Nähend den Landesstreik aufleben lassen

Kostümwerkstatt Am Freitag, 2. März startet die Kostümwerkstatt in den Werkräumen des Bifangschulhauses. Dafür werden Interessierte gesucht, die bei Kostüm-Näh- arbeiten für das Theater «1918.ch - 100 Jahre Landesstreik» mitwirken möchten.

Das Cultibo-Mitglied Rita Lanz (l.) und die Kostümdesignerin Eva Butzkies freuen sich auf viele Interessierte, die das Theaterprojekt «1918.ch» von März bis Juni mit ihren handwerklichen Fähigkeiten unterstützen werden. (Bild: mim)
Das Cultibo-Mitglied Rita Lanz (l.) und die Kostümdesignerin Eva Butzkies freuen sich auf viele Interessierte, die das Theaterprojekt «1918.ch» von März bis Juni mit ihren handwerklichen Fähigkeiten unterstützen werden. (Bild: mim)

Der Redensart «Kleider machen Leute» wird auch im «Theater 1918.ch» grosse Bedeutung zugemessen. Rund 1’000 Kostümteile sind nötig, um die 120 Sängerinnen und Sänger sowie Spielerinnen und Spieler einzukleiden, die beim Theater zum Gedenken an 100 Jahre Landes- streik mitwirken werden. Zusätzlich wird das Projekt von 20 Theatergruppen aus allen Landesteilen getragen.

Zehnseitiges Kostümkonzept

Vor rund fünf Jahren sei die Idee eines schweizweiten Theaters zum Landesstreik durch die Theaterpädagogin und Regisseurin Liliana Heimberg entstanden. Aufgrund eines vorgängigen Projektes im Appenzell kannte die Regisseurin die Arbeit der Kostümbildnerin Eva Butzkies und holte sie mit an Bord. «Ich habe bereits vor vier Jahren für die Eingabe beim Bund ein zehnseitiges Kostümkonzept geschrieben», erzählt Butzkies. «Anders als beim Stück selbst ist für uns bei der Kleidung nicht in erster Linie der historische Aspekt entscheidend. Zentraler ist die Idee, dass die verschiedenen Meinungen, die damals zum Landesstreik herrschten, durch die Kostüme nach aussen getragen werden», erklärt Butzkies, die seit 2004 zahlreiche Kostümbilder für Opern, Schauspielstücke und Tanztheater-Produktionen entworfen hat und blättert durch ihr grosses Arbeitsbuch.

Gesinnung durch Kleider transportieren

Anhand alter Postkarten hat sich die Kostümdesignerin einen Überblick über die damalige Mode verschafft, verschiedene Stoffe gesammelt sowie Accessoires-Ideen aus-probiert. «Gemeinsam mit den Laien-Darstellerinnen habe ich unterschiedliche Materialien und Rockformen in der alten Hauptwerkstätte in Olten, in der das Stück zur Aufführung kommen wird, getestet, um zu sehen, welche Farben sich beim Spiel in der alten Fabrikhalle eignen werden», zeigt Butzkies auf. «Die meisten der 120 Mitwirkenden spielen mehrere Rollen, deshalb werden alle ein Grundkostüm tragen. Früher war anhand der Kleidung sowohl der Status als auch die politische Gesinnung einer Person erkennbar. Deshalb möchten wir mit lediglich kleinen Anpassungen am Grundkostüm während des Spiels auf der Bühne, die Schauspieler durch einen Hut mit Federn im Status heben oder diesen durch eine Arbeiterjacke mindern», erklärt Butzkies, die im badischen Kehl (D) aufgewachsen ist.

Zusammenarbeit mit der Schule für Mode und Gestalten

«Da wir budgetfreundlich und auch ressourcenschonend arbeiten müssen, habe ich bereits im Winterschlussverkauf einige Kleidungsstücke gekauft und an Secondhand-Börsen 70 Schweizer Arbeitsanzüge bestellt», erzählt Butzkies. Trotzdem müssen in den nächsten Monaten noch unzählige Kostüme angefertigt und umgenäht werden. «Im Zeichen der Nachwuchsförderung arbeiten wir mit den Bekleidungsgestalter/innen und den Bekleidungsnäher/innen der hiesigen Schule für Mode und Gestalten am BBZ zusammen, die für uns die Röcke für die Damen anfertigen werden», erklärt Butzkies. Daneben gebe es aber noch unzählige kleinere handwerk- liche Tätigkeiten zu verrichten. Dafür hat Eva Butzkies gemeinsam mit der Oltnerin Rita Lanz die Kostümwerkstatt ins Leben gerufen. «An einer öffentlichen Veranstaltung, an welcher über das Theaterprojekt «1918.ch» und anstehende Arbeiten mit öffentlicher Beteiligung informiert wurde, dachte ich sofort an eine Mitwirkung des Begegnungszentrums Cultibo», erzählt das Cultibo-Mitglied Rita Lanz und fügt an: «Als Historikerin finde ich es spannend, dass aus einem prägenden Ereignis wie dem Landesstreik ein kulturelles Projekt entsteht. Diese Kostümwerkstatt gibt somit vielen Menschen eine Möglichkeit, nach ihrem Ermessen und ihren zeitlichen Möglichkeiten beim Theaterprojekt mitzuwirken, ohne auf der Bühne zu stehen.»

Kostümwerkstatt in Olten

Von März bis Juni, jeweils am Mittwoch, Freitag und Samstag treffen sich Interessierte im Werk- raum des Bifangschulhauses, um Änderungen und Anpassungen der Kostüme vorzunehmen, diese mit Namensschilder zu versehen und die Kostüme und Kopfbedeckungen zu verschönern. «Die interessierten Personen müssen dafür keine Schneiderausbildung absolviert haben», betont Butzkies. Auch müssten nicht alle an der Nähmaschine arbeiten, denn es gebe auch genügend Handnähtätigkeiten. In der Kostümwerkstatt wird den ehrenamtlichen Helfern zudem mit Esther Gerhard eine erfahrene Person zur Seite stehen. «Die Mitwirkung soll vor allem Spass machen», betont Eva Butzkies, die auch ab und zu in den Werkräumen des Bifangschulhauses anzutreffen sein wird. «Es dürfte sicherlich ein spezielles Gefühl sein, zu sehen, dass ein selbst genähtes Kleidungsstück an den Vorstellungen vom Donnerstag, 16. August bis Sonntag, 23. September in der alten Hauptwerkstätte in Olten getragen wird», meint Butzkies. Neben Nähfreudigen suchen die Theater-Verantwortlichen nach wie vor nach jungen Männern, die sich am Theaterprojekt beteiligen möchten.

Kostümwerkstatt

Vom 2. März bis Ende Juni:
jeweils am Mittwoch: 16 bis 21.30 Uhr
jeweils am Freitag: 16 bis 19 Uhr
jeweils am Samstag: 9 bis 16 Uhr

Frühlingsferien (9. bis 21. April):
Montag bis Samstag:
jeweils 9 bis 12 Uhr / 13 bis 18 Uhr

Ort: Werkraum im Bifangschulhaus, Aarauerstrasse in Olten
Einsatztage: Sie können Ihre Einsatztage frei wählen, die Anmeldung ist jedoch verbindlich.
Anmeldung: eva@evabutzkies.com oder im Cultibo (Name, E-Mail, Natel)
Teilnahme: kostenlos, Material wird zur Verfügung gestellt.

<link http: www.1918.ch>www.1918.ch

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