Bis Spätsommer alle geimpft?

Impfzentrum Olten Nach neuntägiger Zwangspause hat das Impfzentrum Olten vergangene Woche seinen Betrieb wieder aufgenommen. Ein Augenschein in der Oltner Stadthalle.

«Wunderbar»: Robert und Lena Werthmüller aus Dulliken fühlten sich im Impfzentrum gut umsorgt. (Bild: frabei)

«Wunderbar»: Robert und Lena Werthmüller aus Dulliken fühlten sich im Impfzentrum gut umsorgt. (Bild: frabei)

Franco Giori, Kommandant der Regionalen Zivilschutz­organisation Olten (Bild: frabei)

Franco Giori, Kommandant der Regionalen Zivilschutz­organisation Olten (Bild: frabei)

Peter Eberhard, Chef des Gesundheitsamt des Kantons Solothurn. (Bild: ZVG)

Peter Eberhard, Chef des Gesundheitsamt des Kantons Solothurn. (Bild: ZVG)

Kapazität für 900 Impfungen pro Tag: Das Impfzentrum nimmt zwei Drittel der Oltner Stadthalle in Anspruch. (Bild: Franz Beidler)

Kapazität für 900 Impfungen pro Tag: Das Impfzentrum nimmt zwei Drittel der Oltner Stadthalle in Anspruch. (Bild: Franz Beidler)

Im Eingangsbereich der Oltner Stadthalle stehen etwa zwanzig junge Männer ruhig in einem grossen Halbkreis, manche reden leise. Alle tragen sie das olivgrüne Tenue mit den orangen Schultern des Zivilschutzes. Sie warten auf den Appell, denn in einer Viertelstunde beginnt ihr Einsatz als Zivilschützer im Oltner Impfzentrum. «Heute ist Schichtwechsel», erklärt Franco Giori, Kommandant der Regionalen Zivilschutzorganisation Olten. Unter seiner Führung steht die Logistik des Impfzentrums.

So ein Schichtwechsel passiert seit der Eröffnung des Impfzentrums Anfang Februar alle zwei Wochen. Jeweils 28 Zivilschützer des Zivilschutzes Olten und des Zivilschutzes Niederamt stehen im Einsatz. Den Pool von etwa 750 Leuten hat Giori in elf Blöcke eingeteilt. «So reicht das bis Mitte Juli.»

Pünktlich um zehn Uhr vormittags treffen die ersten Impfwilligen ein. Ein Zivilschützer nimmt eine alte Dame in Empfang und misst ihre Körpertemperatur. Danach werden ihre Personalien abgefragt und sie wird über die Treppe in den Wartebereich in der Halle begleitet. «Das Impfzentrum ist barrierefrei», bemerkt Giori. Für Rollstühle wird der Lieferanteneingang benutzt. Der hat Rampen.

Impfen neben Sportunterricht

In der Halle herrscht eine ruhige Atmosphäre. Nur ab und an ertönt an diesem Vormittag ein Kinderlachen, ein dumpfer Knall oder ein kurzer Schrei. «Das ist der Sportunterricht der Schulen», erklärt Giori. Der Impfbetrieb nehme nicht mehr als zwei Drittel der Stadthalle in Anspruch. Mit einem dicken Trennvorhang abgegrenzt steht ein Drittel der Halle weiterhin den Schulen und Vereinen zur Verfügung. «Sie haben auch einen eigenen Zu- und Ausgang», erklärt Giori. Der ruhige Betrieb hat auch mit den Kapazitäten zu tun. «Momentan impfen wir nur etwa zweihundert Leute pro Tag.» Bewältigen kann das Impfzentrum Olten bis deren neunhundert.

«Wir sind in der Lage, bis im Spätsommer alle im Kanton Solothurn zu impfen, die das wollen – vorausgesetzt, wir erhalten genügend Impfstoff», sagt Peter Eberhard. Mit Jahresbeginn trat er den Chefposten des Gesundheitsamts des Kantons Solothurns an, mitten in einer Pandemie. «Ich bin im Kanton geboren und aufgewachsen und wohne auch hier», sagt Eberhard. Beim Gesundheitsamt könne er gerade in der Pandemie einen Beitrag für seine Heimat leisten.

Von den rund 275000 Menschen, die mit ihm im Kanton leben, rechnet Eberhard mit etwa drei Vierteln, die sich werden impfen lassen wollen. Bei zwei Dosen pro Impfung benötigt der Kanton also etwa 400000 Impfdosen.

Erst Ende Februar fehlte es genau daran. So musste das Impfzentrum Olten eine neuntägige Pause einlegen. «Die Lieferanten haben zu viel versprochen», erklärt Eberhard. Sein Amt habe wegen Absagen und Verschiebungen manchmal innert Wochenfrist Dosen neu verteilen müssen. Um die so wichtigen Zweitimpfungen sicherzustellen, habe man vorläufig auf weitere Erstimpfungen verzichtet. «Das sollte jetzt aber nicht mehr nötig sein», hofft Eberhard, denn die angekündigten Mengen an Impfstoff seien nun deutlich höher. «Alleine im März erwarten wir 40000 Dosen. Im April und Mai werden es noch mehr sein.»

Abklärungen vor jeder Impfung

Zwei blaue Zelte stehen in der Halle. In ihnen findet die medizinische Abklärung statt, die vor jeder Impfung vor Ort gemacht wird. Während der Zivilschutz Olten die Logistik bereitstellt, organisiert das Gesundheitsamt das medizinische Personal. «Vier- bis fünfhundert Freiwillige stehen im ganzen Kanton bereit für einen Einsatz», erklärt Eberhard. Ihnen gebühre ein besonderer Dank.

Einer dieser Freiwilligen ist der Oltner Arzt Arnold Wyss. «Ich helfe gerne», sagt er. Der 72-Jährige ging zwar Ende Januar in den Ruhestand, ist nun aber seit Februar im Oltner Impfzentrum engagiert. «Oft fragen die Leute nach möglichen Nebenwirkungen», berichtet er. Wenn es denn welche gäbe, seien diese ähnlich wie bei der Grippeimpfung. «Und dann wollen die Leute vor allem wissen, welchen Impfstoff sie erhalten», erzählt Wyss.

In Olten wird der Impfstoff von Moderna verwendet. «Davon werden wir mit Abstand am meisten erhalten», weiss Eberhard. «Ausserdem ist der Impfstoff von Biontech/Pfizer logistisch schwierig.» Dieser muss bei sehr tiefen Temperaturen gelagert werden. Wyss und Eberhard stellen klar: «Die beiden Impfstoffe sind gleichwertig.»

«Benutzt wurde das Liegezelt noch nie»

Nach der eigentlichen Impfung in einem der orangen Zelte werden die Leute in einen weiteren Wartebereich geführt, wo sie eine Viertelstunde verweilen müssen. In dieser Zeit könnten erste Nebenwirkungen auftreten. In einem eigenen Liegezelt würden jene medizinisch behandelt, welche die Impfung nicht vertragen. «Benutzt wurde das Liegezelt noch nie», merkt Giori an.

An der Ausgangskontrolle erhalten die Frischgeimpften einen Impfnachweis. Auf einem ausgedruckten A4-Blatt sind Eckdaten wie Impfdatum und -stoff vermerkt. «Ohne Papier kommt niemand raus», sagt Giori. Der Nachweis muss bei einer Zweitimpfung vorgelegt werden.

«Wunderbar», sei es ihnen ergangen, berichten Robert und Lena Werthmüller aus Dulliken. «Als ich Durst hatte, brachten mir die Zivilschützer eine Flasche Wasser», erzählt die 87-Jährige. Auch hätten sie ihren 90-jährigen Ehemann freundlich durch das Zentrum begleitet. «Ich empfehle die Impfung allen.»

«Wer sich impfen lassen will, soll sich jetzt online registrieren», betont Eberhard. «Auch wenn die eigene Altersgruppe vielleicht noch grad nicht an der Reihe ist.» Das erleichtere dem Kanton die Planung. «Ausserdem entlasten alle, die sich impfen lassen, das Gesundheitswesen.» Gleichzeitig warnt Eberhard vor Übermut: «Impfen ist nur eines der Standbeine unserer Strategie: Schützen-Testen-Impfen.» Masken, Abstandhalten und grossflächiges Testen dürften nicht vernachlässigt werden. «Wir müssen noch etwas durchhalten, aber gemeinsam schaffen wir das.»

corona.so.ch

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