Geduldsspiel in der Rötzmatt

Jugendwerk Olten Konzerte und Partys sind auch im Jugendwerk Olten nach wie vor nicht möglich, doch ein Angebot für Jugendliche besteht trotzdem.

Fränzi Schneeberger (l.) und Mirjam Keller hoffen auf baldige Lockerung, damit Jugendarbeit für alle Altersparten uneingeschränkt möglich ist. (Bild: mim)
Fränzi Schneeberger (l.) und Mirjam Keller hoffen auf baldige Lockerung, damit Jugendarbeit für alle Altersparten uneingeschränkt möglich ist. (Bild: mim)

Mit Ausnahme der Kaffeemaschine, die ab und an Geräusche von sich gibt, ist es aussergewöhnlich still im mehrstöckigen Gebäude am Rötzmattweg 8 in Olten. «Die Angebote für unter 16-Jährige werden zwar genutzt, jedoch in kleinen Gruppen, was uns gerade in der momentanen Zeit sehr entgegenkommt», erklärt Jugendwerk Olten-Leiterin Fränzi Schneeberger.

Ein Start auf der Bremse

Im August vor zwei Jahren hat das Non-Profit-Unternehmen, der Verein für Jugend und Freizeit (VJF) mit dem «Jugendwerk Olten» seinen Betrieb aufgenommen. Nach ausgiebigen Aufräumarbeiten wurde schliesslich mit dem Jugendwerkbus die Jugendarbeit aufgenommen. Daneben wollten die Sozialpädagogin Fränzi Schneeberger und ihr Team mit dem Eventraum Garage8 einen Grundstein für das neue Jugendkulturlokal und die Mitwirkung von Jugend-lichen legen. Doch es sollte anders kommen. Zum einen fehlte die kantonale Betriebsbewilligung für den Eventraum im Parterre und sicherheitstechnische sowie hygienische Vorschriften konnten nicht eingehalten werden, weshalb Sanierungsarbeiten vorgenommen werden mussten. Zum anderen hatte die Stadt Olten im Jahr 2019 bis im Sommer kein Budget, was zuerst die Sanierungsarbeiten und schliesslich den Betrieb zum Erliegen brachte.

Weitere Verzögerungen durch Corona

Nach diesem doch sehr harzigen Start, hatte man vor ziemlich genau einem Jahr nochmals einen zweiten Anlauf genommen und feierte eine Eröffnungsparty mit der Absicht, nach langer Sanierungszeit und Verzögerungen endlich mit der eigentlichen Arbeit, der Jugendarbeit, beginnen zu können. Wer hätte zu diesem Zeitpunkt damit gerechnet, dass knapp drei Monate später die Schweiz coronabedingt in den Lockdown geschickt wird. «Bei uns wäre am 29. Februar eine Veranstaltung geplant gewesen, die wir schliesslich über Nacht absagen mussten», erinnert sich Schneeberger. Mitte März wurden schliesslich die Türen des Oltner Jugendwerk bis am 11. Mai ganz geschlossen. Die Öffnung erfolgte schrittweise und mit Maskenpflicht sowie dem nötigen Abstand. Auf Anmeldung war auch die Anlaufstelle für Jugendthemen wieder zugänglich, die damals jedoch zögerlich genutzt wurde. «Wir spürten damals eine grosse Zurückhaltung», erzählt die angehende Sozialarbeiterin Mirjam Keller, die im Januar, zuerst als Praktikantin beim Jugendwerk Olten ihre Arbeit aufgenommen und im Frühling die Mutterschaftsvertretung von Fränzi Schneeberger übernommen hatte. Seit Herbst teilen sich Fränzi Schneeberger und Mirjam Keller, die nun ihr Studium der Sozialen Arbeit begonnen hat, ein 110 %-Pensum.

Angepasstes Sommer-Programm

Im Sommer hat das Jugendwerk Olten in Zusammenarbeit mit der Stadt Olten und der Stiftung «IdéeSport» das kostenlose einwöchige Ferienprojekt «MoveYourSummer» in der Oltner Stadthalle durchgeführt. Im August wurde zudem erneut das Container-Projekt durchgeführt, das bereits vor einem Jahr, als die Räumlichkeiten noch nicht fertiggestellt waren, erstmals stattfand. «Während vier Wochen haben wir vor dem Bifangschulhaus einen roten Container mit Spiel- und Austauschmöglichkeiten geführt», berichtet Keller und erwähnt den Graffiti-Workshop im selben Monat. Im September folgte schliesslich der bereits sechste «Girls & Boys Day Region Olten» für welchen sich verschiedene regionale Jugendarbeitsstellen zusammengeschlossen haben. «Diesen führten wir natürlich mit einem Schutzkonzept durch. Ausserdem fand kein Essen statt», so die angehende Sozialarbeiterin, die insgesamt begeistert ist, wie gut sich die Jugendlichen an die Maskenpflicht oder auch die Datenerfassung halten.

Frust für junge Erwachsene

Nach den Herbstferien wieder voll besetzt, präsentierten Schneeberger und Keller den Schülerinnen und Schülern des Frohheimschulhauses, mit dem das Jugendwerk Olten eine enge Zusammenarbeit pflegt, ihr Herbstprogramm. «Da der Kontakt via Pausenplatz momentan nicht möglich ist, sind uns Kontakte übers Klassenzimmer besonders wichtig, auch um die Wünsche der Schülerinnen und Schüler abzufragen», erzählt Schneeberger. Diese Bedürfnisse seien leider mehrheitlich die gewesen, welche das Jugendwerk momentan coronabedingt nicht anbieten könne, wie beispielsweise den Schülerball. «Die Jugendarbeit für unter 16-Jährige besteht, doch die Jugendkultur, bei welcher wir eigentlich der 16- bis 25-jährigen Zielgruppe einen Raum, um sich zu entwickeln, geben wollten, ist leider nicht existent», zeigt Keller auf. Deshalb stellt das Jugendwerk Olten zu günstigen Konditionen ihre Räumlichkeiten mit dem «Hier ist dein Platz»-Angebot zur Verfügung. «Da die Garage8 mit Bühne nicht für öffentliche Veranstaltungen genutzt wird, haben wir Platz für Projekte - maximal fünf Personen - von Jugendlichen und jungen Erwachsenen», zeigt Keller auf und Schneeberger fügt an: «Gerade für diese Altersgruppe ist die Corona-Situation schwierig, denn in diesem Alter ist es wichtig - auch für die Entwicklung zum Erwachsenen -, sich zu Treffen.» Leider befände sich das Jugendwerk Olten in einem Spannungsfeld mit der Frage, was und wie viel Angebote durchgeführt werden dürfen. «Fakt ist, wenn wir keinen Treffpunkt anbieten, dann treffen sich die Jugendlichen irgendwo, wo vielleicht die Massnahmen nicht so strikt eingehalten werden», zeigt die Sozialpädagogin auf. Ebenfalls viel Frust sei bei den verschiedenen Nutzergruppen der Räume, wie Tonstudio oder Theatergruppe, zu spüren. «Sie sind unsicher, ob sie ihre Proben überhaupt durchführen sollen, da keine Auftritte möglich sind», erklärt Schneeberger.

Mit Hoffnung und Motivation

Auch im Dezember gibt es ein Programm im Jugendwerk Olten. Nach einer sechswöchigen Startphase von «roundabout Olten», einem Tanzangebot für Mädchen und junge Frauen zwischen 12 und 20 Jahren des Blauen Kreuzes, finden in Zusammenarbeit mit der reformierten und der katholischen Kirche auch künftig Trainings statt - jeweils am Donnerstag von 19 bis 20.30 Uhr im Jugendwerk. Ebenfalls auf dem Programm steht der «Girls* only Mädchentreff» sowie heute und morgen ein Weihnachts-Bastelnachmittag. «Wir haben noch einiges in der Pipeline, insbesondere kleine Veranstaltungen, deshalb bleibt zu hoffen, dass wir bald wieder einen Normalbetrieb führen können», so Schneeberger. Zumindest der finanzielle Grundstein ist gelegt, denn das Parlament gab an der letzten Budgetsitzung grünes Licht für eine weitere einjährige Leistungsvereinbarung mit der Stadt Olten. «Wir sind erleichtert und nach wie vor motiviert. Nun möchten wir endlich starten und aufzeigen was möglich ist.»

www.jugendwerk-olten.ch

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