Orientierung durch den Bücher-Dschungel

Café Littéraire Olten Am Dienstag, 21. November um 18.30 Uhr findet das traditionelle Café Littéraire mit dem Literaturkritiker Hardy Ruoss in der Suteria in Olten statt. Ein Gespräch mit Organisator Christoph Rast über das monatliche Treffen von Buch- liebhabern und gute Literatur.

Alt-Stadtbibliothekar Christoph Rast freut sich besonders wegen dessen spritziger Art und seines enormen Wissens auf die Buchpräsentationen von Hardy Ruoss am kommenden Dienstag, 21. November im Rahmen des Café Littéraire. (Bild: mim)

Alt-Stadtbibliothekar Christoph Rast freut sich besonders wegen dessen spritziger Art und seines enormen Wissens auf die Buchpräsentationen von Hardy Ruoss am kommenden Dienstag, 21. November im Rahmen des Café Littéraire. (Bild: mim)

Dr. phil. Hardy Ruoss liest pro Jahr 100 Bücher. 25 bis 30 Titel wird er am Café Littéraire in Olten vorstellen. (Bild: Georg Anderhub)

Dr. phil. Hardy Ruoss liest pro Jahr 100 Bücher. 25 bis 30 Titel wird er am Café Littéraire in Olten vorstellen. (Bild: Georg Anderhub)

Am vergangenen Sonntag erhielt Jonas Lüscher in Basel den Schweizer Buchpreis verliehen. Keine Preise werden am kommenden Dienstag, 21. November in Olten vergeben, dafür erhalten Interessierte im Rahmen des Café Littéraire von Literaturkritiker Hardy Ruoss 25 bis 30 Neu- erscheinungen dieses Jahres vorgestellt, die unbedingt gelesen werden sollten.

Neue Interessierte willkommen

Alt-Stadtbibliothekar Christoph Rast rief das Café Littéraire vor elf Jahren als Anlass der Stadtbibliothek Olten ins Leben. «Ich bin der Meinung, dass jede Stadt, die etwas auf sich hält, eine Literaturveranstaltung haben sollte», antwortet Rast trocken auf die Frage nach dem Grund. Seither trifft sich eine lose Gruppierung, bestehend aus einem festen Kern von rund zehn Personen, um monatlich jeweils am Dienstagabend von 18.30 Uhr bis ca. 20 Uhr zwei Bücher zu besprechen. «Obwohl ich immer mal wieder eine Änderung des Vorgangs vorgeschlagen habe, ist es noch immer so, dass ich die zwei Bücher, in der Regel Neuerscheinungen, für das nächste Café Littéraire auswähle», erklärt Rast, der auch jeweils die Moderation übernimmt. Bei der Besprechung in der kleinen Runde könne es durchaus auch mal hitzig zu- und hergehen, weiss Rast. Zudem zeige sich immer wieder, dass meist die unscheinbaren Titel zu Diskussionen führen. «Neben den Literaturbesprechungen setzten sich die Café Littéraire-Mitglieder auch in gesell- schaftlicher sowie politischer Art auseinander», erklärt der Alt-Stadtbibliothekar. «Im August haben wir beispielsweise den Roman «Denen man vergibt» von Lawrence Osborne besprochen. Bis auf eine Person fanden alle Anwesenden die Geschichte von einem Paar, das in Marokko eine extrem ausufernde Party feiert und dessen Freunden, die einen Landsmann im Rausch mit dem Auto totfahren, zu weit hergeholt. Ein Anwesender konnte jedoch die restlichen Mitglieder glaubhaft davon überzeugen, dass solche Vorkommnisse leider durchaus stattfinden», erzählt Rast. So komme es auch vor, dass bei manchen Buchbesprechungen viel Persönliches von den Teil- nehmern zutage komme. Wichtig sei jedoch, dass sich jede Person äussern könne, aber nicht müsse, betont Rast und fügt an: «Es handelt sich um einen engagierten Kreis an Mitgliedern. Trotzdem wäre es schön, wenn sich neue Interessierte anschliessen würden, um eine neue Dynamik in die Gruppe zu bringen. Das Café Littéraire ist keine elitäre Veranstaltung, weshalb auch keine Vorbildung nötig ist. Alle sind herzlich willkommen, die gerne Bücher haben. Grundsätzlich finde ich es toll, wenn Leute lesen», betont Christoph Rast.

Eigene literarische Vorlieben

Was macht für den Alt-Stadtbibliothekar, der seit seiner Pensionierung vor rund drei Jahren viel Zeit mit Schreibaufträgen verbringt, ein gutes Werk aus? « Für mich persönlich muss ein Buch in der Lage sein, Gesellschaftsprozesse darzustellen und zu erklären», so Rast, der sich als offen bezeichnet, aber um Fantasy-Bücher durchaus einen Bogen machen kann. «Ich denke, ein gewisser Bezug zur Normalität ist mir wichtig», sinniert Rast. Die eigenen Favoriten zu nennen, sei hingegen schwierig, gebe es doch so viele gute Bücher. Auf drei beschränkt nennt Christoph Rast mit «An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts» von Roland Schimmelpfennig, «Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, wo ich lernte, mich von Radkappen und Stossstangen zu ernähren» von Antonia Baum und «Das Verschwinden des Philipp S» von Ulrike Edschmid seine «Lieblinge».

Hardy Ruoss in Olten

Neben den monatlichen Treffen findet einmal im Jahr das längst zur Tradition gewordene Café Littéraire mit Hardy Ruoss statt. Nachdem zu Beginn eine Teilnehmerin des Café Littéraire Bücher vorstellte, traf Christoph Rast zufällig im Tessin auf Hardy Ruoss, einstiger Literaturkritiker bei Radio DRS 2, und nutzte die Gunst der Stunde. «Ich fragte ihn kurzerhand, ob er in Olten Bücher vorstellen würde und er sagte zu», so Rast schmunzelnd. Inzwischen ist Ruoss das zehnte Jahr mit dabei. Der Literaturkritiker liest jährlich rund 100 Bücher, aus diesem Schatz stellt er 25 bis 35 Neuerscheinungen vorwiegend aus diesem Jahr vor. «Hardy Ruoss lebt für die Literatur, vielleicht auch deswegen sind seine Buchpräsentationen spannend, pfiffig und humorvoll. Zudem ermöglicht ihm sein riesiges Wissen, Parallelen aus über 100 Jahren Literaturgeschichte zu ziehen, ohne dabei jedoch lehrerhaft aufzutreten», zeigt sich Rast beeindruckt.

Café Littéraire mit Hardy Ruoss
Dienstag, 21. November, 18.30 Uhr
Suteria Olten

<link http: www.bibliothekolten.ch cafe-litteraire>www.bibliothekolten.ch/cafe-litteraire

Weitere Artikel zu «Im Fokus», die sie interessieren könnten

Im Fokus28.02.2024

Wirz-Burri – Kolonialwaren und Delikatessen am Bifangplatz

Briefgeschichten Am Bifangplatz befand sich vor rund hundert Jahren an prominenter Lage der Laden zum «Bifanghof» von Paul Wirz-Burri. Die…
Im Fokus28.02.2024

«Unsere Lieder sind Medizin für unsere Herzen»

Olten Der Gedenkanlass «Zwei Jahre Krieg in der Ukraine» in der Stadtkirche wurde von weit über 200 Personen besucht.
Im Fokus28.02.2024

Gefrässig und vermehrungsfreudig

Asiatische Hornisse Die Verbreitung der Asiatischen Hornisse bedroht einheimische Bienenvölker. Die Bevölkerung ist dazu aufgerufen, Sichtungen zu…