Von Liebe, Sex und anderen Irrtümern

Barbara Balldini Am Samstag, 19. März steht die österreichische Sexualpädagogin, Kabarettistin und Autorin Barbara Balldini zum zweiten Mal mit ihrem Vortragskabarett «Von Liebe, Sex und anderen Irrtümern» in Olten auf der Stadttheaterbühne.

Bei ihren Auftritten sorgt Barbara Balldini stets für herzhafte Lacher, übermittelt viel Wissen und regt zum Nachdenken an. (Bild: ZVG)
Bei ihren Auftritten sorgt Barbara Balldini stets für herzhafte Lacher, übermittelt viel Wissen und regt zum Nachdenken an. (Bild: ZVG)

Der österreichischen Sexualpädagogin Barbara Balldini gelingt seit Jahren der Spagat, das Thema Sexualität auf der Bühne informativ aber dennoch witzig und tabulos aber niemals vulgär zu be- handeln. «Es ist ein schmaler Grat mit diesen Themen als Frau auf der Bühne zu stehen und humor- sowie lustvoll Wissen zu transportieren, ohne vulgär zu wirken», bestätigt Balldini. Auf die Frage, wieso sie nach einem Jahr nochmals mit ihrem ersten Programm nach Olten kommt, meint sie: «Viele Interessierte verspüren den Wunsch, ihre Partner, Freunde und Familienangehörige bei einem zweiten Besuch des Vortragskabaretts mitzunehmen. Das Programm nützt altersunab- hängig allen etwas, bereitet Freude und räumt mit sämtlichen Mythen auf.»

Wissen auf humorvolle und spannende Art vermitteln

«Die Sexualität ist ein Thema, das jeden Menschen beschäftigt, in welchem sich aber kaum jemand auskennt», stellt die Autorin klar. Balldini war vor ihrer Bühnenkarriere in ihrer eigenen Praxis in der Sexualberatung tätig. «Nach siebenjähriger Arbeit, vielen fremden sowie eigenen Erfahrungen und nachdem ich gesehen habe, wie die Frauen auf ihr Sexualleben verzichten und die Männer eine Ersatzsexualität leben, entschloss ich mich, einen Vortrag mit dem Namen «Von Liebe, Sex und anderen Irrtümern» zu schreiben», so Balldini. Dass dieser Vortrag durchaus kabarettistische Züge aufwies, war von der Mutter drei erwachsener Kinder erstmals nicht beabsichtigt. «Mein Ziel ist es, ohne Mahnfinger und ohne Partei für das eine oder andere Geschlecht zu ergreifen, Wissen auf humorvolle und spannende Art zu vermitteln. Ich möchte die Menschen zum Nachdenken anregen, aber auch erreichen, dass sie Lust bekommen, Ver- änderungen im eigenen Liebesleben anzugehen», erklärt die 52-Jährige.

Der Mann und sein bestes Stück

Mit dem neusten und vierten Programm «Verkehrstauglich» startete die umtriebige Österreicherin erst vor rund vier Wochen. «Darin widme ich mich dem Mann und seinem besten Stück. Meine Mission ist, die Sensibilität dieses Körperteils und dem Mann selbst möglichst viel Wertschätzung entgegenzubringen. Wir Frauen nehmen Männer und deren Bedürfnisse oft zu wenig wahr und ernst», zeigt Balldini auf und fügt an: «Zudem geht es in diesem Programm um die zwischen- menschlichen Verkehrsregeln, darum wie eine Beziehung in die Sackgasse führt und wie man aus dieser wieder herausfindet. Es geht um «Stopp im Bett» und «Einbahn». Also wie immer ein Lern- und Lachprogramm für alle», erzählt Balldini lachend. Für ein neues Programm trägt die Autorin alles zusammen, das sie interessiert und von dem sie denkt, dass es nützlich für den Zuhörer sein könnte. Gemeinsam mit der Regisseurin und dem Produktionsleiter werden die Themen durchgearbeitet. «Es ist im Grunde eine Teamarbeit, wobei der Text ausschliesslich von mir stammt», erklärt Balldini.

Wieso verstehen sich Mann und Frau nicht?

Sind die Erwartungen der beiden Geschlechter tatsächlich so unterschiedlich? «Absolut», bestätigt die Autorin. «Hätten wir den Sexualtrieb nicht, wir würden nichts miteinander zu tun haben wollen. Im Grunde möchten Mann und Frau ein gemeinsames Zuhause aufbauen, eine Familie gründen und ein harmonisches Dasein führen. Tatsache ist, wir haben unterschiedliche Wahrnehmungen, unterschiedliche Hirnstrukturen, unterschiedliche hormonelle Voraussetzungen, unterschiedliche Sprachkulturen und unterschiedliche Werte und Normen», so die dreifache Mutter. Doch dies falle am Anfang nicht auf, weil die Paare durch eine rosarote Brille schauen. «Ab dem 18. Liebesmonat geht es stetig bergab. Wenn man nichts bewusst und aktiv für die Beziehung tut, ist sie früher oder später gefährdet. Jetzt geht es um «Auseinander-Setzung»!», erklärt Balldini, die seit zwanzig Jahren eine offene Beziehung führt. «Dies bedeutet, wir lösen uns von der Verschmelzung und werden wieder ein Individuum, in der Hoffnung und Erwartung, der andere werde all meine Bedürfnisse verstehen und meine Wünsche erfüllen. Dem ist nicht so. Und da wir nicht gelernt haben, richtig zu streiten, führt es zu unendlich viel Missverständnissen und Verletzungen. Eine Beziehung zu führen ist mitunter harte Arbeit. Es bedarf der Reife, sich stets entwickeln zu wollen, das Ego in den Hintergrund zu stellen, zuzuhören und nachzufragen. Was wirklich zählt, ist tiefstes Vertrauen in den anderen zu haben, ernst genommen zu werden sowie Humor und Loyalität.»

Vom Tourleben und Wünschen

Neben ihren Programmen und ihrer Praxis hat Barbara Balldini in den vergangenen Jahren mehrere Bücher geschrieben. Im Herbst ist zudem «Balldinis Gaumensex» erschienen. Das Kochbuch hat die Autorin gemeinsam mit dem Sohn ihrer besten Freundin, dem Spitzenkoch Thomas Hofmann, den sie seit er vier Jahre alt war kennt, entwickelt. Die 52-Jährige schätzt die Abwechslung. Doch ständig unterwegs und kaum zu Hause zu sein, bestätigt Balldini, sei anstrengend. «Sogar ziemlich anstrengend. Allerdings arbeite ich nur sieben Monate im Jahr, die restlichen fünf gehören mir, der Familie und den Projekten. Ausserdem zwingt mich ja niemand», so die Kabarettistin lachend. «Ich liebe meine Arbeit sehr und ich bin oft gerührt und erfüllt von den Menschen, ihrer Begeisterung und ihrem Wohlwollen. Das ist dann auch der Lohn für all die Anstrengung und, dass ich weiss, dass meine Arbeit für viele sehr nützlich ist.» Und welche Projekte und Wünsche möchte sich Balldini noch erfüllen? «Auf jeden Fall habe ich die nächsten zwei Programme bereits im Kopf - ein «Best of» und ein «Sterbeprogramm»», erzählt sie. Auch ein Aufklärungsbuch für Kinder sei geplant. «Zudem möchte ich noch einen erotischen Kalender von mir machen, bevor sich mein Körper in Richtung «Endlichkeit» bewegt. Und eines Tages möchte ich in meinem Haus sitzen, meine Katzen kraulen, die alten Bilder anschauen und sagen:
«Du warst doch gar nicht so schlecht, Barbara!»

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