Vom Notfall zum «Kaloriebömbeli»
Valeria Tschopp zog es vor Jahren nach Lostorf. Mittlerweile bereichert sie das kleine Dörfchen mit ihrem ganz eigenen Talent.
Eigentlich sei sie damals durch die «Thermalratten» mit Lostorf in Verbindung gekommen. «Ich bin in Schönenwerd aufgewachsen und war beruflich mehr mit Olten oder Aarau als dem Solothurnischen Dörfchen verbunden. Nur während der Fasnacht zog es mich regelmässig nach Lostorf», überlegt Valeria Tschopp laut.
Thermalratte wird «Rüüdig Wiib»
So hat sie regelmässig bei der heute nicht mehr bestehenden Gugge «Thermalratten» mitmusiziert und war zeitweises Mitglied der Lostofer Fasnachtskommision. «Nach meinem Weggang von den Thermalratten sang ich bei der Clique «Rüüdige Wiiber» auf Schnitzelbänken mit, bis ich mich dann entschied nach 15 Jahren mein Fasnachtstreiben aufs Zuhören und Mitfeiern zu minimieren», erklärt die 42-Jährige lächelnd. Ein Überbleibsel dieser Zeit bleibt jedoch: Vor 15 Jahren entschied sich das Ehepaar Tschopp für den Bau eines eigenen Hauses im Dorf ihrer Fasnachtswurzeln, das die zwei immer als so friedlich wahrgenommen haben.
15 Jahre auf dem Notfall
Nach ihrer Lehre bei der Versicherung «Schweiz» in Olten und einer kurzen Zeit bei «Elvia», beschloss Tschopp vom Versicherungs- ins Spitalwesen zu wechseln. «Beide Versicherungen gibt es heute übrigens nicht mehr unter dem damaligen Namen. Ob da wohl ein Zusammenhang mit meinem Weggang besteht?», fragt sich die gelernte Kauffrau mit ihrer humorvollen Art und fügt an: «Ab 1999 war ich im KSA am Schalter der Notfallabteilung tätig.» Über diese Zeit könnte sie stundenlang erzählen. «Die Erwartungshaltung der Patienten an das Personal sind riesig. Niemand will warten und teilweise kommen die Leute wegen jedem Pipifax vorbei, wie beispielsweise Zehennägel, die sie zu kurz geschnitten haben.»
«Ich wollte etwas Neues»
Nachdem Valeria Tschopp aufgrund einer schweren Erkrankung letztes Jahr selber auf dem Notfall landete, fing sie an ihr Leben zu überdenken. «Ich merkte, dass es Zeit für etwas Neues ist.» Ihr Ehemann riet ihr, ihren Traum eines eigenen kleinen Bistro zu verwirklichen. «Ich betrieb bereits damals neben meinem Job beim KSA einen kleinen Cateringservice und stellte selber Dessert- und Apéro-Buffets, Cupcakes und Torten für verschiedenste Anlässe her.» Als sie eine Kollegin auf die freien Räumlichkeiten in den neuen Überbauungen an der Hauptstrasse in Lostorf aufmerksam machte, bemerkte Tschopp, dass diese genau das Richtige für ihr kleines Bistro sind.
Backen wie Yoga
Auf das Backen und Dekorieren sei sie vor gut zehn Jahren per Zufall gestossen. «Witzigerweise habe ich früher nie gerne meiner italienischen Mutter in der Küche geholfen. Daher behauptete diese auch immer, dass aus mir nie eine gute Hausfrau werden würde», erinnert sie sich heute lachend. Doch plötzlich habe es sie gepackt und nicht mehr losgelassen. «Das Backen, Dekorieren und Gestalten von Torten, Cupcakes oder sonstigen Snacks und Desserts wirkt sich beruhigend auf mich aus. Ich kann dabei richtig abschalten und vom Stress loslassen, wie andere beimYoga.» Seit diesem September hatValeria Tschopp nun ihr Hobby zum Beruf gemacht und begrüsst Kunden jeglichen Alters in ihrem mit Sorgfalt dekorierten und liebevoll gestalteten Bistro namens «s’Kaloriebömbeli». «Viele ältere Kunden kommen anfangs nur aus Neugier vorbei und sind von der Inneneinrichtung und meinen Kreationen positiv überrascht», stellt die Bistrobesitzerin fest. Um die Freude am Dekorieren auch aktiv zu teilen, bietet Tschopp Cupcake-Workshops an. «Ich habe früher selber an solchen teilgenommen und wurde so von der Leidenschaft angesteckt.»
«Nordamerika hat es uns angetan»
Obwohl die private Zeit durch das neue Geschäft eher knapp bemessen ist, versucht das Ehepaar Tschopp diese gut zu nutzen. «Mein Mann hat mich von Anfang an enorm unterstützt und steht ab und zu auch selber im Bistro. Doch wir lieben es seit Jahren gemeinsam zu verreisen und möchten dies nicht missen.» Vor allem Nordamerika habe es den beiden angetan und so planen sie schon eifrig an ihrem nächsten Trip. «Auch wenn die Aufenthalte heute sicher kürzer als früher ausfallen, sind solche Auszeiten wichtig für uns.»