«Digital braucht analog»

1. Digitaltag Region ­Olten Am kommenden Dienstag, 3. November ­hätte der 1. Digitaltag ­Region Olten stattfinden sollen. Nun muss er wegen der Coronapandemie ­ab­gesagt werden.

Yannick Deiss (l.) und Yakup Tasdemir vor der Oltner Schützi. Hier wäre einer der Standorte des 1. Digitaltages Region Olten gewesen. (Bild: Franz Beidler)
Yannick Deiss (l.) und Yakup Tasdemir vor der Oltner Schützi. Hier wäre einer der Standorte des 1. Digitaltages Region Olten gewesen. (Bild: Franz Beidler)

Am kommenden Dienstag, 3. November hätte der 1. Digitaltag Region Olten stattfinden sollen. Wegen der verschärften Massnahmen gegen die Coronapandemie, kann der Digitaltag nun nicht stattfinden. «Jedenfalls der physische Teil nicht», erklärt Yannick Deiss, der Initiator des 1. Digitaltages Region Olten. «Wir haben uns vierzehn Monate lang auf diesen Tag vorbereitet.» Deiss und Mitorganisator Yakup Tasdemir haben zusammen mehr als 450 Stunden Arbeit in das Vorhaben gesteckt, ehrenamtlich. Dabei sind die beiden nur zwei der Mitorganisatoren in einem insgesamt siebenköpfigen Komitee. «Da steckt schon viel Idealismus dahinter», geben sie schmunzelnd zu. Tasdemir erklärt: «Die Digitalisierung rollt wie eine Lawine über die Menschen.» Und Deiss schlussfolgert: «Da hängen viele ab, auch junge Menschen.» Schliesslich bedeute Digitalisierung mehr, als nur ein Smartphone oder einen Laptop zu verwenden. Deiss und Tasdemir wollten mit dem 1. Digitaltag Region Olten einerseits Menschen aus Politik, Wirtschaft und Bildung zusammenbringen, damit diese ihre ­Erfahrungen und ihr Wissen über die Digitalisierung austauschen. «Andererseits wollten wir Ängsten und Unsicherheiten offen begegnen und niederschwellig über die Digitalisierung aufklären», führt Deiss aus. Nicht zuletzt deshalb wären alle Veranstaltungen kostenlos geblieben. Schutzräume schaffen, um Profis zusammenzuführen und Laien zu informieren, nennen es Deiss und Tasdemir. 36 Unternehmen und Institutionen aus der Region Olten waren mit an Bord, um fast dreissig Veranstaltungen an über 20 Standorten in Olten durchzuführen und breit gefächerte Themen zu behandeln: Von Vertragsabschlüssen im Internet über virtuelle Klassenzimmer oder künstliche Intelligenz sollte berichtet werden. Aber auch E-Sports, digitales Banking oder Elektromobilität hätten in Olten zur Sprache kommen sollen. Nun kommt es anders: «Wir müssen jetzt Verantwortung übernehmen», erklärt Deiss die Absage.

«Ein Tag mit freien Inputs»

Als Deiss die erste Ausführung der Digitaltage Schweiz im Jahr 2017 besuchte, reiste er nach Bern. «Das war ein Tag mit freien Inputs», erinnert er sich. Lockere Diskussionsrunden und Vorträge zur Digitalisierung reihten sich über den Tag verteilt aneinander. So nahm Deiss auch in den folgenden Jahren am Digitaltag teil, mal in Bern, mal in Zürich. Es war aber im vergangenen Jahr in Aarau, als er am Ende des Tages an einem Apéro war. «In einer lustigen Runde», erzählt er schmunzelnd. Da kam die Rede auf Olten und den Kanton Solothurn. Die Oltner müssten nach Bern, Zürich oder Aarau, weil ihre Stadt und mit ihr der ganze Kanton Solothurn zurückgeblieben sei, witzelte die Runde. Dieses Vorurteil wollte der Ur-Oltner Deiss nicht auf sich sitzen lassen. Von der heiteren Stimmung ermutigt, kündigte er auf der Stelle an, im nächsten Jahr einen Digitaltag in Olten zu veranstalten.

Die Suche nach Mitstreitern

«Am Morgen danach machte ich mich auf die Suche nach Mitstreitern», erinnert sich Deiss. Das sei zu Beginn harzig gewesen, denn viele hätten Olten einen Digitaltag nicht zugetraut. Als Tasdemir im Herbst 2019 vom Digitaltag erfuhr, war er davon sofort begeistert und engagierte sich dafür. «Den Grundstein legten wir aber erst im November», erzählt Deiss. Da nämlich gelang es den beiden, die Fachhochschule Nordwestschweiz und die Pallas Kliniken als Partner zu gewinnen. Ausserdem sagte der Oltner Stadtpräsident für eine Ansprache zu und Wirtschaftsföderer Rolf Schmid wurde Mitorganisator. «Da dachten wir aber noch immer, wir würden nur einen Themenabend mit Apéro veranstalten.» Dann stiessen immer mehr Beteiligte dazu und das Programm wuchs auf ­Tageslänge. Viele der Partner hätten bisher nicht voneinander gewusst. «Da entstanden noch vor dem eigentlichen Digitaltag wertvolle Kontakte», erklären Tasdemir und Deiss. Damit hätten sie eines ihrer wichtigsten Ziele erreicht.

«Niederschwelligkeit wäre dahin»

Dass ausgerechnet der Digitaltag nicht online stattfinden kann, mag komisch klingen. Deiss erklärt: «Jene Leute, die von der Digitalisierung überrollt wurden, erreichen wir online nicht.» Gerade für sie sei es schon schwierig, sich zum Beispiel in eine Videokonferenz einzuloggen. «Die Niederschwelligkeit wäre komplett dahin.» Selber als Dozent an der Schule für Gestaltung Zürich tätig, weiss Deiss aus Erfahrung: «Wissensvermittlung braucht Begeisterung und Emotionen.» Das komme auf digitalem Weg nicht an. Auch Netzwerken lebe von der menschlichen Begegnung. So kommt Deiss zum Schluss: «Digital braucht analog.»

Bei Redaktionsschluss war noch unklar, ob und in welcher Form der 1. Digitaltag Region Olten stattfindet. Aktuelle Informationen dazu finden Sie unter:

www.digitalday-olten.ch

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