Sammlung #1». (Bild: Franz Beidler)

Kuratorin Katja Herlach und Andreas Burckhardt in der Ausstellung «Schatzkammer Sammlung #1». (Bild: Franz Beidler)

Er habe sich wie ein Bub gefühlt, der Lokführer werden will, erzählt Andreas Burckhardt. «Es muss doch toll sein, die Sammlung zu durchstöbern und einfach mal auszustellen», habe er sich gedacht, als er sich entschied, beim jüngsten Projekt des Oltner Kunstmuseums mitzumachen. «Schatzkammer Sammlung» heisst dieses. Die Prämisse ist simpel: Anstatt der hauseigenen Kuratorin Katja Herlach gestalten Laien aus dem Umfeld des Museums eine Ausstellung. Verwenden dürfen sie dabei nur Werke aus der Sammlung des Museums. Die erste Ausgabe gestalteten die 14-Jährige Eos Arciresi, ihre Mutter, die Grafikerin Marie-Louise Felber Arciresi, und eben Burckhardt, pensionierter Chefarzt Orthopädie des Oltner Kantonsspitals und ehemaliger Präsident des Vereins «Freunde Kunstmuseum Olten». Die erste Ausgabe ist noch bis am nächsten Sonntag, 14. November, zu sehen. Dann nämlich feiert «Schatzkammer Sammlung #1» um 15 Uhr Finissage.

Mauboulès und Paolucci

Burckhardt trat die Aufgabe mit einer konkreten Idee an: Er wollte die beiden Künstler Jean Mauboulès und Flavio Paolucci ausstellen. Dem Kunstmuseum schon lange verbunden, wusste er, dass Werke der beiden zur hauseigenen Sammlung gehören. «Dann war ich wie ein Lehrling», erzählt er. Zusammen mit Kuratorin Herlach durchforstete er die Sammlung des Museums, kramte hervor, wählte aus, und stellte manches wieder zurück.

«Die Sammlung des Kunstmuseums ist teils nur rudimentär erfasst», weiss Kuratorin Herlach. Um eine Ausstellung zu gestalten, sei deshalb viel Zeit in den verschiedenen Depoträumen des Museums nötig. Das Oltner Kunstmuseum ist daran, seine Sammlung digital zu erfassen und als Datenbank online zugänglich zu machen. «Aber auch in der besten Datenbank muss ich wissen, wonach ich eigentlich suche», sagt Herlach.

Auch Marie-Louise Felber Arciresi war froh darum, mit Herlach jemanden zur Seite zu haben, der einen Überblick über die hauseigene Sammlung hatte. «Wir hatten uns auf zwei Themen festgelegt: Raum und Licht», berichtet die Grafikerin. «Danach wählten wir Werke aus.» Etwa drei Nachmittage hätten sie in den Depots und Ausstellungsräumen des Museums verbracht, einen zusätzlichen für die Konzeption investiert. Als Mutter und Tochter ihren Teil der Ausstellung gestalteten, stand jener von Burckhardt bereits fest. «Wir achteten besonders auf ein gutes Zusammenspiel der Werke», berichtet Felber Arciresi. Für sie sei das Kuratieren eine persönliche Bereicherung gewesen. «Und ich bewundere das Museumsteam jetzt noch mehr», betont sie. Das leiste immense Arbeit.

«Spannender Dialog»

Kuratorin Herlach genoss die Zusammenarbeit mit den beiden Gastkuratorinnen und dem Gastkurator. «Der Dialog über ihren Zugang zu den Werken war sehr spannend», sagt sie. Sie habe versucht, zurückzustehen und nur beratend zur Seite zu stehen. Eingegriffen hätte sie höchstens, wenn konservatorische Bedingungen nicht erfüllt worden wären. «Eine empfindliche Papierzeichnung in vollem Licht», macht Herlach ein Beispiel. «Oder wenn ein Kunstwerk am Boden hätte platziert werden sollen, so dass man darüber stolpert.» Auch hätte sie es nicht erlaubt, ein Werk der Lächerlichkeit Preis zu geben. «Alle drei waren im Umgang mit den Werken sehr sensibel», findet Herlach. Ein Machtwort musste sie nie sprechen. Im Gegenteil: «Ich bin überrascht, wie gut alle Werke zusammenspielen. Beide Ausstellungsteile wirken wie aus einem Guss.»

Teil eines offenen Museums

Die «Schatzkammer Sammlung» ist Teil der Idee eines offenen Museums, dem sich das Kunstmuseum Olten seit rund zehn Jahren verschrieben hat. Dabei wagt es immer wieder Experimente. Zum Beispiel forderte das Projekt «Kabinettstück» im letzten Februar das Publikum auf, eigene Erinnerungen an die Geschichte des Hauses aufzuzeichnen. Die eingegangenen Beiträge sind seither über QR-Codes im Museum abrufbar. Auch veranstaltet das Kunstmuseum regelmässig Stadtspaziergänge mit wechselnden Gästen zu Themen wie Streetart oder Licht. «Das Aktionsfeld des Museums beschränkt sich nicht auf das Gebäude, denn wir sind eigentlich Spezialisten für Wahrnehmungsfragen», erklärt Herlach. Das von einer Gesprächsreihe begleitete Konzept «Offenes Museum» ziele auf Integration ab. «Das bedeutet auch, dass wir teilweise die Gestaltungshoheit abgeben.»

«Schatzkammer Sammlung» dient dem Kunstmuseum nun als weiterer Weg, um mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen. «Wir möchten den Puls fühlen», erklärt Herlach im Hinblick auf die nächsten anderthalb Jahre, in denen der geplante Anbau mit neuen Räumen realisiert werden soll. Sicher mal bis dahin soll «Schatzkammer Sammlung» weitergeführt werden. «Mit vielleicht drei oder vier Schatzkammerausstellungen pro Jahr», meint Herlach. «Wir möchten herausfinden, was sich die Bevölkerung wünscht. Schliesslich gehört ihr die Sammlung», wendet sie sich an die Öffentlichkeit. «Wir vom Museum sind nur Treuhänder auf Zeit.»

www.kunstmuseumolten.ch

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