«Was arbeitest du sonst noch?»

Thomas Leuenberger Der Familienvater wohnt im selben Haus, in welchem er seine Kindheit verbrachte. Nach einigen turbulenten Jahren beruhigte sich sein Leben durch seine Tätigkeit als Hausmann.

Thomas Leuenberger stellt für seinen Garten eigenhändig Blumentöpfe her. (Bild: B. Beyeler)
Thomas Leuenberger stellt für seinen Garten eigenhändig Blumentöpfe her. (Bild: B. Beyeler)

Leuenberger besuchte die Bezirks- und die Kantonsschule in Olten mit der Absicht, Germanistik zu studieren. «Ich brach jedoch nach zwei Jahren die Kanti ab, da ich ungeduldig wurde», erinnert sich der Oltner. Er absolvierte eine Lehre als Betriebsdisponent bei den Bundesbahnen und arbeitete anschliessend ein Jahr bei der SBB. «Die strikten Regeln und Vorgaben wurden mir jedoch zu viel, ich wollte etwas Neues erleben und die Welt entdecken», berichtet Leuenberger. Rund zehn Jahre lang liess er sich treiben, lebte in den Tag hinein. «Ich ging den unterschied- lichsten Tätigkeiten nach, arbeitete als Fitnesstrainer, Dachdecker und Barkeeper. Ich besorgte mir sogar einen Taxischein und war einige Jahre als Taxifahrer unterwegs», erinnert sich der Familienvater lachend.

Verantwortung übernehmen

Thomas Leuenberger lebte nicht immer in Olten. Während seiner turbulenten Jahre zog es ihn in die Welt hinaus, nach Bern, Zürich, Zermatt und für ein halbes Jahr gar nach Costa Rica. «Zudem war ich viel auf Reisen. Mit meinem Töff bereiste ich die ganze iberische Halbinsel», schwärmt Leuenberger. In Costa Rica hat er ein halbes Jahr in einer Lodge gearbeitet. «Ich hätte mir gut vorstellen können, für längere Zeit in Südamerika zu bleiben oder gar dort zu leben», erzählt der Oltner. Doch es kam anders. Er lernte während seines Aufenthaltes eine Bernerin kennen und als er sie in der Schweiz besuchte, ging alles ganz schnell und neun Monate später waren sie zu dritt. «Ich konnte mir bis dahin nicht vorstellen, Kinder zu haben. Das wäre mit meinem Lebensstil kaum möglich gewesen», berichtet der Hausmann. «Ich war zu dem Zeitpunkt bereits 35 Jahre alt und stellte fest, dass ich nun doch Papa sein wollte», erinnert sich Leuenberger lachend.

Der Beruf des Hausmanns

«Ich entschied mich also, den grossen Schritt zu wagen und eine Familie zu gründen», setzt Thomas Leuenberger seine Erzählung fort. Es stellte sich die Frage, wo sich die junge Familie niederlassen wollte und wie die Arbeit aufgeteilt werden sollte. «Für uns war der Rollentausch eigentlich von Anfang an klar. Meine Frau hatte einen guten Job und wollte weiterhin arbeiten, also blieb ich zu Hause und kümmerte mich um unsere Tochter», berichtet der Oltner. Knapp zwei Jahre später machte die Geburt des zweiten Kindes das Familienglück perfekt. Noch heute betreut Thomas Leuenberger als Hausmann seine 12-jährige Tochter und den Sohn, welcher heute zehn Jahre alt ist. Zudem kümmert er sich um den gesamten Haushalt und pflegt den Garten. «Ich habe diese Entscheidung zu keinem Zeitpunkt bereut», stellt der Familienvater klar. Er könne sich durchaus vorstellen, wieder zu 50% in die Berufswelt einzusteigen, da die Kinder älter werden. «Ich weiss aber noch nicht genau, was ich machen will und es eilt auch nicht», so der 47-Jährige.

Beleidigungen gewöhnt

Obwohl Thomas Leuenberger seine Tätigkeit als Hausmann niemals bereute, war es doch nicht immer einfach. «Kinderspielplätze sind Frauenfestungen», lacht der Oltner. Häufig musste er sich auf dem Spielplatz bissige Sprüche gefallen lassen, da er als Mann in diese Domäne eindrang. «Auch die Ehemänner hatten keine Freude an mir, da ich unter der Woche viel Zeit mit ihren Frauen verbrachte», erinnert sich Leuenberger schmunzelnd. Zudem wird er häufig mit der Frage konfrontiert, was er denn sonst noch arbeite. Als besonnener und ruhiger Mensch reagiert er nur selten auf Anfeindungen. «Ich bin zufrieden mit meinem Leben und will mit niemandem Streit», hält der Hausmann fest. Seine Tochter bringt regelmässig Kolleginnen mit nach Hause. «Als ich sie fragte, ob sie nicht häufiger zu ihren Freundinnen nach Hause gehen will, sagte sie zu mir: Papa, ich bin doch gerne zu Hause! Das ist für mich eine tolle Bestätigung», schwärmt Leuenberger.

Zeit für Hobbys

«Natürlich habe ich als Hausmann auch mehr Zeit für meine Hobbys», gibt Leuenberger zu. Diese sind ihm wichtig und er pflegt sie mit grosser Leidenschaft. «Ich arbeite gerne im Garten und lese Krimis. Ab und zu spiele ich mit den Jungen aus der Nachbarschaft Fussball», lacht Leuenberger. Zudem geht die vierköpfige Familie regelmässig zusammen in die Ferien, Thomas Leuenberger geht aber auch gerne alleine Töff fahren.

 

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