Ein Gedicht in vielen Sprachen
Stiftung Arkadis Ihr 50-Jahr-Jubiläum zelebriert die Oltner Stiftung Arkadis mit mehreren Programmpunkten, verteilt übers ganze Jahr 2022. In den folgenden Wochen soll ein Kunstprojekt mit Beteiligung ihrer Klientinnen und Klienten Aufmerksamkeit generieren: das «Windgedicht».
Seit gestern Mittwoch wehen knapp mehr als 100 spezielle Fahnen im Oltner Wind. Die transparenten Fahnen bilden in ihrer Gesamtheit ein Gedicht – ein «Windgedicht». Ideengeber des «Windgedichts» ist der in St. Gallen arbeitende Künstler und Kunsttherapeut Thomas Staroszynski. Die Autoren des Gedichts aber sind die Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung und die Kinder aus dem Therapiebereich der Stiftung Arkadis zusammen mit den Arkadis-Mitarbeitenden. Sie alle steuerten Worte für die Fahnen bei, die nun bei den Standorten der Stiftung platziert sind und das kollaborative Projekt «Windgedicht» ausmachen. Staroszynski betont denn auch, dass es nicht sein Projekt sei, sondern «ein Projekt von ganz vielen miteinander».
Das fertige Werk drücke aus, dass die Arkadis-Bewohner «etwas zu sagen haben». Und Staroszynski ergänzt: «Und wenn man versucht, das Gedicht zu lesen, kann man merken, dass es in ganz vielen Sprachen spricht. In der Arkadis wird ja sehr unterschiedlich kommuniziert.» Manche Bewohner könnten sprechen, manche schreiben. Andere hingegen könnten sich einzig mittels Gebärden oder mittels Zeichnungen verständigen. «All das wird an den Fahnen sichtbar.» Das Projekt sollte allen Teilnehmenden die Gelegenheit bieten, mit Sprache, Zeichen und Gebärden zu experimentieren und dabei auch die Grenzen der Verständigung auszuloten. In der gemeinsamen künstlerischen Arbeit sollten sich neue Begegnungsräume ergeben, in denen im Idealfall auch voneinander gelernt werden konnte.
«Neugierig sein auf andere Sprachen»
Staroszynski berichtet, dass im Laufe des Prozesses insbesondere Mitarbeitende, die normalerweise im beruflichen Alltag kaum Berührungspunkte haben, plötzlich gemeinsam an etwas arbeiteten. Das nun fertig gestellte «Windgedicht» ist Produkt einer mehr als sechsmonatigen Entstehungsphase. Der Initiant hofft, dass die Betrachter des fertigen Werkes vor allem zwei Erkenntnisse gewinnen werden. «Das eine ist: Die Menschen, die von den Angeboten der Arkadis profitieren, sind mitten unter uns, mitten in der Stadt. Das andere ist: Wer vor den Fahnen steht und vielleicht über das Dargestellte rätselt, möge ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass die selbstverständliche Kommunikationsform der Mehrheit der Menschen für andere Menschen eben nicht selbstverständlich ist, und dass man neugierig sein kann auf andere Sprachen, andere Kommunikationsformen.»
Faltblatt im Arcafé erhältlich
Das «Windgedicht» kann bis Ende November betrachtet werden. Wer das gerne individuell tun möchte, startet seinen Rundgang am besten an der Aarauerstrasse 10. Im Arcafé liegt zu dessen Öffnungszeiten von Montag bis Freitag ein Faltblatt mit allen Standorten zum Projekt auf.