«Gestorben wird immer» – Tiefenblick ins Krematorium
Inszenierte Führung Das Krematorium Meisenhard erhitzt die Dreitannenstadt angesichts der zweiten Abstimmung im kommenden Jahr. Eine Inszenierung unter dem Titel «Gestorben wird immer» zeigt das Krematorium im Januar aus einem anderen Blickwinkel.
«Es ist eine gute Gelegenheit, sich das Krematorium vor der Abstimmung anzusehen», sagt Annina Sonnenwald, Initiantin der inszenierten Führung unter dem Titel «Gestorben wird immer», die im Januar viermal im Oltner Krematorium Meisenhard stattfindet. Das Publikum bekommt Einsicht in die Abläufe zwischen Tod und Beerdigung, kann im Sarg probeliegen und lernt Menschen kennen, die durch ihre Arbeit täglich mit dem Tod zu tun haben – konkret werden zwei Krematorinnen und ein Bestatter vom Krematorium Olten vor Ort sein.
Die Führung soll helfen, sich auf eine neutrale Art – abseits von Trauer und Leid – mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen. Hinter der Inszenierung steht der Zürcher Kulturverein Ausbruch, der bereits für Theaterinszenierungen in Justizvollzugsanstalten und Gefängnissen Bekanntheit erlangt hat. Dabei spielen Menschen, die in Gefängnissen ihre Strafe absitzen, an Aufführungen mit. Ausbruch will damit einen Beitrag zur Versachlichung von Themen, die sonst mit stereotypen Reaktionen einhergehen, leisten. Wie bei Gefängnissen handelt es sich bei Krematorien um Orte, die nur selten dem Blick von aussen geöffnet werden – und wenn, dann im Zusammenhang mit negativ behafteten Ereignissen.
Dritter Ort in der Schweiz
Ausbruch hat die Inszenierung «Gestorben wird immer» bereits zweimal in Baden und einmal in Zürich aufgeführt. «Es gibt nur 26 Krematorien in der Schweiz, zwei davon für Tiere. Mit Olten ist nun das dritte Krematorium an der Reihe», berichtet Annina Sonnenwald. An einer Tagung des Schweizer Verbandes für Feuerbestattung durfte das Team von Ausbruch sein Projekt vorstellen. «Da kamen wir mit Verantwortlichen von Olten in Kontakt, die sich interessiert zeigten.»
Dass Krematorien gerne ihre Arbeit einem breiten Publikum zeigen, ist kein Wunder – Berufe wie Bestatter oder Kremator finden, wie die Krematorien selbst, nur selten das Interesse der Öffentlichkeit. Auch die bekannte TV-Serie «Der Bestatter» ändert daran wenig.
Heisses Thema
Mit der Inszenierung bekommt das Krematorium zusätzliche Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei erhitzt dieses angesichts einer zweiten Abstimmung, in welcher dessen Zukunft verhandelt wird, bereits die Gemüter in der Dreitannenstadt. Braucht Olten ein eigenes Krematorium? Vielleicht hilft der Besuch der Inszenierung, um sich guten Gewissens zu entscheiden.
«Gestorben wird immer»
Donnerstag und Freitag, 11. und 12. sowie 18. und 19. Januar; jeweils 18.30 bis 20 Uhr;
Tickets unter: www.ausbruch.ch