«Ich betrachte sie auch als Kulturvermittlungsprojekt»

Sternschnuppen Matthias Kunz war Mitinitiant der Sternschnuppen Olten. Auch 2023, bei der nunmehr zwölften Ausgabe, ist er als Co-Präsident des organisierenden Vereins noch immer an vorderster Front dabei.

Der Berner Matthias Kunz ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der Oltner Kulturszene. (Bild: Remo Buess)

Matthias Kunz, zuerst eine private Frage: Sie stammen aus dem Oberaargau, arbeiten aber schon seit vielen Jahren in Olten und mit Oltnern. Warum wohnen Sie eigentlich nicht in Olten?

Matthias Kunz: (lacht) Weil ich seit 20 Jahren in Bern wohne und dort eine Familie habe. Und eine Familie bewegt sich ungern, wenn sie mal irgendwo einen guten Ort gefunden hat.

Aber war ein Umzug hierher mal ein Thema?

Durchaus. Aber eben: Bei diesen Überlegungen konnten verschiedene Leute mitreden, und so blieben wir in Bern (lacht).

Mit Ihrem langjährigen Bühnenpartner Rhaban Straumann waren Sie einst Initiant der Sternschnuppen in Olten. Im Dezember finden diese zum zwölften Mal statt. Darauf sind Sie bestimmt ein bisschen stolz?

Ich bin stolz darauf, dass wir sie als Verein schon so lange und so erfolgreich machen können. Und dass wir ein so gutes Team haben! Aber «stolz» finde ich stets ein etwas grosses Wort. Ich will es vielleicht so formulieren: Es freut mich enorm, dass die Veranstaltung in Olten und der Verein 23 Sternschnuppen so gut funktionieren.

Was liess die Sternschnuppen zu einer Erfolgsgeschichte werden?

Ich glaube, durch die Tatsache, dass so viele Oltner Kulturvereine und Institutionen daran beteiligt sind, bekommt ein solches Projekt eine gewisse Breitenwirkung. Und wir haben es wohl geschafft, ein Angebot zu kreieren, das das Publikum überzeugt.

Sie haben zu Beginn in der Programmkommission gewirkt, aktuell sind Sie mit Didi Sommer Co-Präsident des organisierenden Vereins und bringen noch immer Vorschläge ein. Welcher der diesjährigen Acts war Ihre Idee?

(überlegt) Eine schwierige Frage. Ich muss da kurz die Liste durchschauen. Vielleicht Jane Mumford. Ich glaube, dieser Act war der einzige. Sie sehen, meine Macht ist beschränkt (lacht). Die Programmgestaltung ähnelt einem Tetrisspiel. Es werden vielleicht 100 Vorschläge eingereicht. Zur Verfügung stehen bloss 23 Abende. Und es gibt ziemlich viele Anforderungen, die ans Programm gestellt werden: Das regionale Kulturschaffen soll abgebildet werden, verschiedenste Kulturgenres sollen zu sehen sein. Wir wollen aber auch nationales, teilweise internationales Kulturschaffen präsentieren. Weiter achten wir darauf, dass Frauen und Männer ungefähr gleich oft auf der Bühne stehen. Es wollen viele Faktoren berücksichtigt sein, damit ein ausgewogenes Programm entsteht. Und gerade bei vielbeschäftigten Künstlern setzen die Termine ebenfalls Grenzen. Dazu kommt: Die Stadtkirche und die Schützi eignen sich nicht für alles gleich gut.

Die 23 Sternschnuppen basieren darauf, dass das Publikum nie weiss, wer abends auftritt. Hat man dieses Prinzip auch schon mal in Frage gestellt?

Ja, darüber haben wir auch schon diskutiert. Aber die Idee dieses Adventskalenders ist eben gerade, dass das Publikum überrascht wird von Produktionen, die es sonst nicht schauen gehen würde. Insofern betrachte ich die 23 Sternschnuppen auch als Kulturvermittlungsprojekt.

Aber bringt das bestehende Konzept mit den Überraschungsacts einen grösseren Publikumsaufmarsch, als dies bei einem herkömmlichen Anlass der Fall wäre?

Wenn man 23-mal einen sehr bekannten Namen hätte, gäbe es vielleicht mehr Publikum (lacht). Aber wer kann das schon zwölf Jahre lang machen..? Wir denken das Programm als Ganzes. Da hat es Namen dabei, die man kennt. Aber es darf eben auch sein, dass man etwas Neues kennenlernt.

Gibt es bei der diesjährigen Sternschnuppen-Ausgabe irgendwelche organisatorische Neuerungen?

Nein, wie immer findet sie von 18.15 bis 18.45 Uhr statt, wie immer vom 1. bis zum 23. Dezember, wie immer mit Kollekte. Schauplätze sind wie in den letzten Jahren Stadtkirche, Schützi und Stadttheater. Das ist vermutlich das Langweiligste an den Sternschnuppen: Das Konzept ist seit zwölf Jahren ziemlich unverändert!

 

Matthias Kunz

Der 44-jährige Matthias Kunz stammt aus dem Oberaargau, wohnt aber seit vielen Jahren in Bern. Er war Mitinitiant der 2012 erstmals veranstalteten «23 Sternschnuppen» in Olten. Der Schauspieler tourt derzeit mit seinem langjährigen Bühnenpartner Rhaban Straumann als Duo Strohmann-Kauz sowie solo als Dr. Walter Grünspan und als Wolf. Mit letzterem Programm gastiert er am 8. und 9. Dezember im Theaterstudio Olten. Heute Abend wird er zudem in der zweiten Folge von «Im Grunde ‘ne Runde» in der Schützi wieder den bösen Sidekick von Kilian Ziegler mimen. agu

 

Das Dutzend ist voll

Oltner Kultur-Adventskalender Die 23 Sternschnuppen werden auch in diesem Jahr die Stadt Olten in der Vorweihnachtszeit verzaubern. Das Programm ist gewohnt vielfältig mit allen Kultursparten bestückt. Die 23 Kurzvorstellungen finden an drei verschiedenen Spielorten statt: Stadtkirche, Schützi und Stadttheater.

Das Program will dem neugierigen Publikum die Vielfältigkeit des aktuellen Kulturschaffens präsentieren. Dabei schauen die Organisatoren auf eine gute Ausgewogenheit zwischen den Sparten und bieten neben bestandenen Künstlerinnen auch dem regionalen Schaffen und dem Nachwuchs eine Plattform.

Jane Mumford, Bänz Friedli oder Pasta del Amore müssen nicht weiter vorgestellt werden, auch lokale Grössen wie RythmTalk, Anna-Lena Holm oder Rhaban Straumann (Hart auf Hart) sind bestens bekannt. Aber eine Surprise im wahrsten Sinn des Wortes ist der Strassenchor des Magazins Surprise, der bei den Sternschnuppen singen wird. Weiter zu entdecken gibt es die Musikerin Neneh Alexandrovic, die Tänzerin Rena Brandenberger oder das Quartett Stimmreise (u.a. mit Nadja Räss und Elian Zeitel).

Der Kalender hält viele Überraschungen zum Zuhören, Schmunzeln und Geniessen für Gross und Klein bereit. Bereits zum zwölften Mal findet der wahrscheinlich längste Oltner Kulturanlass statt. Vom 1. bis 23. Dezember, jeweils von 18.15 bis 18.45 Uhr, sind die Sternschnuppen zu erleben. Der Eintritt ist frei, eine Kollekte gewünscht. Die Veranstaltung wird von über 20 Oltner Kulturinstitutionen und einer engagierten Gruppe von Kulturschaffenden und Freiwilligen organisiert. pd

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