Von Bären und Hunden
Was macht eigentlich? Sie war jahrelang eines der Aushängeschilder des SRF. In der Unterhaltung war sie ebenso zuhause wie im Sport. Inzwischen hat Monika Fasnacht die grosse TV-Bühne verlassen. In der Öffentlichkeit aber steht sie noch immer.
Alles klappt wie abgemacht. Pünktlich steht Monika Fasnacht in ihrem Subaru am Bahnhof in Fehraltorf, um den Besucher aus Olten abzuholen. Die Moderatorin wohnt etwas abgelegen; mit dem ÖV ist ihr Heim nur schwer zu erreichen. Nach gut zehn Minuten Fahrt durchs hügelige Zürcher Oberland erreichen wir Wildberg, eine kleine Gemeinde mit rund 1000 Einwohnern. In diesem «Nest» auf 650 Metern ist die 59-jährige gebürtige Oltnerin mit ihrem Mann Reto zuhause, einem aus der Gegend stammenden Polizisten.
Meistens jedenfalls. Das Paar hat einen Zweitwohnsitz in Arosa. Das Bündnerland hat schon vor Jahrzehnten einen festen Platz in Monika Fasnachts Herzen erobert. Sie wohnte in Laax, später in Jenins und Arosa. Im Garten in Wildberg zeugen eine Bündner Fahne und ein hölzerner Steinbock von dieser Verbundenheit. Und der Partyraum, den ihr Partner neben dem Haus errichtet hat und in dem wir uns unterhalten, könnte auch irgendwo in den Bergen stehen. Mit seinem warmen Holz verströmt er Skihüttenromantik.
In Arosa fühlt sich Fasnacht längst heimisch. Vor allem im Winter weilt die passionierte Skifahrerin häufig dort. Und als Botschafterin des dortigen Bärenlands wirbt sie auch für die Tourismusdestination. In jener Rolle hält sie Vorträge, übernimmt Moderationen bei Anlässen des Bärenlands, tritt bei Presseterminen in Erscheinung.
Eigentlich eine waschechte Oltnerin
Zur Welt gekommen aber ist Monika Fasnacht, Jahrgang 1964, in Olten. Aufgewachsen ist sie in der Dreitannenstadt sowie in Wangen bei Olten, Aarburg und schliesslich Kappel. Dass es sie dereinst aus der Gegend wegziehen würde, ahnte sie schon früh. Sie habe, erzählt sie, unter dem häufigen Nebel in Olten gelitten.
So verliess sie nach der Wirtschaftsmatur an der Kanti Olten, wo ihr Vater Mathematik unterrichtete, die Region und liess sich vorerst in Luzern nieder. Dort besuchte sie die Hotelfachschule und arbeitete anschliessend kurz im Gastgewerbe. «Dann wollte ich reisen gehen, hatte aber kein Geld dafür. Also suchte ich mir einen Job, der das Reisen beinhaltete.» Während fast dreier Jahre entdeckte sie Ende der 80er-Jahre als Flight Attendant bei der Swissair die Welt. Seither befindet sich ihr Lebensmittelpunkt – beruflich und privat – stets in der Region Zürich und Graubünden.
In Olten und Umgebung ist die 59-Jährige nicht mehr oft anzutreffen. Sie pflege zwar ein ausgezeichnetes Verhältnis mit ihrer Familie in Kappel, das heisst mit ihren Eltern und ihrer Schwester und deren Familie. Aber ansonsten kenne sie im Raum Olten kaum mehr jemanden. Zu lange ist sie weg. «Zu Beginn war ich ein paarmal an der Chilbi. Aber irgendwann ist das dann eingeschlafen.»
In die Medienwelt hineingerutscht
1990 traf sie bei einem Stadtbummel in Luzern einen ehemaligen Mitschüler aus der Hotelfachschule, der inzwischen bei einem Lokalradio in der Werbung arbeitete. Er erinnerte sich daran, dass Fasnacht davon gesprochen hatte, sich als Radiomoderatorin versuchen zu wollen. «Radio hat mich schon immer fasziniert», erinnert sie sich. «Als Teenager hörte ich sehr oft Radio. Und ich fand es immer total cool.» Sie ergriff die Chance und fand so den Einstieg in die Medienwelt. Über eine Führungsfunktion bei einem weiteren Lokalradio stiess sie schliesslich 1993 zum Schweizer Fernsehen – und wurde später eines der prägenden Gesichter sowohl in der Unterhaltung als auch im Sport.
Ungeplante Feuertaufe
Die ersten beiden Jahre in Leutschenbach arbeitete sie hinter der Kamera, erstellte beispielsweise Zusammenfassungen von Eishockey- oder Fussballspielen. Dann durfte sie als Ansagerin von Skirennen erstmals vor die Kamera treten. Und schliesslich fiel an einem Samstag die Moderatorin der abendlichen Sportsendung aus – und Monika Fasnacht erlebte ihre Feuertaufe. «Regula Späni war krank geworden. Matthias Hüppi rief mich an, er weilte an einem Skirennen. Er sagte zu mir: ‹Ich habe niemanden sonst, du musst heute moderieren, sonst gibt es keine Sportsendung.›»
Fasnachts Dienstantritt war damals um 8.30 Uhr gewesen. Die abendliche Sportsendung begann etwa um 22 Uhr. Der Arbeitstag war also ein langer. «Es war nicht der optimalste Einstieg», meint Fasnacht mit einem Schmunzeln. «Aber er gelang mir. Und ab da gehörte ich zum Moderationsteam.» Sportaffin war Fasnacht schon immer gewesen. In ihrer Jugend, erinnert sie sich, hätten sie mit der Familie «jedes Skirennen und jedes Formel-1-Rennen geschaut». Auch war sie regelmässig im Kleinholz bei EHCO-Heimspielen zugegen gewesen.
Neben dem Sport wurde das beliebte TV-Gesicht bald auch in der Unterhaltung eingesetzt: Von 1997 bis 2010 moderierte sie den Donnschtig-Jass, sogar bis 2017 den Samschtig-Jass. Beide Aufgaben gab sie nicht freiwillig auf. Gerne hätte sie noch ein paar Jahre länger moderiert. Aber sie habe die Entscheidung des SRF akzeptieren müssen.
Das Gute war: Eine komplette berufliche Neuorientierung brauchte es nicht. Schon zu SRF-Zeiten hatte sie sich andere Standbeine aufgebaut. Mit verschiedenen Unternehmen organisiert und leitet sie bereits seit dem Jahr 2000 Jasswochen im In- und Ausland, schwergewichtig im Frühling und Herbst. Längst hat sich eine Stammkundschaft etabliert. Auch an einzelnen Jassevents tritt sie als Moderatorin auf. Zudem führt sie seit dem Abschied bei SRF beim Winterthurer Tele Top durch eine monatliche Jasssendung.
Hundekurse als zweites Standbein
Ihr zweites Standbein sind Hundekurse. Nach dem Aus beim Donnschtig-Jass nahm sie 2011 eine zweijährige Ausbildung zur Hundetrainerin in Angriff. Sie liess sich beim renommierten deutschen Hundetrainer Martin Rütter ausbilden und gibt sowohl im Raum Zürich als auch in Arosa Kurse. Fasnacht, die beim SRF auch die Sendung «Tiergeschichten» präsentierte, musste sich in diesem Sommer von ihrem langjährigen vierbeinigen Begleiter Filou verabschieden. Nun ist der Border Collie Chico an ihrer Seite.
Die verschiedenen Jass-Engagements nehmen etwa 70 Prozent ihrer Arbeitstätigkeit ein und sind auch finanziell deutlich lukrativer als die Kurstätigkeit. Von welchem Standbein würde sie sich denn eher trennen? «Schwierig. Aber wahrscheinlich wären es eher die Hundekurse. Das Jassen mache ich schon so lange, das gehört zu meinem Leben.»
Einst führte sie bis zu 13 Jasswochen pro Jahr durch. Nun sind es noch deren acht oder neun. Kürzlich war sie eine Woche im Vintschgau. Nächste Woche findet im Appenzellerland die letzte in diesem Jahr statt. Danach zieht es Monika Fasnacht mit Mann und Hund wieder in die Wahlheimat, ins winterliche Arosa – und sicher auch auf die dortigen Skipisten, neben denen die Bären friedlich Winterschlaf halten.
kurz und knapp
Dieses Buch kann ich wärmstens empfehlen
Ich lese sehr gerne Bücher der Schweizer Krimiautorin Petra Ivanov. Ich bin ein grosser Fan von ihr.
Auf diesen Gegenstand kann ich nicht verzichten
Auf mein Bett. Ein bequemes Bett finde ich wichtig. Nie verzichten würde ich auch auf meine Ski. Ich bin eine passionierte Skifahrerin.
An diesem Ort gefällt es mir ausgezeichnet
Arosa. Das ist meine Wahlheimat, da gefällt es mir. Ich liebe die Berge, brauche aber gleichwohl eine gewisse Weite, damit es mir wohl ist. Arosa bietet genau das.