Umweltfachstelle aufgelöst
Umweltfachstelle - Olten Bei der Umweltfachstelle verschwinden zwei Stellen und damit auch die Abteilung. Der Stadtanzeiger hat bei Regina Flury von Arx und Lisa Kaufmann nachgefragt, wer zukünftig die Umweltaufgaben in - Olten übernehmen wird.
Im Stadthaus sind bekanntlich die Renovationsarbeiten in vollem Gange. Äusserlich wird sich das Gebäude nicht verändern, aber die energetischen Gewinne werden massgebend sein. Massgebend hat sich die Abteilung Umweltfachstelle verändert - das Büro ist leergeräumt. Die Frage sei erlaubt, ob sich die Stelleneinsparungen längerfristig auszahlen werden oder der Verlust an Know-how und Arbeitskraft ein zu grosses energetisches Loch im Stadthaus hinterlassen wird. Regina Flury von Arx, seit 15 Jahren Leiterin der Umweltfachstelle Olten, ist überzeugt: «Das Verschwinden der Umweltfachstelle wird nachhaltige Folgen für die Stadt Olten haben.»
«Traurig zu sehen, wie schnell etwas zerstört werden kann»
Im letzten Herbst wurde die60%-Stelle von Lisa Kaufmann, neun Jahre wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Umweltfachstelle Olten, infolge der Sparmassnahmen gestrichen. «Ich habe in meiner rund 15-jährigen Tätigkeit in der Umweltfachstelle bereits einige Reorganisationen miterlebt, doch wir waren nie so gut aufgestellt, wie nach der Anstellung der Stadtentwicklerin Eva Gerber im Mai 2011. Es ist traurig zu sehen, wie schnell etwas zerstört werden kann», bedauern die beiden Frauen. Auch die Stelle der Stadtentwicklerin Eva Gerber wurde nach ihrer Kündigung aufgehoben. «Eva Gerber arbeitet bis 2015 auf Mandatsbasis für das vom Bund unterstützte Projekt Olten Ost - projets urbains», erklärt Flury von Arx. Aufgrund eines im Parlament knapp abgelehnten Vorschlages wurde eine Umorganisation beschlossen und die Bereiche Stadtplanung, Integrationsfachstelle und Umweltfachstelle als «Strategische Planung» zusammengefasst. «In dieser Konstellation und mit den fehlenden personellen Ressourcen sah ich keine Möglichkeit mehr, mit der Umweltfachstelle sinnvoll Projekte umsetzen zu können», erklärt Regina Flury von Arx, welche per Ende Juni ihre Anstellung als Leiterin Umweltfachstelle gekündigt hat.
Grosses Engagement
In der letzten Zeit war Regina Flury von Arx mit Urban Gardening Projekten in OltenOst, der Stiftung Naturpark, der Rekultivierung des Steinbruchs Born und dem Aufbau der GIS-Plattform beschäftigt. Was beinhaltet Letzteres? «Wir haben ein Naturinventar angelegt, verfügten jedoch lange Zeit nicht über die technischen Mittel, um dieses Inventar auch zur Anwendung kommen zu lassen. Die Einführung von GIS, einem Programm, in welchem das Naturinventar erfasst, bearbeitet und dargestellt werden kann, bot neue Möglichkeiten, aber auch viel Arbeit. Ich investierte viel Zeit in die neue Plattform», erklärt Flury von Arx. Wie kann man sich das GIS vorstellen? «80 Prozent von Entscheiden einer Stadt haben einen räumlichen Bezug, weshalb Karten eine wichtige Grundlage sind», erklärt die ehemalige Leiterin der Umweltfachstelle. Mit der GIS-Plattform wird Olten somit räumlich verwaltet (der Kanton Solothurn arbeitet mit derselben Plattform, der sogenannten SOGIS). Lisa Kaufmann arbeitete in der letzten Zeit an Publikationen, in der Öffentlichkeitsarbeit und organisierte die beliebten Kurse und Führungen in Olten. «Es hat seine Zeit gedauert und Arbeit gekostet, bis unsere Tätigkeit von der Bevölkerung wahrgenommen wurde. Gemeinsam mit der Gartenspezialistin Silvia Meister konnten wir im Bereich der naturnahen Gärten einen nährstoffreichen Boden schaffen. Zudem wären ohne das Engagement von Silvia Meister auch die Erstellung und der Unterhalt des Bauerngartens nicht möglich gewesen. Auch besteht die Gefahr, dass wenn solche Projekte nicht mit Intensität verfolgt werden, sie nach einiger Zeit wieder verschwinden», ist Lisa Kaufmann überzeugt.
Aufgaben werden aufgeteilt
Die 70%-Stelle von Regina Flury von Arx wurde nicht neu besetzt, was die Aufhebung der vor 27 Jahren geschaffenen Abteilung Umweltfachstelle bedeutet. Die verschiedenen Bereiche und Aufgaben werden aufgeteilt. Die Stadttauben, der Unterhalt des Walderlebnispfades Bannwald und die Bekämpfung der invasiven Arten werden in Zukunft durch den Werkhof betreut. Die Feuerungskontrolle übernimmt die Baudirektion, wie auch die Betreuung des Labels Energiestadt. Neben Gründen des Standortmarketings sei das Label Energiestadt auch für die Gebäudestrategie sehr wichtig, betont Flury von Arx und fügt erklärend an: «Die Gebäudestrategie sieht eine energieeffiziente Sanierung vor. Ich bedaure auch den Wegfall der Energieberatung. Voraussichtlich wird diese zukünftig durch die sbo übernommen, was das Ende eines rund 25-jährigen, produkteneutralen Angebotes darstellt.» Die Abteilung Mobilität wurde dem StadtplanerLorenz Schmid übertragen. Noch unklar sei der Bereich Klimabündnis, bei welchem Olten seit 1995 Mitglied ist und die Partnerschaft mitindigenen Völkern und den Klimaschutz beinhaltet. Des Weiteren steht auch der Verein Wald- und Umweltschule vor der Auflösung. Die GIS-Plattform wird neu vom Katasteramt betreut.
Trauerarbeit abgeschlossen
Und wie steht es um die beliebten Rundgänge, Kurse und Veranstaltungen? «Der Bauerngarten wird vorerst weiter durch Silvia Meister und der Bauerngartengruppe betreut und auch ihre Kurse werden weiterhin angeboten. Doch eines Tages werden ihr persönliches Engagement und die Mittel erschöpft sein», erklären die beiden Frauen in ihrem kahlen Büro, in welchem am vergangenen Donnerstag noch die letzten Kisten zupacken waren. Wie geht es für sie persönlich weiter? «Die Trauerarbeit haben wir abgeschlossen. Es wäre jedoch für uns leichter gewesen, diese ganzen Entwicklungen akzeptieren zu können, wenn es eine Entscheidung des Parlaments gewesen wäre und nicht ein Vorschlag von unseren Kollegen. Ausserdem hätte man sich Zeit nehmen sollen, um nachzudenken, bevor gewisse Entscheidungen getroffen wurden», ist Regina Flury von Arx, die in Olten ein Büro gemietet hat, überzeugt. Auch Arbeitskollegin Lisa Kaufmann hat im selben Büro ein Plätzchen. «Die vergangene Zeit war emotional erschöpfend, weshalb es nun Abstand und Raum braucht, um sich neu zu orientieren. Ein Businessplan ist deshalb heute noch nicht vorhanden. Wir werden uns beide auf die Stellensuche begeben. Zuerst gilt es aber einen klaren Kopf zu bekommen», so Flury von Arx. Auch wenn es so scheint, dass die meisten Aufgaben der Umweltfachstelle verteilt sind, verliert die Stadt Olten mit deren Auflösung eine geballte Ladung an Know-how, zudem bestehen die Gefahren, dass nicht mehr alle Aufgaben erledigt und auch der Gesamtüberblick schnell verloren gehen könnte.