«Wir sind offen für Vorschläge»

IKUBO Die IKUBO (Interkulturelle Bibliothek Olten) steht vor einer ungewissen Zukunft. Höchste Zeit für eine Selbstreflexion und die Suche nach Alternativmöglichkeiten.

Yagbu Balkaç, Präsident der Interkulturellen Bibliothek Olten (IKUBO), hofft, dass gemeinsam mit der Stadt eine Lösung gefunden werden kann und das Know-how der letzten sechs Jahre IKUBO nicht verloren geht. (Bild: ZVG)
Yagbu Balkaç, Präsident der Interkulturellen Bibliothek Olten (IKUBO), hofft, dass gemeinsam mit der Stadt eine Lösung gefunden werden kann und das Know-how der letzten sechs Jahre IKUBO nicht verloren geht. (Bild: ZVG)

Vor sechs Jahren wurde die Bibliothek im Rahmen des Projektes «Chance Olten Ost» ins Leben gerufen. Anfangs noch im Begegnungszentrum Cultibo lokalisiert, bezog der Verein Ende 2014 zwei neue kleine Räume an der Aarauerstrasse 74, versteckt im Hinterhof des Cultibos. Genau da sieht IKUBO-Präsident Yagbu Balkaç rückblickend ein erstes mögliches Problem. «Obwohl wir uns räumlich trennten, wurde die IKUBO scheinbar nicht genügend als eigenständiger Verein wahrgenommen. Viele denken aufgrund der Anfangszeiten, wir seien ein Teil des Cultibos. Dem ist aber nicht so», betont Balkaç.

Zu wenig Öffentlichkeitsarbeit?

Finanziell sind die beiden Vereine völlig unabhängig voneinander und wurden daher von der Stadt bis anhin auch separat mit einem finanziellen Unterstützungsbeitrag bedacht. Bis 2013 erhielt die IKUBO jährlich 12’000, in den letzten drei Jahren nun mehr 10’000 Franken von der Stadt. Mit dieser finanziellen Hilfe ist im nächsten Jahr jedoch Schluss. Ende November hat das Oltner Gemeindeparlament den Antrag der SP/Junge SP-Fraktion, erneut 10’000 Franken für die IKUBO ins Budget 2017 aufzunehmen, mit 22 zu 11 Stimmen bei 11 Enthaltungen klar abgelehnt. Da dieser Betrag jeweils für die Miete der IKUBO-Räumlichkeit gebraucht wurde, steht der Verein nun vor einer ungewissen Zukunft. Erstaunlich findet Präsident Balkaç die Streichung des Beitrages vor allem, weil sich das Parlament 2015 eigentlich noch für ein fixes Konto zugunsten der IKUBO ausgesprochen hatte. Die Streichung von Seiten der Stadt, welche ein Antrag im Parlament erst nötig machte, erfolgte aus Vereinssicht also ohne Vorwarnung. Wie konnte es soweit kommen? «Ich glaube, viele Oltner haben eine falsche Vorstellung von dem, was wir hier tun», sinniert Balkaç und fügt an: «Die IKUBO betreibt keine Pflege von fremden Kulturen, sondern trägt massgeblich zur Integration von Migrationskindern in unserer Stadt bei.» So ist es eines der Hauptziele der Interkulturellen Bibliothek Olten, bildungsferne und fremdsprachige Bevölkerungs- gruppen mit dem Lesen von Büchern und der deutschen Sprache vertraut zu machen. «Und dies gelingt am besten durch die jeweilige Muttersprache», so Balkaç. Ganz nach dem Prinzip: Sicherheit in der Erstsprache ist die Basis für das Erlernen der Zweitsprache Deutsch. Nicht nur 4’500 Bücher in über 28 Sprachen sollen diesem Zweck dienen, sondern auch zahlreiche Leseveranstaltungen. Die pädagogisch ausgebildeten Betreuer der IKUBO lesen ehrenamtlich sowohl in Fremdsprachen wie italienisch, türkisch und tamilisch als auch schweizerdeutsch vor. «Wahrscheinlich wurde von uns zu wenig Öffentlichkeitsarbeit betrieben, um unser Bestreben der Bevölkerung näher zu bringen», räumt Balkaç ein. Für eine ausgedehntere Kommunikation haben dem kleinen Verein aber schlichtweg die nötigen Ressourcen gefehlt.

Über 200 Unterstützer auf petitio.ch

Trotz dem herben Rückschlag und Schock aufgrund der fehlenden finanziellen Unterstützung, will der Verein noch nicht klein bei geben. «Schliesslich leisten wir einen wertvollen Beitrag für die Bildungsstadt Olten», sagt Yagbu Balkaç. Auf petito.ch, einer Plattform der AZ Medien, stiess das Begehren der IKUBO auf offene Ohren. Bis Dienstag befürworteten bereits 209 Unterstützer die Online-Petition des Vereins. Sie schlägt vor, dass die Stadt Olten die IKUBO kurzfristig mit einem Beitrag unterstützen soll, der das Überleben der Institution sichert. Stadtpräsident Martin Wey nimmt dieses Begehren ernst, lässt aber auch verlauten, dass der Stadtrat den Parlaments- entscheid gegen eine weitere Finanzierung nicht einfach umkehren könne. Ausserdem stellt er klar, dass die bisherige Unterstützung der Stadt von Anfang an als Starthilfe im Umfeld des Projektes «Chance Olten Ost» deklariert wurde. «2014 sprach sich die Stadt zum letzten Mal mit dem Vermerk «ohne Präjudiz für allfällige weitere Unterstützung» selbst für einen finanziellen Beitrag aus. Anschliessend, sprich 2015 und 2016, kam dieser Entschluss jeweils vom Parlament», so Wey.

Gespräch über Alternativen

Sowohl Vereins- als auch Stadtpräsident bestätigen allerdings, dass bereits ein gutes Gespräch zwischen ihnen stattgefunden hat und beide Seiten auf der Suche nach Alternativlösungen sind. Eine Zusammenarbeit zwischen der IKUBO und der Oltner Jugendbibliothek werde beispielsweise geprüft. Definitive Aussagen können zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht gemacht werden - trotz des herrschenden Zeitdruckes. Denn der Verein muss bis kommenden März entscheiden, ob er die Räumlichkeiten an der Aarauerstrasse 74 kündigt. Yagbu Balkaç zeigt sich offen für Vorschläge. «Eine Eingliederung in die Jugendbibliothek wäre für uns optimal. Schliesslich ist auch in anderen Städten wie Baden die Interkulturelle Bibliothek ein Bestandteil der städtischen Bibliothek.» In welcher Form es mit der IKUBO weitergeht, wird sich spätestens im Januar zeigen.

<link http: www.ikubo.ch>www.ikubo.ch

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