Rebers kriegt ein Cornichon
Olten Die Gesellschaft Oltner Kabarett-Tage zeichnet mit dem diesjährigen Schweizer Kabarett-Preis «Cornichon» den Kabarettisten und Satiriker Andreas Rebers aus.
Seine Auftritte zeugen von einer genauen Beobachtung unseres Alltags, und er setzt wortreich und musikalisch an zum Wortgefecht gegen diejenigen, die meinen, moralisch über den anderen zu stehen. Bei Andreas Rebers wird das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute gefordert. Das totale Ignorieren von Mainstream-Kabarett macht ihn zu einem unverwechselbaren Satiriker – dafür zeichnen die Oltner Kabarett-Tage diesen Künstler mit dem Schweizer Kabarett-Preis Cornichon 2021 aus.
In einem Interview antwortet Andreas Rebers auf die Frage «Kabarett als Weckruf?»: «Ja, warum nicht? Aber das verkauft sich nicht. Kabarett ist opportunistisch geworden.» Diese Aussage kann sich ein Kabarettist erlauben, der weit weg von Mainstream oder Opportunismus agiert. Vielmehr verunsichert und verwirrt Rebers sein Publikum. Natürlich lacht dieses schon auch bei einem Auftritt von ihm, aber selten das ganze Publikum gemeinsam. Einigen bleibt das Lachen im Hals stecken. Weil Rebers das ernst meint, was er sagt.
Und so fragt man sich als Besucher gezwungenermassen: Wo steht Rebers eigentlich, was ist seine Haltung? Der Kabarettist selber dazu: «Ich mache Kabarett der radikalen Mitte. Mit dieser Haltung bekommen die Ränder immer ihr Fett weg – und das auf beiden Seiten.» Und nachdem Rebers wenig Lust auf Kompromisse hat, sondern viel eher auf Provokation und Spott, ist es für die Angesprochenen nicht immer leicht, dies auf die leichte Schulter zu nehmen. Umso weniger als der Mann meistens die richtigen Fragen stellt, halt vielleicht einfach zur falschen Zeit.
Schon über 20 Soloprogramme
Andreas Rebers ist 1958 in Niedersachsen geboren und hat sein erstes künstlerisches Betätigungsfeld in einer Stimmungskapelle auf Schützenfesten gefunden. Er hat später Akkordeon studiert und wurde 1989 musikalischer Leiter des Schauspiels am Staatstheater Braunschweig. Seine kabarettistische Laufbahn hat so richtig 1996 bei der Münchner Lach- und Schiessgesellschaft begonnen. Da ist er dann auch drei Jahre als festes Ensemblemitglied aktiv gewesen.
In der Zwischenzeit hat Rebers über 20 Soloprogramme gespielt, bei verschiedenen Theater-, TV- und Koproduktionen mitgemacht. Mit der «Bergpredigt» produziert er seit 2013 eine legendäre Produktion auf der Jagdhütte zusammen mit Helmut Schleich, Bruno Jonas, Monika Gruber, Piet Klocke und anderen.
Und Andreas Rebers hat auch sehr viele renommierte Preise erhalten, zum Beispiel den Prix Pantheon, den Salzburger Stier, den Deutschen Kleinkunstpreis, den deutschen Kabarettpreis – als letzten grossen Preis 2018 den Dieter-Hildebrand-Preis der Stadt München.
Andreas Rebers ist auch schon dreimal an den Kabarett-Tagen aufgetreten, 2005, 2011 und zum letzten Mal 2018 mit seinem Programm «Amen». Sein neuestes Programm heisst «Ich helfe gerne». Wieder macht sich Reverend Rebers zornig und kämpferisch über aktuelle Themen her. Manchmal sanfter, meistens ziemlich diabolisch. Auch wenn er dazu Akkordeon oder Klavier spielt, nimmt das seinen Gedanken nicht die Spitze. Im Gegenteil, seine Bilder werden noch pointierter, noch entlarvender. zvg
Die Pandemie verschiebt auch 2021 die Oltner Kabarett-Tage in den Konjunktiv: Vom 28. April bis zum 8. Mai würden die 34. Oltner Kabarett-Tage stattfinden. Nun entschied sich das Leitungs-Team zur Absage. Einige ausgesuchte Programmteile wie die Preisverleihung und die Turmrede werden jedoch via Livestream durchgeführt. Die Details dazu sollen Mitte April auf der Website Kabarett.ch und in den digitalen Kanälen vorgestellt werden. Weiter ist geplant, im Oktober/November 2021 einige Vorstellungen aus dem Programm 2021 durchzuführen. sar