Vegane Gipfelstürmerin mit Tiefgang

Martina Borner betreibt «Ursachenforschung», ist eine das Leben geniessende Frau und sieht in der heutigen digitalen Welt die zunehmende Wichtigkeit des Faktors Mensch.

Veganerin, Oltnerin, Persönlichkeitscoach und Projektmanagerin: Martina Borner isst rein pflanzlich und geniesst bewusst nachhaltig. (Bild: Sonja Furter)
Veganerin, Oltnerin, Persönlichkeitscoach und Projektmanagerin: Martina Borner isst rein pflanzlich und geniesst bewusst nachhaltig. (Bild: Sonja Furter)

Olten als Ausgangspunkt, Olten als Mittelpunkt, Olten als Ruhepunkt. Mit verschiedenen Begriffen und Qualitäten beschreibt Martina Borner die Dreitannenstadt, in der sie seit über zehn Jahren zu Hause ist. Als sie nach dem Studium nach Olten zog, war dies vor allem aus praktischen Gründen. «Ich habe mir gesagt, egal, wo mein Arbeitgeber sein wird, die «Eisenbahnerstadt» in der Mitte der Deutschschweiz ist ein guter Ausgangspunkt.» Aus der Zweckdienlichkeit ist über die Jahre hinweg Heimatliebe geworden. Borner hat in der Ringstrasse Wurzeln geschlagen. «Ich bin ein Fan von Olten und habe einen starken Bezug zum Quartier. Hier finde ich alles, was ich brauche auf kleinem Raum.» Auch das Vorurteil der «Nebelstadt» stimme nur bedingt, findet die 38-Jährige und meint lachend: «In Zürich scheint die Sonne auch nicht immer.» Über die Jahre hat Borner zusätzlich eine typisch oltnerische Qualität festgestellt: «Ein Berner kennt Bern, ein Basler Basel, ein Zürcher Zürich. Ein Oltner hingegen kennt viele Deutschschweizer Städte.»

Teil der vierten Revolution

Als Tochter eines Antiquars und einer Kinderpflegerin und als Älteste von drei Schwestern ist Martina Borner in Rickenbach (SO) geboren und aufgewachsen. Stets an ihrer Seite war die Deutsche Dogge Fortuna. Der Hund als persönlicher Wächter liess das Mädchen kaum aus den Augen. «Er war fast drei Mal so gross wie ich und spazierte meist neben mir. Wir waren ein Herz und eine Seele.» Ein weiterer stiller Freund und Begleiter in Borners Leben ist ihr jüngerer Bruder, der als Baby an plötzlichem Kindstod verstorben ist. «Damals sagte mir jemand, dass Christoph zu gut für diese Erde gewesen sei und jetzt bei den Engeln lebe.» Diese Erklärung habe sie als Schwester getröstet und ihr geholfen, den Verlust zu verarbeiten. Nach der obligatorischen Schulzeit absolvierte Borner eine Lehre zur Hochbauzeichnerin und studierte anschliessend Betriebs- ökonomie. Heute arbeitet sie als Projektmanagerin für die Swisscom im Bereich Mobile. Die vierte industrielle Revolution, die Digitalisierung, erlebt sie somit täglich mit. «Die einzige Konstante bei meiner Arbeit für den Telekomanbieter ist die Veränderung», reflektiert Borner lachend. Immer mehr werde ihr bewusst, wie wichtig gerade in der digitalen Welt die persönliche Kommunikation und Interaktion sei. Ein zukunftsfähiges Unternehmen müsse darum dem Faktor Mensch mehr Bedeutung zumessen, findet Borner. Das «Internet der Dinge» werde noch einmal viel Gewohntes ablösen und Neuerungen bringen. «Aktuell entfremdet sich der Mensch immer stärker von sich selbst. Die Herausforderung für den Einzelnen wird sein, eine Antwort auf die Frage zu finden, was die Digitalisierung für ihn bedeutet. Was er davon wirklich braucht – und was nicht.»

Burger für Obdachlosen

Das Überangebot nicht nur im digitalen, sondern in jedem Bereich des Lebens hat bei Borner zu dem Bedürfnis geführt, einen Schritt zurückzutreten. Bewusster Verzicht für mehr Lebensqualität brachte die Entscheidung zur veganen, rein pflanzlichen Ernährung mit sich. Angefangen habe alles mit einem Vortrag im Kaufleuten Zürich mit dem Titel «Tiere essen», erzählt Borner. Als sie kurz darauf in New York einen Hamburger zum Abendessen verzehrte, habe sie in der Mitte des Rindfleischstückes innegehalten, sich das Gericht einpacken lassen und den Burger einem Obdachlosen im Park geschenkt. «Seither habe ich nie mehr Lust auf ein Stück vom Tier verspürt.» Auf Geschmack und Vielfalt verzichte sie dennoch nicht. Ganz im Gegenteil. «Ich bin eine Geniesserin, mag gerne schöne Dinge und freue mich am Leben.» Durch die vegane Ernährung hätten sich für sie neue Türen geöffnet, habe sie neue Nahrungsmittel und Rezepte entdeckt. «Aus Cashewnüssen lässt sich wunderbarer Frischkäse herstellen. Ich esse heute pflanzlich und bewusst nachhaltig.»

Der Ursache auf den Grund gehen

Nebst veganer Ernährung, Meditation und Projektleitung ist Borner auch als Persönlichkeitscoach tätig. In der Beratung stellt sie sich die Frage nach dem tieferen Grund, betreibt Ursachen- forschung, unternimmt zusammen mit dem Klienten innere Reisen in das Unbewusste und tröstet das «verletzte» Kind. «Ich möchte Personen auf ihrem Entwicklungspfad begleiten.» Sie wünsche sich eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen, welche die mentale, emotionale, physische und spirituelle Ebene einschliesse. «Bei körperlichen Symptomen liegen oft Traumata dahinter.» In ihrer Freizeit kocht die 38-Jährige gerne, stöbert durch vegane Rezepte, ist in der Natur unter- wegs, unternimmt Fernwanderungen, beschreitet Pilgerwege, trifft Freunde auf einen Spieleabend oder verbringt Zeit mit der Familie und ihrer Partnerin. Auch Gipfel besteige sie gerne, wobei für sie das Ziel der Weg sei, kehrt sie das bekannte Sprichwort um. «Für wen nur zählt, auf dem Gipfel anzukommen, der verpasst sehr viel Lebensqualität unterwegs. Umgekehrt ist es ein tolles Gefühl, auf dem Gipfel zu stehen und sich sagen zu können, dass ich die Herausforderung mit meinen eigenen Armen und Beinen geschafft habe.»

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