Zurück zu den beruflichen Wurzeln

Bernadette Rickenbacher ist Wirtin, CVP-Kantonsrätin, Katechetin, Pfarreirats- präsidentin und führt heute ein eigenes Restaurant. Durch einen Schicksalsschlag jung Witwe geworden, engagierte sie sich viele Jahre in der Freiwilligenarbeit «Im Dienste eines Mitmenschen».

Hat ein bewegtes Leben: Bernadette Rickenbacher schätzt Olten und möchte auch im Alter in der Region wohnen bleiben. (Bild: Sonja Furter)
Hat ein bewegtes Leben: Bernadette Rickenbacher schätzt Olten und möchte auch im Alter in der Region wohnen bleiben. (Bild: Sonja Furter)

Ihr Geburtstag war auch ihr Hochzeitstag. Am 5. September 1992 heiratete Bernadette Roos ihren Freund Pedro Rickenbacher, der halb Ecuadorianer, halb Schweizer war. Kennen gelernt hatten sich die beiden als Neunzehnjährige, während sie anlässlich ihrer Ausbildung an der Hotelfach- schule, in Ascona im selben Hotel tätig waren. Pedro Rickenbacher wuchs in Trimbach auf, weshalb das Paar nach Olten zurückkehrte. Sie bekamen zwei Kinder: Tochter Sissilia und zwei Jahre später Sohn Sascha. «Wenn ich die beiden badete, sassen ein helles und ein dunkles Kind zusammen in der Wanne», lacht Bernadette Rickenbacher. «Tochter Sissilia hat meinen Teint geerbt, Sohn Sascha den seines Vaters.» Das Ehepaar verdiente seinen Lebensunterhalt in der Gastronomie, arbeitete eine Zeit lang im Restaurant Mövenpick und später im Aarhof Olten. Der gemeinsame Lebenstraum: Ein eigenes Restaurant eröffnen, wenn die Kinder grösser sind. Es kam anders. Nach fünf Jahren Ehe erkrankte ihr Mann unheilbar an Krebs. Rickenbacher pflegte ihn ein halbes Jahr lang zu Hause, eine schwierige Zeit. «Es ist eine Ohnmacht, dabei zusehen zu müssen und nichts machen zu können», erinnert sie sich. Geholfen habe ihr in dieser schwierigen Zeit ihr Glaube an Gott. «Diese Erfahrung war schlimm, sie hat mich aber auch stärker gemacht.» Drei Tage vor dem gemeinsamen Hochzeitstag verstirbt ihr Mann Pedro Rickenbacher. An ihrem Geburtstag erhält sie dennoch Blumen von ihm. Einunddreissig Rosen lässt er ihr zukommen, genauso viele, wie Bernadette Rickenbacher Jahre alt wurde. Organisiert hatte er die Blumen vom Krankenbett aus. Eine Geste, die sie heute noch rühre, sagt die 50-Jährige. Der Schicksalsschlag habe auch die Kinder, damals dreieinhalb und einjährig, geprägt. Der Berufswunsch von Tochter Sissilia war seither, Krankenschwester zu werden, um anderen Menschen zu helfen. Soeben hat sie ihre Ausbildung abgeschlossen. Sohn Sascha hingegen ergriff den gleichen Beruf wie sein Vater und ist heute als Koch tätig.

Im Dienste des Menschen

Jung Witwe geworden, begann Rickenbacher, sich in der Freiwilligenarbeit «Im Dienste eines Mitmenschen» (IDEM) zu engagieren. Sie besuchte Kranke, verbrachte ganze Nächte im Spital und wurde auch auf der Station eingesetzt, auf der ihr Mann verstorben war. «Ich habe einen guten Kontakt zu den Menschen gefunden, die ich begleitet habe», sagt Rickenbacher und fügt an: «Man wusste, dass ich im Besuchsdienst tätig bin. Ich wurde oft weiterempfohlen. So konnte ich mehrere junge Familienväter im Sterben begleiten.»

Bewegter Lebenslauf

Eigentlich hatte sie weder vorgehabt, den Beruf zu wechseln noch Politikerin zu werden. Auf beides wurde sie von Freunden angesprochen. «Du wärst doch eine gute Katechetin», meinten diese und «Willst du dich nicht einmal in der Politik versuchen?» So begann Rickenbacher die Ausbildung zur Katechetin, bereitete Gottesdienste vor, während die Kinder schliefen, arbeitete als Religionslehrerin in verschiedenen Schulen, wurde Pfarreirats-Präsidentin in der Kirche St. Marien Olten und Starrkirch-Wil, sowie als erste Frau im 63-jährigen Bestehen der römisch-katholischen Synode des Kantons Solothurn zur Präsidentin gewählt. Auch war sie 15 Jahre lang im Gemeinde- rat Starrkirch-Wil tätig und amtete mehrere Jahre lang als CVP-Kantonsrätin. Heute hat sich die 50-Jährige ihren Lebenstraum erfüllt. Mit ihrem Partner Peter Oesch führt sie ihr eigenes Lokal, den «Chutz» in Oberbuchsiten. «Der Kreis hat sich geschlossen, ich bin zurück zu meinen beruflichen Wurzeln gekommen», freut sich Rickenbacher. Zwar sei es auch viel Arbeit, ein eigenes Lokal zu führen, aber eine Arbeit, die sie gerne mache. «Wenn ein Gast zur Türe hineinkommt, ist es mir ein Anliegen, dass er sich wohlfühlt. Schliesslich heisst es ja auch Gaststube.» Die Gäste seien für sie wie eine Familie. «Mir gefällt der Kontakt zu den Menschen. Die Vielfalt der Personen, die den Weg ins Restaurant finden, ist immer wieder spannend.»

Jemand, der die Dinge anpackt

Sich selbst beschreibt Rickenbacher als spontan, unkompliziert, zuverlässig und als jemand, der die Dinge anpackt. Aufgewachsen ist sie im Entlebuch als Älteste von drei Geschwistern. Der Bruder ist dreizehn Monate jünger, die Schwester kam zehn Jahre nach ihr zur Welt. «Ich habe mich gefreut, als sie geboren wurde. Sie war wie eine lebendige Puppe für mich», spielt Rickenbacher auf den Altersunterschied an. Als die Mutter zur Geburt im Spital war, habe der Vater kochen müssen. «Er machte eine kalte Platte und Fondue. Nur war es leider zu wenig Käse. So stapften mein Bruder und ich durch den Tiefschnee zur Käserei, um einzukaufen. Wir mussten uns beeilen, um noch vor Ladenschluss dort zu sein», erinnert sie sich an Ihre Kindheit auf dem Land. Sie möchte jedoch nicht zurück ins Entlebuch ziehen, sondern in der Region Olten bleiben. Rickenbacher lebt zwar in Starrkirch-Wil, fühlt sich aber Olten sowie seinen Bewohnern sehr verbunden und hat lange in der Stadt gearbeitet. «Mir gefällt es, wenn ich durch die Stadt Olten gehe und sich die Leute noch kennen. Wenn man etwas Schlechtes sucht, findet man es auch.
Ich suche jedoch bewusst das Positive: Hier habe ich eine Heimat und Unterstützung gefunden.»

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