Sonniges Gemüt gegen den Nebel

Lena-Anna Borner liebt Adrenalin, Grossevents und Emotionen, bezeichnet sich als «Ringgängerin», setzt dem Oltner Nebel sonniges Gemüt entgegen, ist Voyeurin auf Facebook und fürchtet Drohnen mehr als WC-Papier.

Die begeisterte Schwimmerin Lena-Anna Borner fiebert jedes Jahr der Oltner Badi-Eröffnung im Mai entgegen. (Bild: S. Furter)
Die begeisterte Schwimmerin Lena-Anna Borner fiebert jedes Jahr der Oltner Badi-Eröffnung im Mai entgegen. (Bild: S. Furter)

Drei Oltner Schwestern arbeiten für die drei Schweizer Grossunternehmen Coop, Migros und Swisscom. Eine davon ist Lena-Anna, das Nesthäkchen der Familie Borner. Als Projektleiterin
bei Coop ist sie unter anderem für die Organisation, Konzeption und Realisation von Corporate Events zuständig, betreut Sponsoringprojekte im Bereich Kultur und Soziales und ist in der Kommunikation tätig. «Unsere Eltern verstehen bis heute nicht ganz genau, was wir drei Töchter beruflich machen», kommentiert die PR-Fachfrau schmunzelnd. An ihrem Beruf liebt die
28-Jährige die Vielseitigkeit der Aufgaben, den Kontakt mit Menschen sowie das Adrenalin und die Emotionen an Grossanlässen. Als schmalen Grat zwischen positiven und negativen Folgen betrachtet Borner die Digitalisierung, die einen grossen Teil ihrer Arbeit durchzieht. «Für Unternehmen macht die Nutzung von Technik Sinn und durch das Sammeln von Kundendaten können Angebote auf den Konsumenten zugeschnitten werden.» Für den Menschen hingegen bedeute das immer schnellere Tempo eine Entfremdung von sich selbst. Privat könne sie aber
gut auf das Smartphone verzichten und auf Facebook sei sie nur noch Voyeurin, ihr letzter «Post» bereits Monate her, erzählt Borner und resümiert: «Mir macht jedoch die totale Überwachung mittels Drohnen mehr Angst als die Tatsache, dass jemand weiss, wie viel WC-Papier ich im letzten Jahr eingekauft habe.»

Ösen in Nase gesteckt

Geboren und aufgewachsen ist Borner in Rickenbach (SO). «Ich bin ein fröhliches, aufgestelltes und neugieriges Kind gewesen.» Ihre zwei älteren Schwestern sperrten sie einmal in einem Vogelkäfig ein, als dieser ge-reinigt wurde. Erinnerungsbilder vom Mädchen in der Volière kleben seither im Fotoalbum. Im Alter von vier Jahren hat die kleine Lena-Anna Schnür- ösen aus einem Paar Schuhe rausgepult und sich diese dann in die Nase gesteckt. «Um die Kleinteile wieder zu entfernen war der Einsatz einer Pinzette nötig», erinnert sich Borner lachend an eine andere Begebenheit und fügt hinzu: «Meine Schwestern erzählen mir immer wieder, dass ich als kleines Mädchen vor dem Spiegel gestanden und mir selber dabei zugesehen habe, wie ich zu weinen anfange und wieder damit aufhöre. Warum ich das gemacht habe, keine Ahnung.»

Sonniges Gemüt gegen Nebel

Nach einer KV-Lehre war Borner beruflich in Luzern, Zürich und Basel tätig, blieb Olten als Wohnstadt aber treu. «Ich liebe den Ausgleich zwischen der anonymen Grossstadt und der familiären Dreitannenstadt, wo jeder jeden kennt.» Wenn sie abends nach Hause komme und in Olten aussteige, fühle sie sich zu Hause. Auch das schlechte Wetter in der «Nebelstadt» empfindet sie nicht als hinderlich. «Wer ein sonniges Gemüt hat, stört sich nicht am Nebel», lacht sie und bezeichnet sich selbst als neugierig, offen, loyal und positiv. Die Dreitannenstadt verdiene nur schon deshalb eine gewisse Beachtung, weil sie ein Knotenpunkt sei. «Jeder Pendler fährt mindestens einmal in seinem Leben über Olten.» Vorurteilen gegenüber dem Ort im Herzen der Deutschschweiz begegnet Borner mit der Einladung zu einer Stadtführung. Eine solche umfasst einen Spaziergang durch die Oltner Altstadt, einen «Schwumm» in der Aare sowie einen Besuch im «Chöbu». «Die Hamburger vom Rathskeller mit frischem Brot, Tomaten, Salat und einem Stück Fleisch sind eine prägende Kindheitserinnerung. Die Schlichtheit der Zutaten macht für mich den Hamburger zu dem, was er ist», erzählt Borner und verrät, dass sie auch oft im Café Ring anzutreffen sei. «Ich liebe die belegten Brötchen, die Ledersofas, das Nostalgische und die Einrichtung des Cafés. Ich bin eine Ringgängerin.»

Südländer und Stadtzürcher

Jedes Jahr fiebert Borner der Badi-Eröffnung, heuer am 9. Mai, entgegen. Um 6.30 Uhr stürzt sie sich ins Wasser und schwimmt die ersten Längen. «Dieser Sport ist für mich ein idealer Ausgleich, bei dem ich meinen Gedanken nachgehen, mich auspowern und neue Energie tanken kann.» Ihr grösstes Hobby jedoch ist die Fasnacht. 2015 hat sie mit Freundinnen die Frauenzunft «Oltner Läckerli» gegründet, die als Sänger-Clique Schnitzelbänke vorträgt. «Das Fieber für die «schönschte Täg im Johr» wurde mir in die Wiege gelegt. Meine Eltern waren beide aktive Fasnächtler», sagt Borner. Bei den Umzügen durch die Strassen verspüre sie eine ganz besondere Verbundenheit mit der Stadt Olten und seinen Bewohnern. Ihren Freund hat sie letzten Sommer am Caliente-Festival in Zürich kennen gelernt. Umgeben von Südländern und latein- amerikanischen Rhythmen sind sich zwei «Normalo»-Schweizer begegnet. «Er ist stolzer Stadt-Zürcher und ich bin stolze Stadt-Oltnerin. Wir sind beide in unseren Heimatorten stark verwurzelt», lacht Borner und gibt sich zuversichtlich: «Für unsere gemeinsame Zukunft werden wir einen Städte-Kompromiss finden.»

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