Ninja-Krieger und Urzeit-Phase

Roland Schibler trägt den Spitznamen «Role», hat einen Elektriker in der Schublade, berät Arbeitslose und Weltreisende, ist kein Nein-Sager und gräbt mit seinem Sohn nach Dinosaurierknochen.

Roland Schiblers Vorfahren sind 1752 als Bauern in die Dreitannenstadt gekommen. Der Fasnächtler ist also ein Ur-Ur-Ur-Oltner. (Bild: S. Furter)
Roland Schiblers Vorfahren sind 1752 als Bauern in die Dreitannenstadt gekommen. Der Fasnächtler ist also ein Ur-Ur-Ur-Oltner. (Bild: S. Furter)

Role der Personalberater, Role dr Nachtwächter, Role dr Oltner. In der Dreitannenstadt kennen die Menschen Roland Schibler in verschiedenen Funktionen und Rollen. Spätestens seit er im ver- gangenen Jahr zum Obernaar gekürt wurde, ist der 44-Jährige als «Chef de Fasnacht» stadt- bekannt. Seine Vorfahren waren 1752 als Bauern in die Dreitannenstadt gekommen, 1977 ist
in den Oltner Neujahrsblättern ein Bericht über die Schiblers, ihr Familienwappen und ihren Stammbaum erschienen. Der Fasnächtler Roland ist also ein Ur-Ur-Ur-Oltner und verrät: «Ich kann es schwer beschreiben, was mich an der Stadt so begeistert, es ist am ehesten das Gefühl tiefer Verbundenheit mit Olten und seinen Bewohnern.» Wie um seine Aussage zu unterstreichen, fährt in dem Moment eine Bekannte mit dem Velo vorbei und winkt Roland Schibler zu. Die Grösse der Dreitannenstadt finde er ideal, schwärmt dieser und betont, dass die Vorurteile gegenüber der Stadt nicht stimmen. So sei er nicht nur in Olten geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen, sondern lebe auch gerne hier. «Wegzuziehen war noch nie ein Thema. Die einzige Frage, die sich stellt, ist jene nach der Flussseite. Links der Aare hat der Bürger die Sicht auf die Alpen, rechts kann er länger die Strahlen der Sonne geniessen.»

Symbiosen schaffen

Schibler war als Elektriker tätig, kommt vom Bau, ist gelernter Handwerker. Nach der Ausbildung hat er drei Jahre lang temporär gearbeitet, bevor er von einer Firma fest angestellt wurde. Nach weiteren sechs Jahren hatte er genug von der «Stromerei» und suchte nach einer beruflichen Veränderung. Ermutigt durch einen Freund, der ein Personalbüro in Aarau führt, tauschte er den Schraubenzieher gegen den Telefonhörer. Er eröffnete sein eigenes Büro in Olten, wo er seither als Personalberater tätig ist. «Wenn ich am Morgen zur Arbeit gehe, weiss ich nicht, was der Tag bringen wird. Meistens kommt es anders als geplant. Das macht meinen Job so spannend.» In seiner Schublade hat er Dossiers von Arbeitssuchenden, zum Beispiel von einem Elektriker. Er berät Menschen, die in einer anderen Branche Fuss fassen wollen, vermittelt Lehrabgänger oder hilft Arbeitslosen Ü50 bei der Jobsuche. Auch Weltreisende, die mit dem verdienten Geld das nächste Flugzeug besteigen und fremde Länder entdecken wollen, unterstützt er beim Finden einer zeitlich befristeten Anstellung. Zu seinen Kunden gehören ausserdem Firmen, die nach Arbeitskräften suchen, die sie temporär einsetzen können, um Spitzen in der Produktion zu brechen. «Mein Ziel ist es, eine Symbiose zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu schaffen.» Wenn es passe und jemand übernommen und fest angestellt werde, lege er dessen Dossier mit einem lachenden und einem weinenden Auge zur Seite. Einen Kandidaten wegen seines Aussehens abgewiesen habe er noch nie. «Wenn jemand gute Arbeit leistet, kann er auch einen Irokesen-Schnitt und Piercings tragen.» Hingegen nerven ihn die vielen Ausreden, die er über die Jahre zu hören bekommen hat. «Einer hat mir erzählt, dass er sich nicht habe abmelden können, weil sein Handy in der Reparatur gewesen sei. Zur gleichen Zeit hat er aber meine Nachricht noch gelesen.» Dass er selbst «Langzeit-Temporärer» war, sieht Schibler als Vorteil für seinen Beruf. «Ich weiss, wovon ich spreche. Nämlich aus Erfahrung.»

Wurfsterne und Urzeit-Phase

Als hilfsbereit, humorvoll, herzlich und zuverlässig beschreibt sich Roland Schibler selbst und fügt schmunzelnd hinzu: «Ich bin kein Nein-Sager.» Seine jüngere Schwester ist als Musikerin tätig, der Vater hat als Automechaniker gearbeitet, die Mutter war in der Finanzbranche tätig und lebt aktuell in Südafrika. Besucht hat Schibler sie bisher noch nicht, doch der Flug ist schon fast gebucht und das Abenteuer Afrika nächstens geplant. Als Kind hatte er eine «Ninja-Phase», in der er Wurfsterne auf die Türe in seinem Zimmer geworfen hat. Danach hat er Poster darüber gehängt und die Sache vergessen. «Erst beim Auszug aus der Wohnung kamen die Löcher wieder zum Vorschein und mir die Geschichte in den Sinn. Ich habe herzhaft gelacht.» In seiner Freizeit grilliert Schibler gerne mit und für seine Freunde, ist als Zünftler an der Fasnacht mit dabei, trainiert den Nachwuchs im Eishockey Club Olten oder mäht seinen Rasen. «Nach einem langen Tag kann ich mich bei dieser Tätigkeit erholen und ganz auf mich selbst konzentrieren.» Mit seinem heute neunjährigen Sohn hat er nach der eigenen «Ninja»- noch die «Urzeit»-Phase durchlebt und erzählt schmunzelnd: «Wir sind zusammen in den Säliwald spaziert und haben dort mit dem Häckerli Dinosaurier-Knochen ausgegraben.»

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