«Wir leben in einer schwarz-weissen Welt»

Lee Aspinall trinkt keinen Kaffee, ist der «Papa» vom Bürostuhlrennen, absolvierte mit gefärbten Haaren das KV, wurde vom Punk zum Mod und serviert Getränke in schwarz-weiss-gestreiften Tassen.

Lee Aspinall hört auf, schwarz zu tragen, wenn er eine dunklere Farbe findet und motiviert gerne Menschen dazu, etwas Verrücktes zu wagen. (Bild: Sonja Furter)
Lee Aspinall hört auf, schwarz zu tragen, wenn er eine dunklere Farbe findet und motiviert gerne Menschen dazu, etwas Verrücktes zu wagen. (Bild: Sonja Furter)

Über dem Egg Chair hängt eine Panton-Lampe. Designer-Stücke und der 50er-Jahre-Stil prägen die Wohnungseinrichtung von Lee Aspinall. Die Lieblingsfarben vom «Papa» des Bürostuhlrennens in Olten sind Schwarz und Weiss. Kleider, Möbel, Tassen, Tischtuch und Handyhülle passen zum Farbschema und sogar die Kaffeelöffel sind schwarz-weiss gestreift. Grüne Pflanzen auf dem Fenstersims und eine gelb gestrichene Wand bilden die einzige Ausnahme. Getreu seinem Lebensmotto lässt Aspinall schwarzen Käse für sich herstellen, der seine Farbe durch den Zusatz von Kohle erhält. «Ich höre auf, schwarz zu tragen, wenn ich eine dunklere Farbe finde», lacht der Engländer und ergänzt: «Wir leben in einer schwarz-weissen Welt.» Früher ein Punk mit bunt gefärbten Haaren, bekam Aspinall später von Freunden eine David-Beckham-Frisur verpasst. Diese trägt er immer noch und sie ist zu seinem Markenzeichen geworden. «Über die Jahre habe ich die Frisur mit meiner Coiffeuse zusammen entwickelt.» Vom Punk zum Mod – so beschreibt Aspinall seine stilistische Transformation selbst. Schwarzen Kaffee trinke er keinen, lacht der 43-Jährige: «Kaffee mag ich nicht. Ich bin Engländer, ich trinke Tee.»

Selbst gebastelte Krone

Seine Mutter war Au-pair in England, wo sie den Vater von Aspinall kennenlernte. Das Paar zog in die Schweiz, wo es mit seinen beiden Söhnen in Trimbach lebte. Vom fernen Norden blieben der walisische Vor- und Nachname. «Ich war der einzige Spieler im Eishockey, dessen Eltern mit meinem Vornamen angesprochen wurden, weil die Kameraden dachten, sie würden Herr und Frau Lee heissen», erzählt Aspinall lachend. Mit seinem jüngeren Bruder habe er als Kind regelmässig Schlösser in der Umgebung besucht. Dies mit einer selbst gebastelten Krone auf dem Kopf, in einen Königsmantel aus türkisblau gehüllt und mit einer Schatztruhe in den Händen. «Ein Engländer bekommt die Faszination für Schlösser, Könige und Tradition bei der Geburt mitgeliefert», erklärt Aspinall ausgenzwinkernd sein Interesse für die Paläste aus vergangenen Zeiten.

Rebellion gegen das System

«Du musst einstehen für das, was du bist», fasst Aspinall seine Überzeugung zusammen, die ihn als 16-Jährigen in die Punkszene führte. Ihren Kleidungs- und Lebensstil verstanden die Jugendlichen als Auflehnung gegen das System. «Wir hörten Punk-Musik, Greenday und Offspring. Wir wollten unseren eigenen Weg finden», erzählt Aspinall und fügt lachend hinzu: «Ich war jedoch nicht so schlimm, wie ich aussah. Das hat die Leute überrascht.» Rebellion und bürgerliche Ausbildung brachte Aspinall unter einen Hut, er absolvierte das KV in der Stadt Olten mit gefärbten Haaren. Später arbeitete er in einer Bank, im Messebau, war Bar-keeper im Metroclub und half seinem Kollegen Jann Bernhard, das Oltner Label «Sterneföifi» auszubauen, welches T-Shirts und Kinderkleider mit Schweizerkreuz oder den Schriftzügen «Luusmeitli» oder «Luusbueb» vertreibt. «Mir war Olten und seine Kultur immer sehr wichtig», resümiert Aspinall, der heute als Projektleiter für Messen und Events tätig ist und in der Vario Bar hinter dem Tresen steht.

Keine Steine im Weg

Olten sei eine Schlafstadt ohne Initiative, findet Aspinall. «Wer jedoch Eigeninitiative hat, der kann in der Dreitannenstadt viel machen. Olten legt dir keine Steine in den Weg, wenn du ein Projekt umsetzen willst.» Vom Bahnhof Olten aus ist man innerhalb von dreissig Minuten in jeder grösseren Stadt. Oft werde vor allem diese Sicht betont, bedauert Aspinall. «Es wäre auch möglich, den Spiess umzudrehen und zu sagen, dass man von jeder grösseren Stadt innerhalb von dreissig Minuten nach Olten gelangt.» Die meisten Menschen lebten gerne in Olten, jedoch würden sich nur wenige getrauen, zu sagen, dass sie aus der Dreitannenstadt kommen. «Darum sage ich das stellvertretend: Ich bin ein stolzer Oltner.» An der Stadt gefallen Aspinall die Gastroszene und die verschiedenen Bars. Noch mehr fördern könnte die Stadt jedoch die Kulturszene, wünscht er sich.

Vom Coop City in die Schützi

Als «lustiger und zuverlässiger Workaholic» beschreibt sich Aspinall selbst. Seit 20 Jahren spielt er mit den gleichen Kollegen Eis- und Unihockey. Die Rivalität und das Gewinnen-Wollen seien gleich geblieben. «Wir machen nicht Pilates.» Das Organisieren von Events sei sein Beruf und sein Hobby, auch unternehme er gerne Städtereisen, treffe Freunde und kreiere Nahrungsmittel, wie den Käse mit der schwarzen Kohle. «Es müssen nicht alle meine Nahrungsmittel-Kreationen schwarz- weiss sein, aber gut schmecken müssen sie.» Der 43-Jährige ist in Olten auch bekannt als «Papa» des Bürostuhlrennens, bei dem wagemutige Fahrer und Fahrerinnen mit ihren aufgerüsteten Bürostühlen eine Rampe hinuntersausen. Vom Coop City geht es rollend um diverse Kurven herum bis zur Schützi, wo sich die Ziellinie befindet. Entstanden ist die Idee an Lee Aspinalls Arbeitsort. Im Besprechungszimmer der Bank fehlten Sitzgelegenheiten, worauf die Mitarbeitenden mit ihren Bürostühlen durch den Gang rollten und spontan einen Wettbewerb veranstalteten. «Es gefällt mir, Leute zu motivieren, etwas Verrücktes und Durchgeknalltes zu tun», erzählt Lee Aspinall augenzwinkernd.

Steckbrief
Name: Lee Aspinall
Geburtstag: 19. Juni 1974
Wohnort: Olten
Zivilstand: ledig
Beruf: Projektleiter Messen und Events
Hobbys: Eishockey spielen, Städtereisen,
Events organisieren, Bürostuhlrennen
moderieren, Lebensmittel
selber entwickeln, Freunde treffen

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