Wertvolle Kaffeepausen

Urs Amacher Der Oltner Historiker konnte seine Hobbys zu seinem Beruf machen. Er verbringt gerne Zeit in verschiedenen Archiven und befasst sich mit den unterschiedlichsten Quellen. Zudem arbeitet er als Publizist, Autor und Journalist.

Vom Metallprüfer zum Historiker: Urs Amacher. (Bild:  B. Beyeler)
Vom Metallprüfer zum Historiker: Urs Amacher. (Bild: B. Beyeler)

Als Sohn eines Grenzwächters wurde Urs Amacher in Bibern (SH) geboren. Später zog die Familie nach Kloten (ZH). Er schloss eine Lehre zum Edelmetallprüfer in Basel ab. «Da dieser Beruf eng mit dem Zollwesen verbunden ist, erfuhr ich erstmals durch meinen Vater von dieser Ausbildung», erklärt Amacher. Zwölf Jahre lang arbeitete er als Edelmetallprüfer. «Ich übte die Arbeit gerne aus, sie war sehr abwechslungsreich. Man war sowohl im Labor, als auch im Büro tätig.» Ihm war jedoch bewusst, dass er nicht bis zur Pensionierung als Edelmetallprüfer arbeiten wollte. Aus diesem Grund besuchte er von 1981 bis 1984 die Kantonsschule für Erwachsene in Zürich. Während des ersten Jahres arbeitete der Historiker weiterhin 100% als Edelmetallprüfer. «Die Zeit war sehr intensiv. Ich besuchte ein Jahr lang die Abendschule, bevor ich mich entschloss, meinen Job als Edelmetallprüfer zu kündigen», erklärt Amacher. 1984 schloss er die Kantonsschule mit der B-Matura – Schwerpunkt Latein – ab. «Ich überlegte mir, Biologie zu studieren. Doch meine mathematischen Kenntnisse waren dafür nicht ausreichend, deshalb entschied ich mich für das Fach, welches mich schon immer faszinierte: Geschichte.»

Zufällige Dissertation
1984 begann Urs Amacher mit seinem Studium an der Universität Zürich. Nebst Geschichte belegte er Kurse in französischer Literatur und Sprachgeschichte. Nebenbei arbeitete er als Redaktionsassistent beim Schweizerdeutschen Wörterbuch, dem Idiotikon. «Das war eine tolle Arbeit», schwärmt der gebürtige Zürcher. 1994 wurde ihm auf Grund harter Arbeit ein Doktor-Titel verliehen. «Eigentlich wollte ich meine Lizenziatarbeit zum Thema Fischerei im Mittelalter verfassen. Ich verbrachte derart viele Stunden im Archiv und untersuchte so viele Quellen, dass mein Betreuer meinte, es handle sich beinahe um eine Doktorarbeit», erinnert sich Amacher. Er musste seine Arbeit lediglich um ein Kapitel ergänzen und erhielt dafür seinen Doktor-Titel. Im selben Jahr zogen er und seine Ehefrau nach Olten. «In Kloten wurde der Fluglärm langsam aber sicher zu einem Störfaktor», erklärt Amacher. Zudem arbeitete seine Frau in Bern-Bümpliz und nahm einen langen Arbeitsweg auf sich. «Wir trafen uns in der Mitte und entschieden uns für Olten», erklärt Amacher lachend. Da er in verschiedenen Archiven in der ganzen Schweiz arbeitete, war Olten als Wohnort ideal.

Begegnungen im Archiv
Während und auch nach der Zeit seines Studiums verbrachte Amacher viel Zeit in Archiven, insbesondere im Staatsarchiv Zürich. Vor allem in den Kaffeepausen lernte der Historiker immer wieder spannende Persönlichkeiten kennen und knüpfte viele Kontakte. Durch diese Begegnungen kam er zu den verschiedensten Aufträgen. So konnte er im Jahr 1995 vom Forum der Schweizer Geschichte in Schwyz, einer Aussenstelle des Landesmuseum Zürich, einen spannenden Auftrag annehmen. Einen Monat lang übersetzte er verschiedene Beschriftungen. Ein Jahr später wurde er von der Bürgergemeinde Horgen angefragt, alte Urkunden zu ordnen und zu klassieren. «Ich erstellte ein Regest, also eine Art Zusammenfassung», erklärt der Historiker. Die Bürgergemeinde war von seiner Arbeit derart begeistert, dass sie gleich eine Ausstellung durchführen wollte. Gemeinsam mit einem preisgekrönten Schaufensterdekorateur gestaltete Amacher die Ausstellung. «Es war eine tolle Zusammenarbeit», schwärmt der Oltner. Von 1995 bis 1997 absolvierte er das Nachdiplom in Museologie an der Universität Basel. Anschliessend arbeitete er für zwei Jahre als wissenschaftlicher Archivar im Kunstmuseum Basel. «Kunst sowie Kunstgeschichte ist ein Themenfeld, welches mich ebenfalls sehr interessiert», erklärt Amacher.

Eigene Publikationen
Eine weitere Leidenschaft Amachers ist das Schreiben. Er arbeitet als Publizist und hat bereits mehrere eigene Werke veröffentlicht. So verfasste er beispielsweise in diesem Jahr ein Buch über die grosse Landesausstellung in Olten im Jahre 1913. Seit 2008 ist Urs Amacher zudem als freier Mitarbeiter beim Oltner Tagblatt tätig.

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