Kleider shoppen wie unter Freundinnen

Boutique Flohmi Olten Vom Flohmarkt unter Freundinnen zum Secondhand-Kleiderladen: Der Boutique-Flohmi Olten lädt drei Mal im Monat ein zum Shoppingerlebnis.

Bea Schreiber (sitzend) und Tabea Glinz im Ladenlokal des Boutique-Flohmi, einem Keller in einem Wohnhaus oberhalb der Oltner Schützenmatte. Hier sortieren und flicken sie Kleider und empfangen drei Mal im Monat Kundinnen. (Bild: Franz Beidler)
Bea Schreiber (sitzend) und Tabea Glinz im Ladenlokal des Boutique-Flohmi, einem Keller in einem Wohnhaus oberhalb der Oltner Schützenmatte. Hier sortieren und flicken sie Kleider und empfangen drei Mal im Monat Kundinnen. (Bild: Franz Beidler)

In der Ecke steht ein Sofa, daneben ein grosser Spiegel und eine elegant gekleidete Schaufensterpuppe. Vis-à-vis davon steht ein kleiner Tisch, darauf eine Nähmaschine. Blumengestecke, schmucke Kerzen und Bilder an den Wänden zieren den Raum. Pullover, Blusen, Hosen oder Jacken hängen ordentlich an Kleiderständern. So haben Tabea Glinz und Bea Schreiber den Keller eines Wohnhauses oberhalb der Oltner Schützenmatte eingerichtet. Das ist ihr Boutique-Flohmi Olten, ein Laden für Secondhand-Kleider. Wie ein typischer Flohmarkt sieht er nicht aus, und auch, dass das ein Keller ist, geht vergessen. «Ich arbeitete lange als Geschäftsführerin eines grossen Kleiderladens», erzählt die 36-jährige Schreiber. Deshalb lege sie besonders Wert auf ein aufgeräumtes Erscheinungsbild des Boutique-Flohmi.

Auch die Idee des Boutique-Flohmi ist nicht die eines typischen Secondhand-Kleiderladens. Denn Glinz und Schreiber machen aus dem Kleiderkauf ein Erlebnis. «Die Verkaufstage sind ein Happening», bestätigt die 29-jährige Glinz. Die beiden Oltnerinnen empfangen ihre Kundinnen und offerieren ihnen Prosecco oder Mineralwasser. Dann nehmen sie sich Zeit, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und sie zu beraten. «Das machen wir am liebsten», sind sich die beiden einig.

Wer das erleben will, muss sich vorgängig anmelden, über Facebook, Instagram oder per Telefon. Denn die Plätze sind limitiert auf maximal acht Kundinnen pro Stunde. «Deshalb möchten wir, dass eine Anmeldung bei uns verbindlich ist», nennt Schreiber einen der Gründe. Wichtiger aber ist den beiden eine positive Stimmung im Laden. «Wir möchten kein Gedränge.» Auch soll keine der Kundinnen mit ihren Wünschen unbeachtet bleiben, sondern sich ganz so fühlen, als wäre sie beim Shoppen mit Freundinnen. Der Boutique-Flohmi richtet sich denn auch ausschliesslich an Frauen. «Inzwischen haben viele unserer Stammkundinnen auch unter sich Kontakt geschlossen», freuen sich die beiden.

Kleider alle aus Spenden

Die Kleider, die Glinz und Schreiber verkaufen, stammen ausschliesslich aus Spenden. Etwa alle drei Tage erhalten sie inzwischen mehrere Säcke voller Kleidung, die sie dann sortieren. So manches Stück flicken sie schon auch mal.

Was sie nicht verkaufen, spenden Glinz und Schreiber weiter an diverse soziale Institutionen. Dazu gehörten zum Beispiel die Suchthilfe Ost oder Frauenhäuser in der Region. Auch an schlechter gestellte Grossfamilien, die Schreiber von ihrem Engagement bei Oltens Restessbar kennt, gehen die Spenden weiter. «Bei uns landet nichts in der Tonne», sagt Schreiber. «Nur Unterwäsche und was wirklich kaputt ist.»

Vom Hobby zum Nebenverdienst

Mit dem Boutique-Flohmi könnten sich Glinz und Schreiber inzwischen einen kleinen Nebenverdienst erwirtschaften. Bisher investierten sie den Erlös aber immer gleich wieder in den Boutique-Flohmi: 17 Kleiderständer, unzählige Bügel und eine Etikettiermaschine haben sie schon angeschafft. Dazu kommt der Prosecco, das Mineralwasser, Blumen und Deko, und die Nähsachen. Zudem haben Glinz und Schreiber schon mehrmals Renovationsarbeiten am Keller vorgenommen. Und sie halten die Preise tief. «85 Prozent aller Kleider kosten zwischen 2 und 19 Franken», hält Schreiber fest. Finanziellen Druck wollen sie sich keinen machen. «Jetzt versprühen wir eine positive Stimmung. Müssten wir aber damit Geld verdienen, wäre es nicht mehr das gleiche», ist sich Schreiber sicher.

Die beiden schätzen, dass sie jeden Monat je etwa 25 Arbeitsstunden für den Laden aufwenden. Daneben arbeiten sie zu hundert Prozent: Schreiber selbstständig im Tourismus, Glinz im Eventmanagement. Den Boutique-Flohmi betreiben sie also in ihrer Freizeit.

So ist der Boutique-Flohmi denn monatlich auch nur während dreier Tage geöffnet: Jeweils an einem Montag und den darauffolgenden Dienstag und Samstag. Das nächste Mal ist das in der kommenden Woche der Fall: Montag und Dienstag, 7. und 8. Februar, ist der Boutique Flohmi von 17 bis 20 Uhr geöffnet, am Samstag, 12. Februar, von 11 bis 15 Uhr.

Idee erst gut ein Jahr alt

Entstanden ist die Idee zum Boutique-Flohmi vor gut einem Jahr. Schreiber und Glinz sortierten nach dem Neujahr ihren Kleiderschrank aus und luden daraufhin Freundinnen zum Secondhand-Shoppen in den Keller ein. «Der Abend war so gut, dass wir beschlossen, das wieder zu machen», erinnern sich die beiden. Nach dem zweiten Abend strichen Schreiber und Glinz den Kellerraum neu. Einen öffentlichen Flohmarkt veranstalteten sie dann erstmals Ende Juli. Die Coronabestimmungen liessen das nun wieder zu. So warben die beiden mit Flyern in Oltens Innenstadt für den ersten Boutique-Flohmi Olten. «Wir erhielten daraufhin nur tolles Feedback», erinnert sich Glinz.

Also wagten sie, was ihnen schon länger vorgeschwebt hatte: einen Sommerschlussverkauf in der Oltner Badi. Mit einem Anhänger schleppten sie Kleiderständer und mehrere Autoladungen Kleider an. Freunde und Bekannte halfen aufstellen und einräumen. «Es kamen gegen hundert Leute», erinnern sich Schreiber und Glinz. Schliesslich wurde daraus ein Secondhand-Kleider-Fest auf der Terrasse des Restaurants Palmaares inklusive DJ und Barbetrieb.

«Für das Jahr 2022 haben wir viele Pläne», sprudelt es aus Glinz und Schreiber. Den Sommerschlussverkauf wollen sie nach dem erfolgreichen Auftakt wiederholen. So soll im Sommer erstmals ein Gartenfestival mit Live-Musik stattfinden. «Hier hinten im Garten», sagt Schreiber und zeigt auf die Türe hinten im Keller. Sie führt auf eine Terrasse mit Rasenfläche direkt an der Aare. Zudem sei noch ein Überraschungsevent geplant, der aber noch nicht spruchreif sei, spätestens im Herbst aber stattfinden soll.

 

Nächster Boutique-Flohmi Olten

am Montag und Dienstag, 7. und 8. Februar, von 17 bis 20 Uhr und am Samstag, 12. Februar, von 11 bis 15 Uhr.

Anmeldung über Facebook, Instagram (@boutique_flohmi_olten) oder 079 761 48 04.

Weitere Artikel zu «Stadt», die sie interessieren könnten

Stadt28.02.2024

«Heute sind sie hibbeliger»

Rosmarie Grünig Seit 45 Jahren unterrichtet sie Ballett, seit mehr als 40 Jahren im Dance Studio Olten. Anfang Mai findet aus diesem Anlass in…
Stadt21.02.2024

Kunst, nicht Kinderhort

Theaterstück Mitte März gelangt im Theaterstudio Olten ein Tanz- und Musiktheater zur Aufführung. Das Besondere daran: Protagonisten sind bei «Alice…
Stadtrat beantragt parlamentarische Kommission
Stadt21.02.2024

Stadtrat beantragt parlamentarische Kommission

Im Januar hat das Gemeindeparlament der Stadt Olten die neue Vorlage zum Projektierungskredit Kirchgasse 8 und 10 knapp zurückgewiesen; diese sah eine Sanierung…