Die Geschichten hinter den stillen Wegbegleitern
Kunst in Olten-Führer Auf fünf Spaziergängen durch Olten, auf denen insgesamt 83 Werke vorgestellt werden, erhalten Interessierte einen neuen Blick über die hiesige Kunst im öffentlichen Raum.

Täglich gehen wir an Kunstwerken im öffentlichen Raum vorbei, ohne diese wahrzunehmen, denn längst haben sie sich ins Stadtbild eingefügt. Der druckfrische Führer «Kunst in Olten» hat deshalb die Aufgabe diese Kunstwerke wieder sichtbar zu machen. «Es ist toll, dass wir nun neben dem Schweizer Schriftstellerweg in Olten auch einen Führer für die Oltner Kunst haben», freute sich Stadtpräsident Martin Wey anlässlich der Medienkonferenz vergangene Woche. Der Führer entstand als Gemeinschaftswerk zwischen der Stadt Olten, dem Kunstmuseum und Region Olten Tourismus.
Ein anonymer Spender
Möglich gemacht hat die Realisierung dieses Führers ein Spender, der anonym bleiben möchte. «Neben der Auflistung der Kunstwerke soll der Führer auch einen Blick auf die Menschen und Geschichten hinter den Kunstwerken ermöglichen», erklärte Friederike Schmid von der Communication by Art GmbH, die den anonymen Spender vertritt, und steuerte sogleich ein paar Fakten hinzu. «Mit seiner Entstehung im 18. Jahrhundert ist das Altarbild «Jüngstes Gericht» das älteste aufgeführte Werk im 77 Seiten umfassenden Führer.» Die beiden neusten Werke, die Nischen sowie das Gemeinschaftsgrab und der Chorraum, seien ebenfalls in der Stadtkirche zu finden. Sie konnten noch im letzten Moment erfasst werden, weshalb sie aus Platzgründen gemeinsam im Führer aufgelistet wurden. «Oftmals sind die Werke aus einem Wettbewerb hervorgegangen und kamen als Schenkung in die Stadt. So auch das Kunstwerk von Paul Gugelmann, dessen Bahnübergangssignal jede volle Stunde am Bahnhof Olten erklingt. Dieses schenkte die Einwohnergemeinde Olten der SBB zu ihrem 150-Jahr-Jubiläum», zeigte Friederike Schmid weiter auf. Daneben seien aber auch «Guerilla-Werke», wie die Eisenplastik «Spacecat» von Freddy Madörin im Führer zu finden, das eines Nachts beim Bahnhofplatz illegal deponiert worden sei oder auch Fassadenkunst, wie die beim «Chöbu», die den «Tod des letzten Frohburgers» zeigt. Zu den «Shooting Stars» mit den meisten im Führer aufgeführten Werken gehöre Jakob Probst, der unter anderen die Steinskulptur Eber, besser bekannt als Wildsau, anfertigte.
Zwei Punkte umgesetzt
Die Daten zum Kunstführer wurden vor rund neun Jahren durch Christof Schelbert, damals Präsident der inzwischen aufgelösten Kulturförderungskommission der Stadt Olten und Professor an der FHNW Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel im Ruhestand und drei seiner Studenten erfasst. Damit wollte man auch ein seit langem bekanntes Problem beleuchten. «Bei einem Gebäude oder einer Strasse ist es selbstverständlich, dass diese von Zeit zu Zeit saniert werden müssen, doch die Kunst im öffentlichen Raum wird meist vergessen», hielt Christof Schelbert fest. «Die Inventarisierung der Kunstwerke im öffentlichen Raum war ursprünglich als kleines Forschungsprojekt gedacht und ich als gebürtiger Oltner ging davon aus, dass ich weiss, welche Kunstwerke es in Olten gibt, doch dem war nicht so», erzählt Schelbert lachend. Zwei Punkte hätten nun umgesetzt werden können: «Ich habe Freude, dass nun, mit den drei im vergangenen Jahr vorgenommenen Restaurationen der Werke «Remonte!», «Eisenstorch» und den Betonfiguren von Travaglini endlich deren Pflegebedarf erkannt und umgesetzt wurde und die Kunstwerke mit dem Führer ins Bewusstsein gebracht werden.» Im aktuellen Budget wurden gemäss Stadtschreiber Markus Dietler denn auch 10’000 Franken für den Erhalt der Kunstwerke im öffentlichen Raum eingesetzt. Das Bewusstsein schärfen und die übrig gebliebenen Gelder bei der Kunst einsetzen waren denn auch Gründe der Kulturförderungskommission, die Serie «Kunst im öffentlichen Raum», die 2017 während eines guten halben Jahres im Stadtanzeiger Olten zu sehen war, zu lancieren.
Geschichten hinter den Kunstwerken
«Es war uns ein Anliegen so viele Informationen wie möglich auf kleinem Raum zu verpacken», erzählte Dorothee Messmer, Direktorin im Kunstmuseum Olten und Verfasserin der Langtexte. Zudem sei es wichtig gewesen, dass der Führer handlich in die Tasche zu packen ist. «Die fünf Rundgänge führen durch die «Innenstadt», den «Bifang», «Olten-Nord», den «Friedhof Meisen- hard» und die «Kantonsschule Hardwald». Bei letzteren beiden wurde die Architektur bei den Rundgängen stark miteinbezogen», erklärte Messmer und fügte an: «Bei den verschiedenen Beiträgen handelt es sich jedoch nicht um eine fundierte Forschungspublikation, sondern um einen Führer der mit seinen Geschichten die Neugierde wecken und manchmal auch zum Schmunzeln anregen soll.» Zum Nachdenken bringe einem die Ende der 1960er-Jahre von der Künstlerin Gillian White entworfene Gewässerschutzplastik, so Messmer. White fertigte diese als Erinnerung an den Gewässerschutz aus dem neuen Material Kunststoff an, wahrscheinlich in der Über- zeugung das neue Material werde eine längere Lebensdauer haben und unwissend darüber, wie problematisch der Plastik später sein würde, der heute auch die Gewässer verunreinigt. Mehr solcher Hintergründe sind im Führer «Kunst in Olten» nachzulesen.
«Kunst in Olten»
5 Spaziergänge zu 83 Werken in der Stadt
Der Führer ist im Tourist Center von Region Olten Tourismus, am Informationsschalter im Stadthaus an der Dornacherstrasse und im Kunstmuseum Olten kostenlos erhältlich.