Vom Pfleger zum Finanzberater

Joris Wenk Das letzte Jahr empfand Joris Wenk in seinem angestammten Beruf als Pfleger als äusserst herausfordernd und nimmt deshalb nun einen Berufswechsel in Angriff. Und auch wenn das neue Arbeitsfeld ein ganz anderes ist, der soziale Aspekt darf auch dort nicht fehlen.

Bei sich zu Hause auf dem Sofa fühlt sich der zukünftige Finanzplaner Joris Wenk äusserst wohl. (Bild: Denise Donatsch)
Bei sich zu Hause auf dem Sofa fühlt sich der zukünftige Finanzplaner Joris Wenk äusserst wohl. (Bild: Denise Donatsch)

Das Coronajahr 2020 war insbesondere für Menschen, die in der Pflege arbeiten, mit noch mehr Überstunden verbunden, als dies sowieso schon der Fall war. Dies hat auch Joris Wenk am eigenen Leib zu spüren bekommen und ihm klar werden lassen, dass er beruflich etwas ändern will. «Die Arbeit ist extrem streng, denn durch die vielen Ausfälle im Team ist der Mehraufwand, den eine einzelne Person leisten muss, um einiges grösser als vor Corona», berichtet der bald 29-jährige Mann, der im Jahr 2013 durch ein Praktikum zum Pflegeberuf fand. «Gleichwohl bin ich froh, dass ich in einem Wohnheim für beeinträchtigte Menschen arbeite.» Auf keinen Fall hätte er mit den Pflegern im Krankenhaus tauschen wollen, denn im Vergleich mit dem Krankenhauspersonal hätten sie es verhältnismässig gut.

Das Menschliche darf nicht fehlen

Einer der schwierigsten Aspekte, den die Pandemie mit sich gebracht habe, ist Wenks Ansicht nach jener, dass die Heimbewohner je nach gültigen Massnahmen das Heim nicht mehr verlassen dürfen. Auch das Empfangen von Besuchern sei stark eingeschränkt. Die Betreuer seien deshalb aktuell nicht nur länger im Einsatz, sondern währenddessen auch um einiges stärker gefordert. Umso erfreuter sei er gewesen, als er Ende 2020 für eine neue Stelle zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurde. «Obwohl die Finanzbranche etwas ganz anderes ist als der Pflegeberuf, bleibt als diplomierter Finanzberater der soziale Aspekt bestehen.» Das sei ihm wichtig. «Für mich darf das Menschliche nicht fehlen.» Dies hat der junge Mann insbesondere in seiner ersten Lehre als Chemielaborant festgestellt, die er auch aus diesem Grund abbrach. «Den ganzen Tag alleine im Labor, das war nicht mein Ding.»

Sehnsucht nach dem Meer

Aufgewachsen ist Joris Wenk in einem Haus mit grossem Garten in Wangen bei Olten, wo er als bewegungsfreudiges Kind viel Zeit draussen verbracht habe. Später übte er verschiedene Sportarten aus, um seinem Bewegungsdrang gerecht zu werden, unter anderem Eishockey und Fussball. Besonders gerne habe er aber im Leichtathletikverein Olten trainiert. «Der Wettkampfgedanke war mir immer wichtig, aber vor allem auf mich selbst bezogen», erklärt Wenk und fügt hinzu, er habe immer die eigenen Grenzen ausloten wollen.

Sehr geprägt hätten ihn auch die Sommerferien, die er in seiner Jugend regelmässig in Südfrankreich verbracht habe. «Ich habe diese Urlaube immer in vollen Zügen genossen, gerade weil man den ganzen Tag draussen ist.» Schon die Anfahrt mit dem Auto sei ihm in bester Erinnerung geblieben. «Ungefähr zwanzig Kilometer vom Meer entfernt habe ich die Autoscheibe runtergekurbelt, um die frische Meeresbrise zu schnuppern.» Danach würde er sich mehr und mehr sehnen, denn seit Beginn der Pandemie habe er bloss im Inland Ferien gemacht. «Die Schweiz ist ein wunderschönes Land mit wunderschönen Seen, aber das Meer fehlt mir trotzdem.» Und um vom Alltag so richtig abschalten zu können, gäbe es einfach nichts Besseres, als die Fahrt über die Landesgrenze hinaus.

Mühe mit Coronaskeptikern

Dennoch sieht Wenk auch Positives an der Coronakrise. «Die Entschleunigung, die der Lockdown mit sich gebracht hat, hatte auch seine guten Seiten.» Er und seine Frau hätten das Herunterfahren des Lebenstempos durchaus geniessen können. Auch sei seiner Meinung nach die Pandemie sehr lehrreich für die Menschen, zeige sie uns doch, dass wir nicht unverwundbar sind. «In Afrika oder Asien ist es völlig normal, dass es mühsame Krankheiten gibt, aber wir hier in Europa müssen wieder lernen, mit solchen Dingen umzugehen.» Was ihm in der aktuellen Situation aber grosse Mühe bereite, seien die Coronaskeptiker. «Etwas Skepsis ist gut und richtig, aber aktuell halten sich viele Leute für Experten, die von der Sache keine Ahnung haben.» Auch bereite es ihm Sorgen zu sehen, wie egoistisch sich viele Menschen in dieser für alle sehr anspruchsvollen Zeit benehmen würden. «Wir sind eine Gesellschaft und wir sollten zusammenhalten.» Im Moment ginge es nicht um individuelle Wünsche, sondern um die Gemeinschaft.

Durch und durch ein Familienmensch

Eine wichtige Gemeinschaft stellt für Wenk auch seine Familie dar. «Ich bin durch und durch ein Familienmensch und verbringe in normalen Zeiten gerne und viel Zeit mit meinen Verwandten.» Dazu gehört auch sein Grosi, mit dem er, sobald die Coronakrise vorbei ist, wieder regelmässig Kaffee trinken werde.

Die wichtigste Person in seinem Leben sei aber ganz klar seine Frau, mit der er noch heute in Wangen bei Olten wohnt und die er aus gutem Grund geheiratet habe, da sie ihm Kraft und Mut gibt. Seine Wünsche für die Zukunft hängen dementsprechend eng mit seiner Frau, einer gebürtigen Italienerin und ebenfalls Familienmensch, zusammen. «Eines Tages ein eigenes Haus zu besitzen und Kinder zu haben, das ist mein Ziel.» Und, so Wenk, einmal von Wangen bei Olten mit dem Velo nach Holland, in die ursprüngliche Heimat seiner Mutter, zu fahren.

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