«Chance, in eine neue Ära aufzubrechen»

Olten Im überparteilichen Komitee «Pro Kunstmuseum Olten» ist man überzeugt: Ein Ja am 25. September bei der Abstimmung über den Verpflichtungskredit für die Projektierung des neuen Kunstmuseums an der Kirchgasse 10 und die Entwicklung der Liegenschaft Kirchgasse 8 als Wohn- und Geschäftshaus stellt auch eine gewaltige Chance für die Stadt dar.

Setzen sich mit Nachdruck für den Projektierungskredit ein: (v.l.) Peter Gomm, Sarah Baschung, Walter Straumann, Regina Graber und Rolf Mettauer. (Bild: ZVG)
Setzen sich mit Nachdruck für den Projektierungskredit ein: (v.l.) Peter Gomm, Sarah Baschung, Walter Straumann, Regina Graber und Rolf Mettauer. (Bild: ZVG)

Am 25. September stimmt die Oltner Bevölkerung über den Verpflichtungskredit von 2,5 Millionen Franken für die Projektierung des neuen Kunstmuseums und die Entwicklung der Nachbarliegenschaft an der Kirchgasse 8 ab. Für die Spitze des Komitees «Pro Kunstmuseum Olten», die am 2. September im Museum selber vor die Medien trat, ist aber klar: Mittel- und langfristig geht es für die Stadt noch um viel mehr. Um eine attraktivere Kirchgasse, um eine Aufwertung der Innenstadt mitsamt Munzingerplatz und «Platz der Begegnung» inmitten eines neuen, blühenden Museumsquartiers. Es geht um ein Kunstmuseum als Plattform für regionale und nationale Kulturschaffende und als zentraler Treffpunkt für die ganze Bevölkerung. «Es geht für Olten schlicht um die Chance, in eine neue Ära aufzubrechen», betonten die Referierenden.

Sie unterstrichen die grosse, «an allen Ecken und Enden präsente» Kulturlandschaft Oltens. Die Stadt, so Peter Gomm, der im Kernteam des Komitees mitwirkt, solle Zentrum sein für die ganze Region und auch darüber hinaus. Der alt Regierungsrat präsentierte eine eindrücklich lange Liste an Kooperationen des Kunstmuseums mit anderen kulturellen Institutionen. Und kam auch auf IPFO und das Haus der Fotografie zu sprechen. Das IPFO bespiele das Haus der Fotografie, wie mit der Stadt vereinbart, im Rahmen einer Zwischennutzung ohne Mietzins. Um mittel- und langfristig bestehen zu können, werde es eine andere Möglichkeit geben müssen, in der auch Bildungsangebote und ein Restaurationsbetrieb Platz haben müssten. Die Suche sei seit einiger Zeit im Gang. Gomm betonte, dass Kunstmuseum und IPFO immer wieder zusammenarbeiten würden und auch für die nächste Ausgabe des IPFO im August 2023 im Kunstmuseum wieder eine Ausstellung geplant sei.

An Gomms Ausführungen knüpfte Sarah Baschung nahtlos an. Die Co-Präsidentin des Vereins Pro Kultur Olten und Co-Präsidentin des Komitees «Pro Kunstmuseum Olten» sagte, dass für eine lebendige Kulturstadt wie Olten nur ein Credo gelten könne: Das eine tun und das andere nicht lassen! Es bringe nichts und sei sogar kontraproduktiv für die gesamte Oltner Kultur, wenn die einen Institutionen gegen die anderen ausgespielt würden. Mit der Idee, dass sich alternativ zum Kunstmuseum andere Nutzungsformen für die Gebäude an der Kirchgasse besser eignen würden, wie die Befürworterinnen und Befürworter des Referendums dies immer wieder vorbringen würden, werde eine «beschränkte Sichtweise» zum Ausdruck gebracht. «Diese verkennt, dass die Ansprüche an eine traditionsreiche Institution mit städtischem Auftrag um einiges umfangreicher sind und sich nicht allein an Besucherzahlen messen lassen», unterstrich Baschung. Der gewichtige immaterielle Wert eines Kunstmuseums, etwa als Gedächtnisspeicher des kulturellen Erbes oder als Bildungs- und Vermittlungsort, werde dabei ignoriert.

Auch Regina Graber, selbst Kunstvermittlerin und Kunstschaffende, ist Mitglied des Komitee-Kernteams. Sie unterstrich, das Kunstmuseum sei schon heute ein Bildungsort und ein Ort der Reflexion und des aktiven Diskurses im Stadtkern. «Es unterhält eine rund zehntausend Werke zählende Sammlung mit eigenständigem Profil und überregionaler Bedeutung, welche ein Fachteam trotz sehr prekärer Lagerbedingungen kompetent betreut», sagte Graber. Kunst werde hier mitnichten als unantastbare, elitäre Beschäftigung gezeigt, sondern in einen offenen Diskurs gestellt; die Formate der Vermittlung seien so facettenreich wie die Besuchenden und ihr Alter. Sie bezeichnete das Kunstmuseum als einen «Ort der Inspiration für Kunstschaffende wie auch für Betrachtende», als einen «Ort des aktiven Denkens und Sehens».

«Dringend sanierungsbedürftig»

Es gibt auch handfeste Gründe, um diesen Weg weiterzuführen, wie Rolf Mettauer vom Komitee-Kernteam unterstrich: «Seit 50 Jahren werden im Kunstmuseum Olten nur noch die nötigsten Unterhaltsarbeiten ausgeführt, die Liegenschaft ist deshalb in einem desolaten Zustand und dringend sanierungsbedürftig.» In eindrücklichen Worten schilderte der Dipl. Architekt FH/SIA, dass etwa die Decke über dem Erdgeschoss einzustürzen drohe und sie provisorisch abgestützt werden müsse oder dass die Terrasse im zweiten Obergeschoss wegen Einsturzgefahr nicht mehr betreten werden dürfe. Wegen des fehlenden Aufzugs können Menschen mit einer Gehbehinderung das Museum schon gar nicht besuchen.

Was die Vorgehensweise betrifft, so betonten sowohl Mettauer wie auch Komitee-Co-Präsident Walter Straumann, dass das Projekt Kunstmuseum absolut phasengerecht aufgegleist worden sei. Sie erinnerten daran, dass Standortfrage (Kirchgasse), Bedarf an Raumflächen und der Kostenrahmen (bis zu 14 Millionen Franken) durch das Gemeindeparlament vor ziemlich genau zwei Jahren mit 37:0 Stimmen genehmigt wurden. Die Grundlagen zum Projekt seien in einem langjährigen politischen Prozess, den man zurecht als «beispielhaft» bezeichnen könne, entwickelt worden, unterstrich Komitee-Co-Präsident Walter Straumann. Wer demokratisch gefällte Entscheide nicht respektiere, verletze elementare Spielregeln und nehme in Kauf, dass für die Erfüllung von öffentlichen Aufgaben unbedingt notwendiges Vertrauen verloren gehe. Demokratie und Stabilität würden besonders darunter leiden, wenn politische Behörden ihre eigenen Entscheide nicht einhalten würden. Straumann wörtlich: «Es ist deshalb auch eine Frage der politischen Kultur, dass das Kunstmuseum Olten in der Form erneuert wird, wie es während Jahren vorbereitet und schrittweise beschlossen worden ist.» pd

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