Wyss hat Kies im Blut

Jürg Wyss wirkt bereits sein ganzes Leben in der - Region Härkingen. Ob in der Kiesindustrie, Verbänden oder gar in der Politik.

Jürg Wyss fühlt sich bei den regionalen Kieswerken seit Kindheit wohl. vwe)
Jürg Wyss fühlt sich bei den regionalen Kieswerken seit Kindheit wohl. vwe)

Wenn man Jürg Wyss Wohnortsakte studieren würde, gäbe es garantiert nur einen Eintrag: 1969 geboren und wohnhaft in Härkingen (SO). «Obwohl ich beruflich ab und zu in anderen Regionen tätig war, habe ich mein Heimatdorf nie verlassen.» Bereut habe er diese Standhaftigkeit nie, ausser eventuell in sprachlicher Hinsicht. «Heute ist es üblich, Auslandssemester zu absolvieren, um seinen Wortschatz in Englisch oder Französisch zu verbessern. Diese Chance habe ich leider in jungen Jahren verpasst», sinniert Wyss.

 

Mit 27 Jahren bereits Geschäftsführer

In seinen 20ern war der Härkinger beruflich nämlich bereits vollends eingespannt. «Nach meiner Ausbildung zum Elektroniker war ich knapp zwei Jahre in der Rüstungsindustrie tätig.» Mit 22 Jahren holte ihn dann allerdings seine familiäre Verbundenheit mit der Kiesindustrie wieder ein. «Mein Grossvater, der ursprünglich Landwirt gewesen war, startete zuerst mit einem Transportunternehmen, dann mit einem Steinbruch und schliesslich mit dem Familienbetrieb für Kies und Beton in Härkingen. Anschliessend führten mein Vater und nun meine zwei älteren Brüder das Kieswerk weiter. Ich und meine sieben Geschwister sind somit in der Kiesindustrie gross geworden und haben diesen quasi im Blut», so Wyss lächelnd. Daher wurde vermutlich auch die «IFF AG Kies & Beton» im bernischen Niederbipp auf den damals 22-Jährigen aufmerksam und wollte den gelernten Elektroniker in ihren Reihen sehen. Fünf Jahre lang war er in Niederbipp in den verschiedensten Sparten des Betriebes tätig und übernahm schliesslich mit jungen 27 Jahren die Geschäftsleitung. «Für das Tätigkeitsfeld Kies oder Beton gibt es nicht eine wirkliche Ausbildung. Deshalb sind Leute, die diesen Bereich verstehen rar und dementsprechend beliebt.» Sein Wissen eigne er sich seit gut 44 Jahren, also seit seinem zweiten Lebensjahr, an. Denn wie alle Kinder der Grossfamilie Wyss half auch er jeweils im väterlichen Kieswerk mit. Der Kiesabbau fasziniere ihn jedoch auch aus ökologischen Gründen. «Mit unserer Tätigkeit schaden wir nicht, wie lange geglaubt, der Natur, sondern bieten einigen Tieren und Pflanzen, die auf der roten Liste stehen, gar einen lang gesuchten Lebensraum. Diese schätzen das dynamischeAulandschaft, die durch den Kies-abbau entsteht.»

Visionen und Ideen

Nach gut 17 Jahren bei «IFF AG» winkte ihm 2008 eine neue Herausforderung im heimischen Gunzgen. Die Werkplätze für Kies, Beton, Asphalt und weiteres Baumaterial in Boningen, Gunzgen sowie Olten wurden unter dem Namen «Baustoffzentrum Olten/Zofingen (BOZ)» zusammengeführt und Inhaber Dr. Samuel Schatzmann suchte eine geeignete Person, um diese verschiedenen Firmen zu einer zu verschmelzen und diese visionär zu führen. Wiederum wurde Jürg Wyss angefragt und führt seither das regionale Unternehmen. «Es ist unglaublich spannend, dass der Betrieb erstens in meiner heimischen Gegend liegt und ich hier die Möglichkeit erhalte, meine Ideen und Visionen umzusetzen.» Das selbstdeklarierte Ziel: Das regional sowie überregional meistbewunderte Unternehmen in der Baustoffaufbereitung zu werden. «Wir möchten sowohl einen kompetenten Geschäftspartner für unsere Kunden als auch intern einen guten Arbeitgeber für unsere Mitarbeiter darstellen.»

«Ein Geben und Nehmen»

Nicht nur beruflich, sondern auch in seiner Freizeit verfolgt Wyss einige Visionen. So sitzt er seit 2005 imGemeinderat seines Wohnortes Härkingen und ist aktives Mitglied der FDP. «Ich bin Vorsteher der Baukommission und kann so mein Wissen in diesem Bereich für unsere Gemeinde anwenden.» Politisches Engagement ist in der Familie keine Seltenheit. Auch sein Bruder Paul Wyss ist Mitglied der FDP Kanton Solothurn und amtete eine Zeit lang als Kantonsrat. «Das Interesse an der Politik teile ich seit je zudem mit meiner Frau, welche ,bereits als ich sie kennenlernte, zu den Jungliberalen gehörte.» Sie ist in der kommunalen Wirtschafts- sowie der Liegenschaftskomission der Härkinger Einwohner- beziehungsweise Bürgergemeinde tätig. Das Gemeinderatsamt sei zwar sehr zeitaufwendig und teilweise nervenaufreibend, allerdings gebe er gerne etwas der Gesellschaft und vor allem Härkingen zurück. «Leben ist ein Geben und Nehmen. Ich empfinde ein gewisses Engagement in solchen Bereichen als sehr wichtig.» Auch in der Verbandslandschaft ist Wyss kein unbeschriebenes Blatt. Sowohl im Kiesverband Solothurn, als auch im Oberaargauer und im Berner Verband beteiligt sich der 46-Jährige. Viel Raum für weitere Hobbys bleibt da nicht. «MeineFreizeit versuche ich daher, ganzmeinen zwei Töchtern und unserem Garten zu widmen. Gemeinsamgeniessen wir dort die Natur und ich lasse meinen Kopf «durchlüften»»,so der Familienvater Jürg Wysslächelnd.

 

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