Wissbegierig und vielseitig

Wolfgang Moor - Der einstige Bezirkslehrer und Stadtrat stellt - im Kurhotel Bad Ramsach seine Holzschnitte und Aquarelle aus. Der Stadtanzeiger hat den vielseitig - begabten Wolfgang Moor zum Gespräch getroffen.

Wolfgang Moor auf seiner Terrasse mit seinen Arbeitsinstrumenten, dem Hohlmesser und dem Geissfuss, sowie einem Druckstock eines Hahnes. Im Hintergrund steht ein Holzschnitt eines Tango tanzenden Paares auf Tapete gedruckt. (Bild: mim)
Wolfgang Moor auf seiner Terrasse mit seinen Arbeitsinstrumenten, dem Hohlmesser und dem Geissfuss, sowie einem Druckstock eines Hahnes. Im Hintergrund steht ein Holzschnitt eines Tango tanzenden Paares auf Tapete gedruckt. (Bild: mim)

Im Keller des Mehrfamilienhauses an der Hombergstrasse inOlten stapeln sich die unterschiedlichsten Aquarelle und Holzschnitte, die sorgsam in weissen Bilderrahmen ausgestellt sind. Bereits seit 21 Jahren widmet sich Wolfgang Moor der Aquarellmalerei und seit10 Jahren experimentiert er im Bereich Holzschnitt. Es sei ihm irgendwie langweilig gewesen, damals vor21 Jahren, als er erstmals auf der Terrasse versuchte eine Sonnenblume zu malen. «Ich habe die Wasserfarben unserer drei damals bereits erwachsenen Kinder geholt und erste schülerhafte Versuche in der Malerei unternommen», erinnert sich Moor. Er verfolgte sein neues Hobby weiter und reiste ein Jahr später erstmals mit einer Malgruppe ins französische Saint-Rémy-de-Provence. «Erst zu diesem Zeitpunkt wurde mir bewusst, wie fahrlässig es war, mir als erstes malerisches Objekt die Sonnenblume auszusuchen», erzählt Moor schmunzelnd. Der Vergleich mit den grossen Malern wie beispielsweise Vincent van Gogh würden da auf der Hand liegen. «In dieser Malwoche widmeten wir uns tagsüber einem Objekt und besprachen am Abend die Bilder, was sehr lehrreich war», so der 81-Jährige. Auch die darauffolgenden Jahre bildete sich Moor autodidaktisch und in Malwochen weiter, bis er vor zehn Jahren bemerkte, dass er nie Menschen in seinen Bildern zeichnete. «Daraufhin absolvierte ich einen Kurs im figürlichen Zeichnen und der Aktmalerei», erzählt der Künstler, der in Olten aufgewachsen ist und sich einst zum Primarlehrer sowie einige Jahre später zum Bezirkslehrer ausbilden liess. Sich weiterzubilden war für den Wissbegierigen stets ein Thema.

Arbeit mit Holz

«Die Vorlagen für meine Bilder entnehme ich Zeitschriften. Zudem besuche ich oft Ausstellungen der unterschiedlichsten Künstler», erzählt der Maler von seinen Inspirationsquellen. «In einer Ausstellung im Baselbiet stiess ich auf Holzschnitte der Künstlerin Anno Golay. Ich war fasziniert und habe sie angefragt, ob sie Kurse erteile», so Moor. «Sie verneinte», aber jeden Donnerstag habe sie ihr Atelier geöffnet. Dort wurden mir die Werkzeuge zur Verfügung gestellt und kurz gezeigt, wie ich diese anwenden muss. Mit dem Geissfuss und dem Hohlmesser «bewaffnet» machte sich Wolfgang Moor an die Arbeit. «Bis heute drucke ich in Itingen (BL), aber meine Holzschnitte fertige ich zu Hause an. Ich benötige Ruhe, denn wenn ich zu viel wegschneide, kann der Holzschnitt unbrauchbar werden», betont der Künstler, der vor einigen Jahren seine Familiengeschichte im Buch «Carlos - auf der Suche nach meinem Grossvater» erzählte und im Jahr 2012 ebenfalls im Eigenverlag das Buch «So war’s» mit 33 Geschichten aus seinem Leben publizierte und damit auch eine vergangene Zeit in Olten beleuchtete.

Arbeitsintensive Kunst

Bis anhin habe er über 200 Holzschnitte gefertigt. Es ist eindrücklich, wenn man sich des riesigen Aufwands hinter einem Holzschnitt bewusst wird. Aus einer Holzplatte werden die Teile weggeschnitten, die man nicht für das Motiv benötigt. Danach folgt der Druck mit Farben auf Papier, Tuch oder Tapete. Inzwischen hat sich Moor selbst eine eigene kleine Walze zugelegt, damit er den Holzschnitt nach Fertigstellung mit Linolschnittfarbe einfärben und einen Probedruck zu Hause machen kann. «Dies ist wichtig, damit ich sehe, wo es eine Nachbesserung benötigt, respektive noch zusätzliche Ecken wegzuschneiden sind», erklärt Moor, der während 20 Jahren als hauptamtlicher Stadtrat in Olten tätig war. Aber was fasziniert den 81-Jährigen am Holzschnitt? «Bei der Aquarellmalerei sieht man zu jedem Zeitpunkt das Resultat, beim Holzschnitt hingegen bleibt es spannend bis zum Schluss. Erst wenn ich nach dem Druck das Blatt drehe, weiss ich wirklich, ob der Holzschnitt gelungen ist», erklärt Moor. Jeweils fünf bis sechs Kopien fertigt er von einem Holzschnitt an. Doch durch unterschiedliche Farben und den Druck auf Papier, Tapete oder Stoff ist jedes Werk einzigartig.

Ausstellung in Bad Ramsach

In seiner aktuellen Ausstellung im Kurhotel Bad Ramsach in Baselland, die am Samstag, 22. August mit einer Vernissage eröffnet wird, stellt Moor gemeinsam mit der aus Australien stammenden Holzschnitt-Künstlerin Lucinda Tanner aus. «Insgesamt sind in den verschiedenen Räumen rund 60 Werke zu sehen. Ich werde vorwiegend Holzschnitte mit den unterschiedlichsten Motiven auf verschiedensten Materialien gedruckt, ausstellen. Aber auch eine Serie meiner Aquarelle werden im Hotel Bad Ramsach zu sehen sein», erzählt der Maler. Der stets sportlich aktive Moor, der einst in der Landhockey-Nationalmannschaft spielte, hat sich auch in seinen Aquarellen oftmals seiner Leidenschaft gewidmet. Viele Bilder zeigen Sportler aus den unterschiedlichsten Bereichen von der Dressurreiterin bis zur Eiskunstläuferin. «Das Bild vom Speerwerfer Urs von Wartburg hat dieser mir abgekauft», erzählt Moor nicht ohne Stolz und fügt an: «Auch wenn ich heute noch Tennis spiele, Velo fahre und wandere, ist es doch so, dass die sportlichen Aktivitäten mit meinen 81 Jahren etwas abnehmen und ich mich so etwas mehr meinen anderen Hobbys, wie dem Malen und Holzschnitte anfertigen zuwende.» Er möchte sich in Zukunft noch mehr den Porträt-Holzschnitt-Arbeiten widmen, denn er habe seit einiger Zeit begonnen aus den unterschiedlichsten Bereichen eine bekannte Persönlichkeit auszuwählen und diese zu porträtieren. «Mein Albert Einstein hängt im Einstein-Museum in Bern und die Sängerin Noemi Nadelmann hat ihr Bild bei sich zu Hause. Die Schwierigkeit beim Anfertigen von Porträts berühmter Persönlichkeiten besteht darin, dass sie erkennbar sein müssen», betont Moor. An Wirkungsfeldern wird es dem Tausendsassa auch in Zukunft nicht fehlen, so hat er doch kürzlich begonnen mit Acryl zu arbeiten.

Bilderausstellung von Lucinda Tanner

und Wolfgang Moor im Kurhotel

Bad Ramsach in Läufelfingen (BL)

Vernissage mit einer Lesung:

Samstag, 22. August um 17 Uhr,

die Ausstellung dauert bis 17. Oktober

 

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