Auch Gletscher sind Wesen

Fotobuch Der Oltner Fotograf Julian Stettler widmet sich in seiner Arbeit der Grundessenz der Natur. Für sein neustes Werk hat er Gletscher aufgesucht und fotografisch ihr Wesen ergründet.

Das Buch «The Glacier Is a Being» zeigt Gletscher nicht als Phänomene, sondern als Wesen. (Bild: ZVG)

Das Buch «The Glacier Is a Being» zeigt Gletscher nicht als Phänomene, sondern als Wesen. (Bild: ZVG)

Julian Stettler.

Julian Stettler.

Ende Dezember hat der Oltner Fotograf Julian Stettler sein erstes Fotobuch unter dem Titel «The Glacier Is a Being» herausgegeben. Das Buch erzählt in 90 abstrakten Fotografien vom «Wesen der Gletscher», wie in der Beschreibung zu lesen ist. Ergänzt werden die Bilder von einem 14-seitigen Gedicht der Schriftstellerin und Künstlerin Daniela Naomi Molnar. Darüber hinaus sind je ein Text der Journalistin, Dichterin und Forscherin Anne-Sophie Balzer, des Landschaftsarchitekten Gian-Luca Kämpfen sowie der Mikrobiologen David Touchette und Ianina Altshuler Teil des Buches.

Die Welt als Ganzes

Die Beziehung des Menschen zur Natur – ein Thema, das Julian Stettler in seiner Arbeit beschäftigt. «Im modernen Denken sieht sich der Mensch als etwas, das ausserhalb der Natur existiert. Mit meiner Arbeit möchte ich die Trennung von Mensch und Natur aufheben, zeigen, dass wir als Wesen ein Teil der Natur sind. Diese Einsicht ist bei indigenen Völkern noch verbreitet. Bei uns ist sie leider vergessen gegangen», sagt der 25-Jährige.

In seinen Fotografien erscheinen die Gletscher als lebendige Wesen, als Protagonisten, die wie der Mensch mit allen anderen Wesen verbunden sind, quasi ein grosses Ganzes bilden. «In Zeiten der ökologischen und klimatologischen Krise müssen wir uns fragen, wer und wovon wir Teil sind. Es gibt keinen passiven Hintergrund, in dem die Dinge geschehen» , sagt Stettler.

Sein im Fotobuchverlag «Sturm und Drang» veröffentlichtes Werk ist im Rahmen einer Bachelorarbeit entstanden – an der Hochschule Luzern hat Julian Stettler das Studium Camera Arts abgeschlossen. In den Bergen habe er sich immer wohl gefühlt, verbringe viel Zeit dort: «Bei der Begegnung mit einem Gletscher kam mir die Idee, dazu eine Fotoarbeit zu machen», erzählt er. Um das Buch zu realisieren, zog er im Sommer und Herbst 2021 alleine in die Berge, suchte Gletscher auf, verbrachte dort mehrere Nächte: «Ich wollte mir Zeit nehmen, mich auf den Gletscher einlassen.» Insgesamt zwölf Gletscher hat der Oltner bei seinen Erkundungen aufgesucht.

Leidenschaft zum Beruf gemacht

Julian Stettler ist in Wangen bei Olten aufgewachsen, wohnt aber jetzt in der Dreitannenstadt selbst. «Meine Mutter hatte eine Spiegelreflexkamera. Als Kind spielte ich immer damit rum, war fasziniert davon. Während Ferien mit der Familie begann ich zu fotografieren und merkte, dass es mir leichtfiel.» In der Kantonsschule Olten besuchte er Kurse in Fotografie und entschied sich, die Leidenschaft zu seinem Beruf zu machen. «Ich kann mich mit diesem Medium sehr gut ausdrücken», sagt er. Nun ist er als Fotograf und Künstler unterwegs – aktuell dokumentiert er im Auftrag des Museumsverbunds Solothurn alle Museen und Sammlungen im Kanton.

www.julianstettler.ch

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