Welten und Gegenwelten

Im Gespräch Der Obergösger Lucio Zanello stellt aktuell seine Werke mit dem Titel «Lebensräume» im Dorfmuseum Lostorf aus. Seit rund vierzig Jahren arbeitet der Kunstschaffende nebenbei mit Pinsel und Leinwand. Die Kunst prägt ihn jedoch bereits sein Leben lang.

Lucio Zanello in seinem Atelier. Der Obergösger Künstler mit italienischen Wurzeln stellt seine Werke schon seit Jahrzehnten aus. (Bild: Tamara Bindt)
Lucio Zanello in seinem Atelier. Der Obergösger Künstler mit italienischen Wurzeln stellt seine Werke schon seit Jahrzehnten aus. (Bild: Tamara Bindt)

Lucio Zanellos Atelier in einem ruhigen Obergösger Quartier sieht aus wie eine Kunstgalerie. Kaum tritt man über die Türschwelle, ist man umgeben von Pinseln, Skizzen, Skulpturen und Bildern. Die Handschrift des bald 70-jährigen Künstlers ist dabei unverkennbar: Oft befinden sich Schriftzüge und Motive auf kräftig farbigen Untergründen.

Seinen eigenen Stil zu finden, dass ein Bild in diesem Fall also als ein «Zanello» wiedererkannt wird, sei ein Prozess, wie der pensionierte Maschinenkonstrukteur erklärt: «Anfangs malte ich Blumen, Wälder und Landschaften. Was man so macht, wenn man mit dem Malen beginnt. Meinen eigenen Stil zu finden, brauchte Zeit. Ich warf auch immer wieder Bilder weg, bis ich das malen konnte, wozu ich sagen kann, dass das zu mir gehört.» Auch heute verändern sich seine Bilder immer wieder. «Ich kann nicht jahrzehntelang die gleichen Themen in meinen Bildern behandeln oder das gleiche Sujet malen.»

Zum ersten Mal ausstellen durfte Zanello in den 80er-Jahren in der Dulliker Bibliothek, wo ebendiese ersten Blumen, Wälder und Landschaften zu sehen waren. Von da an waren immer wieder Kunstwerke des gebürtigen Italieners an Ausstellungen anzutreffen. Er wusste, dass man sich in der Kunstszene nur einen Namen aufbauen kann, wenn man präsent ist. Dies tat er auch, obwohl er nicht gerne im Mittelpunkt steht. Mittlerweile darf er jährlich seine Werke in verschiedensten Schweizer Orten ausstellen. Aktuell ist seine Bildergalerie namens «Lebensräume» bis zum 25. Juni im Dorfmuseum Lostorf zu sehen.

Lucio Zanello wird von zwei Lebensräumen geprägt: Schweiz und Italien. Bereits im Kleinkindalter emigrierte er mit seinen Eltern in die Schweiz. Die Familie Zanello lebte in Olten, wo er später im Bifang-Schulhaus zur Schule ging. Nach Abschluss führte ihn sein Weg zur Berufslehre als Maschinenzeichner, welche er kurz darauf mit einer Ausbildung als Mechaniker ergänzte.

«Wollte nie Vollzeit-Künstler sein»

Schon damals bemerkten er und sein Umfeld, dass er gut zeichnen konnte. Als Maschinenzeichner konnte er sich kreativ ausleben und seine künstlerischen Fähigkeiten beispielsweise bei Explosionszeichnungen beweisen. Als er etwa 20 Jahre alt war, ergänzte er sein Wissen an der Kunstgewerbeschule, welche er abends besuchte. Bereits im Alter von 30 Jahren begann er Teilzeit zu arbeiten. Was heute keine Seltenheit ist, war damals noch aussergewöhnlich. Doch so konnte Zanello seinen vielseitigen Interessen nachgehen. «Ich wollte nie Vollzeit-Künstler sein. Schliesslich musste ich eine Familie ernähren, da wäre es mir zu stressig gewesen, ständig Aufträge reinzuholen und etliche Galerien anzufragen. Die Kombination zwischen Künstler, Konstrukteur und Zeichnungsunterricht hat mir sehr gut gefallen», erinnert sich Zanello, welcher unterdessen pensioniert ist. Nebst der Kunst sei er damals wie heute immer gerne in der Natur gewesen, sei es beim Wandern, Klettern oder Fliegenfischen.

Die Bergwelt bietet eine Parallele zu seiner Heimat in Italien. Dort ist er in den Bergen aufgewachsen. «Meine Heimat ist in der Nähe der österreichischen Grenze und sieht ähnlich aus wie das Maggia-Tal», erklärt er. Dass der 69-Jährige Verwurzelungen in zwei Ländern hat, spürt er immer wieder. Er wandert durch den Schweizer Jura und liest italienische Literatur. Ob sich dieses zwiegespaltene Gefühl auch in seiner Kunst ausdrückt, ist nicht eindeutig, aber möglich: «In meiner Kunst spiegelt sich mein Leben wider, darin kann alles vorkommen, was ich erlebe und verarbeite.»

Neuerdings schafft er auch Skulpturen

Nebst zweidimensionaler Kunst lässt Lucio Zanello auch dreidimensionale Werke entstehen. Die plastische Gestaltung nahm er erst vor kurzer Zeit in sein Repertoire auf. In jenen Werken verarbeitet er besonders die Vorkommnisse in unserer spannungsgeladenen Zeit. Es sind Käfige, in denen sich oftmals Menschen befinden. Die Skulpturen verkörpern das Gefangensein in aktuellen Strukturen, welche etwa durch die Natur oder die Bevölkerung geschaffen werden. «Wie die Welt momentan ist, gibt mir zu denken. Wir haben viele Probleme, seien es Klimawandel oder Flüchtlingskrise, die wir teilweise kaum noch lösen können. Es ist eine schwierige Welt, besonders für junge Menschen. All diese Gedanken verarbeite ich in diesen Objekten», führt er aus. Trotzdem nimmt er jeden Tag so, wie er ist, und lässt das Leben auf sich zukommen: «Was kommt, das kommt», schliesst Lucio Zanello lächelnd ab.

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