Faszinierender Oltner Gipfel
Naturmuseum Olten Vergangenen Freitag fand die Vernissage zur neuen Ausstellung «Kunstwerk - Alpen» im Naturmuseum Olten statt. Der Stadtanzeiger hat einen Augenschein genommen.
Die neue Ausstellung imNaturmuseum Olten ist in zwei Teile gegliedert und thematisiert die Alpen als Gebirge und Lebensraum. Einerseits werden die beeindruckenden Fotografien des deutschen Fotografen und Geologen Bernhard Edmaier in zwei Räumen gezeigt und andererseits wird einem der alpine Lebensraum mit verschiedenen Exponaten näher gebracht. Im Treppenhaus sind zudem Fotografien aus dem Schweizerischen Nationalpark, anlässlich seines 100-Jahr-Jubiläums ausgestellt.
15’000 Fotografien
Der Fotograf Bernhard Edmaier und seine Partnerin und Mitarbeiterin, die Geologin und Journalistin Angelika Jung-Hüttl, nahmen von Ampfing bei Mühldorf am Inn (D) eine sechsstündige Autofahrt auf sich, um der Vernissage im NaturmuseumOlten am vergangenen Freitag beizuwohnen. Der 57-jährige Fotograf Edmaier absolvierte von 1977 bis 1987 sein Studium in Bauwesen und Geologie und wandte sich 1990 der Fotografie zu. Seine Bilder wurden bereits im GEO und im National Geografic publiziert. Während acht Jahren arbeiteten Edmaier und Jung-Hüttl am Fotoprojekt «Alpen», woraus 15’000 Fotografien aus dem gesamten Alpenraum von Wien im Osten bis Südfrankreich im Westen entstanden sind. Die 40 schönsten und passendsten Motive haben Edmaier und Jung-Hüttl mithilfe des Geologen Benno Baumgarten vom Naturmuseum Südtirol, und der Kunstexpertin Ines Auerbach, Leiterin Haus der Fotografie in Burghausen, für die Ausstellung im Naturmuseum Olten ausgewählt. Rund die Hälfte der Bilder sind Aufnahmen aus der Schweiz - aus dem Wallis und Graubünden. «Die Schweizer Alpen sind besonders schön», lacht Angelika Jung-Hüttl.
«Gebirge werden geboren, sie leben und sie sterben»
Ihre Einführung begann die Journalistin mit einem Zitat des französischen Geologen Maurice Mattauer «Gebirge werden geboren, sie leben und sie sterben». «Ich habe diesen Satz während meines Geologie-Studiums in einem Lehrbuch von Mattauer gelesen und er ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Der Satz macht kurz und bündig begreifbar, dass auch so etwas Gigantisches, Hartes und scheinbar Ewiges wie ein Gebirge eine Lebensspanne hat, wenn auch eine die unsere menschliche weit übertrifft und sich über viele Jahrmillionen hinzieht», so Angelika Jung-Hüttl, welche die Einführungs- und Bildtexte der Ausstellung verfasst hat und Bernhard Edmaier meist auf seinen Rundflügen begleitet.
Fokussierung
Eine Besonderheit von Edmaiers eindrucksvoller Fotografie ist die starke Fokussierung auf die verschiedenen Gesteins-Verwerfungen und -Faltungen der Alpen. Nur selten ist deshalb auf einer Fotografie der Himmel zu sehen. «Die Flugaufnahmen sind wichtig für den richtigen Blickwinkel. Das Aussparen des Himmels ist zudem gewollt, um den Blick des Betrachters zu fokussieren», erklärte mir Jung-Hüttl noch vor ihrer Einführung.
Das allmähliche Vergehen der Alpen
Die vierzig Grossfotografien sind in die vier Bereiche «Fels, Kollision, Eis und Erosion aufgeteilt. «Im Bereich Fels geht es um die Ablagerung und die Entstehung der Gesteine, welche die Alpen aufbauen und im Bereich Kollision um die Auffaltung zum Gebirge, durch den Zusammenstoss der Kontinentalplatten von Afrika und Europa. Im Bereich Eis geht es um die Gletscher der Alpen, die während der Eiszeiten dem Gebirge seine heutige Form verliehen und im letzten Bereich Erosion wird der heutige Abtrag des Gebirges gezeigt», erklärte Jung-Hüttl weiter und spannte den Bogen dem Satz von Maurice Mattauer entsprechend - vom Werden der Alpen bis hin zu ihrem allmählichen Vergehen - was sicherlich noch eine Zeit lang dauern werde. Die Alpen würden pro Jahr um etwa einen Millimeter in die Höhe wachsen, der Abtrag durch die Verwitterung betrage jedoch ebenfalls ungefähr einen Millimeter pro Jahr. Somit halte sich Hebung und Abtrag derzeit die Waage, klärte Jung-Hüttl auf.
Ausstellung mit Exponaten erweitert
Doch nicht nur die Fotografien Edmaiers geben in der Ausstellung «Kunstwerk Alpen» einen Einblick in die Schönheit der Berge. Dr. Peter Flückiger, Leiter des Naturmuseums Olten, hat mit seinem Team die Ausstellung mit den unterschiedlichsten Exponaten wie faszinierenden Bergkristallen und einer riesigen Auswahl an Gesteinen aus den Schweizer Alpen ergänzt. Aber auch die Alpenfauna und deren Eigenheiten werden thematisiert. Wussten Sie, dass gewissen Alpentieren im Winter ein weisses Fell als Tarnanzug wächst und sie so von ihren Feinden schützt? Ebenso spannend ist die Geschichte der Gletscherflöhe, die im Sommer durch eindringendes Schmelzwasser in Massen an die Oberfläche kommen. Das rot am Felsen wird daher nicht selten fürSahara-Sand gehalten, in Wirklichkeit handelt es sich jedoch um Tausende von Gletscherflöhen. Zudem zeigt ein Film vom Vallée de la Sionne (VS) (Testgelände) eindrucksvoll die Auswegslosigkeit, wenn eine Schneelawine niedergeht. Des Weiteren werden Gross und Klein die Barry-Geschichte sowie Bräuche und Traditionen näher gebracht. «Mit einem hölzernen Milchtrichter wird der Alpsegen in alle vier Himmelsrichtungen ausgerufen. Soweit der Schall reicht, sind Mensch und Tier geschützt - und der Gesang zählt doppelt», erklärt Peter Flückiger und stellt sich neben die «Tschäggätta», mittlerweile ein Symbolträger alpiner Kultur.