«Nicht nur tadeln, sondern auch rühmen»

St. Nikolaus-Gruppe Olten Am kommenden Samstag, 3. Dezember findet traditionell das Aussenden des St. Nikolaus statt. Bereits zum zweiten Mal wird der Anlass lautstark von den vereins-eigenen Treicheln begleitet.

Auch in diesem Jahr werden die Treichel-Träger den St. Nikolaus wieder lautstark ankündigen und die Iffelen-Träger den Weg beleuchten. (Bild: ZVG)

Auch in diesem Jahr werden die Treichel-Träger den St. Nikolaus wieder lautstark ankündigen und die Iffelen-Träger den Weg beleuchten. (Bild: ZVG)

«Bei unserem Samichlaus handelt es sich um einen Bischof, also einen ehrwürdigen Mann, und nicht einen St. Nikolaus-Polterer, der mit «Ho Ho»-Rufen auf sich aufmerksam macht», so Robert Käppeli, Präsident St. Nikolaus-Gruppe Olten. (Bild: mim)

«Bei unserem Samichlaus handelt es sich um einen Bischof, also einen ehrwürdigen Mann, und nicht einen St. Nikolaus-Polterer, der mit «Ho Ho»-Rufen auf sich aufmerksam macht», so Robert Käppeli, Präsident St. Nikolaus-Gruppe Olten. (Bild: mim)

Bereits sein Vater habe bei der 1955 gegründeten Katholischen Arbeitnehmer Bewegung/Männer KAB/M die St. Nikolaus-Tradition gepflegt, erzählt Robert Käppeli, Vereinspräsident der St. Nikolaus-Gruppe Olten. Um das Fortbestehen der Tradition in Olten zu sichern, wurde am 30. April 2000 teilweise durch den Nachwuchs die St. Nikolaus-Gruppe Olten ins Leben gerufen. «Wir möchten mit dem Samichlaus und dem Schmutzli als Helfer ein vorweihnächtliches Gefühl in die Stuben bringen», betont Käppeli. Auch in diesem Jahr stehen den 49 Aktivmitgliedern vom 5. bis 7. Dezember wieder rund 120 Besuche bei schätzungsweise 400 Kindern bevor.

Adventsstimmung und nicht nur Tadel

Vermehrt komme es vor, dass mehrere Familien zusammen die Dienste vom Samichlaus und Schmutzli in Anspruch nehmen. «Bei uns steht jedoch nicht das Tadeln im Vordergrund», stellt Käppeli klar. Insbesondere im Beisein von vielen anderen Personen sei dies auch schwierig, denn man wolle das Kind nicht blossstellen. «Bis vor rund sechs Jahren galt der St. Nikolaus als zweiter Erzieher. Diese Einstellung ist glücklicherweise nicht mehr so verbreitet. Heute wird wieder mehr Wert auf das Brauchtum gelegt. Zudem werden die Kinder vermehrt gerühmt», zeigt sich Käppeli über diesen gesellschaftlichen Wandel erfreut. Zum Positiven geändert hätten sich auch die Stuben. «Eine Zeit lang waren die Wohnzimmer kaum geschmückt. Heute treffen wir jedoch wieder auf adventlich dekorierte Wohnungen», freut sich der Vereinspräsident. Zwischendurch kämen aber auch Rückmeldungen, dass der Schmutzli den Fernseher habe abschalten müssen, damit alle Familienmitglieder ihre Aufmerksamkeit dem St. Nikolaus-Besuch schenken.

Feingefühl ist gefragt

Die St. Nikolaus-Gruppe Olten freut sich stets über neue Gesichter im Verein. Vorkenntnisse müsse man keine mitbringen, erzählt Käppeli. Geprüft werden neue Mitglieder zwar, jedoch gehe es dabei insbesondere um zwischenmenschliche Themen. «Es ist üblich, dass Neuzugänge die ersten zwei Jahre den Samichlaus als Schmutzli begleiten. Denn sowohl der Besuch bei Kindern als auch in den Altersheimen verlangt Fingerspitzengefühl», weiss Käppeli und fügt an: «Bei unserem Samichlaus handelt es sich um einen Bischof, also einen ehrwürdigen Mann, und nicht einen St. Nikolaus-Polterer, der mit «Ho Ho»-Rufen auf sich aufmerksam macht.»

Brauch aus der Innerschweiz feiertTradition in Olten

Die Aussendung des St. Nikolaus ist kein Oltner Brauch. Doch mit der Gründung der St. Nikolaus-Gruppe Olten kam der Kontakt zu Alt-Pfarrer Hanspeter Betschart, der damals den St. Nikolaus willkommen hiess. «Er stellte uns seinen Heizraum als Schmink- und Lagerraum zur Verfügung. Zum Dank bauten wir ihm das lang ersehnte Grotto im Pfarrhauskeller», erzählt Robert Käppeli lachend. Der Luzerner Pfarrer Betschart trug den Brauch seines Heimatkantons an die St. Nikolaus-Gruppe Olten heran. So kam es, dass bereits im Jahr 2000 mit den damals 21 aktiven Mitgliedern und mit Unterstützung der beiden Pfarreien St. Martin und St. Marien zum ersten Mal der St. Nikolaus gemeinsam mit dem Schmutzli den Weg in die Stadt antrat. Inzwischen hat sich daraus eine Oltner Tradition entwickelt, die jährlich von vielen Familien begleitet wird.

Eigene Iffelen und Treicheln

Im Jahr 2009 wurde der St. Nikolaus erstmals von Iffelenträgern der Ch»lausenzunft Egerkingen begleitet. Nach fünf Jahren führte jedoch eine Terminkollision zu Unstimmigkeiten zwischen den beiden Vereinigungen, was die St. Nikolaus-Gruppe Olten veranlasste, zusammen mit der St. Nikolausgesellschaft Wangen b. Olten eigene Iffelen zu beschaffen. «Ich wollte nicht auf das Licht am Umzug verzichten, weshalb die von Pfarrer Betschart gesegneten Iffelen bereits an der Aussendung im Jahr 2014 mit dabei waren», erzählt Käppeli. Ausserdem ging der Tross erstmals nicht mehr durch die enge Winkelunterführung, sondern über den Postplatz und die Unter- führungsstrasse. 2015 kamen zu den neun Iffelen, von denen sieben gesponsert und zwei selbst berappt wurden, zehn Treicheln hinzu. «Fünf Mitglieder sponserten je eine Treichel und die restlichen fünf sowie die Treichelhemden verdanken wir einem Alt-Samichlaus, der uns in seinem Testament bedachte», zeigt Käppeli auf. Es sei ein Wunsch, zukünftig eine eigene Treichelgruppe auf die Beine zu stellen. «Man muss körperlich fit sein, um die schweren Treicheln zu tragen und auch das Läuten ist nicht unbedingt eine einfache Sache», zeigt Käppeli auf. Doch im Moment sei dies, mangels Mitgliedern, noch nicht möglich. «Ich freue mich über den Lärm, der uns auch am kommenden Samstag wieder lautstark ankündigen wird», so der Vereinspräsident.

Route führt dieses Jahr wieder durch die Winkelunterführung

Am Samstag, 3. Dezember macht sich der St. Nikolaus mit seinem Gefolge um 16.30 Uhr bei der St. Marienkirche in Richtung Altstadt auf. Die Route führt, wie in den vergangenen zwei Jahren, via Aarauerstrasse über die Unterführungsstrasse und den Postplatz zur alten Holzbrücke. Der übliche Halt bei der Stadtkirche wird trotz der Umbauarbeiten stattfinden. Der Umzug endet traditionell bei der St. Martinskirche, in dessen Pfarrsaal die Kinder vom St. Nikolaus ein Chlaussäckli erhalten.

Viel zu tun für den St. Nikolaus

Bereits am Donnerstag, 1. Dezember stehen die ersten Termine für den St. Nikolaus und seine Helfer an. «Um 19 Uhr werden wir anlässlich des Adventsmarktstarts mit denIffelen und Treicheln im Klostergarten anzutreffen sein», so Käppeli. Zudem ist der St. Nikolaus am Sonntagnachmittag, 4. Dezember von 13 bis 15.30 Uhr im Klostergarten, um die Kinder mit Chlaussäckli zu beglücken. Die nachfolgenden Tage stehen dann im Zeichen der Privatbesuche.

St. Nikolaus-Aussendung
Samstag, 3. Dezember, ab 16.30 Uhr
Start vor der St. Marienkirche Olten

<link http: www.nikolausolten.ch>www.nikolausolten.ch

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