Neue Leidenschaft in neuem Land

Amy Hänggli hat den Schritt vor zwölf Jahren gewagt: Der Liebe wegen startete sie ein neues Leben in einem fremden Land und fand dadurch auch eine neue Seite ihrer Selbst.

Amy Hänggli mit ihrer ältesten Tochter Kiehla vor einem ihrer vielen selbst bemalten und bearbeiteten Möbeln im «Shabby-Chic». vwe)
Amy Hänggli mit ihrer ältesten Tochter Kiehla vor einem ihrer vielen selbst bemalten und bearbeiteten Möbeln im «Shabby-Chic». vwe)

Sie sei zwar in ihrer Kindheit bereits viel umgezogen, aber jemals ausserhalb ihres Heimatlandes, den Vereinigten Staaten von Amerika, hat Amy Hänggli nie gewohnt. «Nach eineinhalb Jahren Beziehung mit meinem Ehemann wollte ich den Schritt jedoch für uns und unsere gemeinsame Zukunft wagen», erinnert sie sich zurück und fügt an: «Ich dachte mir, wenn ich eine Arbeitsstelle in der Schweiz finde, dann komme ich hierher.»

Wissenschaft bei Novartis

Auf eine geeignete Arbeitsstelle musste die studierte Mikrobiologin nicht lange warten. «Nach meinem Studium an der Universität in Wisconsin (USA) war ich in Amerika im Bereich der Tierimpfung- und Zellenkorrekturforschungen tätig. Daher erhielt ich schnell eine Anstellung bei der Universität Zürich als wissenschaftliche Mitarbeiterin in demselben Metier. Mein Englisch war für diese Tätigkeit sicherlich auch von Vorteil, denn ein Grossteil der Forschungsberichte sind in meiner Muttersprache verfasst.» Nach ihrer Zeit an der Uni Zürich wechselte Amy Hänggli zum Grossunternehmen Novartis in Basel. «Anhand von Mäusegenetik erforschten wir dort die Wirkung von Medikamenten bei Krankheiten wie Parkinson oder Alzheimer.» Sie habe ihre Arbeit geliebt, da durch diese Medikamente und somit die Behandlung von solchen gesundheitlichen Mängeln verbessert werden konnten. «Nach der Geburt meiner Töchter wurde irgendwann jedoch der Arbeitsweg von Niedergösgen nach Basel zu zeitraubend und ich wollte mehr Zeit für meine Kinder aufbringen.» Ein Umzug sei ebenfalls nie infrage gekommen. «Der Familienbetrieb, den mein Ehemann von seinem Vater übernommen hat, hat seinen Hauptsitz in Niedergösgen und wir sind generell beide nicht für das Grossstadtleben geschaffen.»

«Es brauchte Zeit, sich wohlzufühlen»

Durch das Unternehmen ihres Mannes haben sich die zwei damals auch in den Vereinigten Staaten kennen gelernt. «Mein Ehemann vertreibt Kunststoffteilchen und mein Vater, der in den USA ebenfalls selbstständig tätig ist, war ein Abnehmer von diesen. So trafen sich die beiden.» An einem 4. Juli, dem Nationalfeiertag der USA, wurde Amy Hänggli erstmals ihr Zukünftiger vorgestellt. «Der ganze Tag war sehr romantisch mit Feuerwerk und den ganzen Festlichkeiten. Es war Liebe auf den ersten Blick», erzählt die 39-Jährige lächelnd. Der anschliessende Umzug in die Schweiz sei ihr zwar nicht einfach gefallen, aber heute fühlt sich die Mutter von zwei Töchtern im Alter von sieben und acht Jahren hier wohl. «Vor allem die Sprache war anfangs ein grosses Hindernis und natürlich auch die Kultur in diesem Land. Ich vermisste die Offenheit meiner Landsleute und unsere Bräuche.» Es war anfangs schwierig Anschluss zu finden, doch mittlerweile habe ich meinen Platz hier gefunden», erklärt sie lächelnd. So ist Hänggli aktiv im Elternverein Niedergösgen tätig, wo sie für die Organisation von Aktivitäten zuständig ist. Auch privat veranstaltet Hänggli gerne Veranstaltungen wie Halloween- oder Back to School-Partys. «Dadurch bringe ich meinen Kindern und ihren Gspänli die amerikanische Kultur auch ein wenig näher.»

Unzählige Hobbys

Nebst Hängglis Tätigkeit im Elternverein hilft sie auch beim Niedergösger Frühlingsferien-Projekt «Kilada» mit oder ist mit einem Stand am Weihnachtsmarkt in ihrem Dorf am 13. Dezember anzutreffen. «Seit ich nicht mehr in Zürich arbeite, habe ich meine Leidenschaft für «Shabby-Chic»-Möbel, das Kreieren von Schildern und Deko-Gegenständen oder auch digitalbearbeitete Karten entdeckt.» Aus alten, vergilbten Möbeln, die sie günstig auf Ricardo ersteigert, erschafft die Powerfrau gemeinsam mit ihren Kindern sowie Freundinnen wahre Einzelstücke. So ist sie stetig beschäftigt mit Abschleifen, Bemalen, Bedrucken oder Sägen. «An Shabby-Chic, auf Deutsch schäbiger Schick, finde ich toll, dass man alte und verbrauchte Stücke quasi recyceln und ihnen mit einiger Arbeit neues Leben einhauchen kann.» Auch ihre beiden Kinder haben Gefallen am Hobby der Mutter gefunden und stellen aus altem Holz schon eigene Schilder mit lustigen Sprüchen her, die sie selber am kommenden Weihnachtsmarkt anbieten dürfen. «Ich habe zudem eine Homepage (www.simplyshabby.ch) erstellt, auf der ich unsere Werke, auch die meiner Freundinnen, präsentiere und wo man auch für Spezialaufträge, wie einem Haustüren-Familienschild, anfragen kann», bemerkt der Tausendsassa. So wird Amy Hänggli auch in Zukunft so einige mit ihrer Lebensfreude und ihrem kreativen Wirken anstecken.

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