Mit Feuer und Flamme im Einsatz

Eveline Hodel Ob am Arbeitsplatz oder in ihrer Freizeit – die Oltnerin Eveline Hodel trägt 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche einen Pager auf sich; denn als Milizfeuerwehrfrau ist sie allzeit bereit, wenn’s brennt oder flutet.

Eveline Hodel wünscht sich in der Schweiz mehr von jener Offenheit, die sie in Australien kennen lernte. (Bild: Denise Donatsch)
Eveline Hodel wünscht sich in der Schweiz mehr von jener Offenheit, die sie in Australien kennen lernte. (Bild: Denise Donatsch)

Während des Gesprächs mit Eveline Hodel regnet es draussen, wie so oft schon in diesem Sommer. «Heute hat die andere Gruppe Pikettdienst», bemerkt die 40-Jährige, dem Interview sollte also kein überfluteter Keller in die Quere kommen. Seit zehn Jahren ist Hodler Teil der aktiven Feuerwehr Olten und sei damit «recht spät» beigetreten, wie sie bemerkt. Auf die Idee gekommen sei sie durch ein persönliches Erlebnis. «An meinem früheren Arbeitsplatz wurde versehentlich ein Fehlalarm ausgelöst.» Als dann plötzlich die Feuerwehr auf dem Parkett stand, bereit anzupacken und zu helfen, habe sie das trotz des irrtümlichen Notrufs sehr beeindruckt. «Ich habe mir immer schon überlegt, wie ich anderen Menschen helfen könnte.» Mit der Feuerwehr habe sie diese Möglichkeit für sich gefunden.

Von Quartiergangs und fernen Ländern

Aufgewachsen ist die sportliche Frau, die neben den Feuerwehrübungen regelmässig das Fitnesscenter besucht, auf der rechten Aareseite in Olten. «Ich hatte eine sehr schöne Kindheit», insbesondere an ihre «Quartiergang» hat sie beste Erinnerungen. «Wir spielten in unserer Freizeit stundenlang draussen», ob im Sommer Schnitzeljagd oder Schneeballschlacht im Winter – ihnen sei immer etwas in den Sinn gekommen.

Nach ihrer Primarschulzeit im Säli und der Bezirksschule im Frohheim liess sich Hodel in der Bifangapotheke Olten zur Pharmaassistentin ausbilden. Der Wunsch zu reisen und die englische Sprache besser zu lernen waren schliesslich Auslöser, um nach ihrem Lehrabschluss und nach eineinhalb Jahren als Angestellte die Segel Richtung Australien zu setzen. «Ich verbrachte vier Monate in diesem eindrucksvollen Land und besuchte für zwölf Wochen eine Englischschule», eine Zeit, die sie auf keinen Fall missen möchte.

Insbesondere die dort herrschende «No Worry»-Mentalität habe es ihr angetan, aber auch die Tierwelt sei fantastisch. «Zurück in der Schweiz musste ich mich erst wieder an die hiesige, ernstere Stimmung gewöhnen.» Schade, dass die Schweizerinnen und Schweizer nicht etwas mehr von der Australischen Offenheit und Gastfreundschaft hätten. Eine spezielle Reiseempfehlung richtet Hodel an alle mit Spinnenphobie: «Wer seine Angst vor Spinnen überwinden möchte, sollte nach Australien reisen.» Danach käme einem hierzulande jede noch so grosse schwarze Kellerspinne geradezu lächerlich vor.

Brände löschen in Griechenland

Zurück aus dem fernen Land und nach weiteren zwei Jahren in der Apotheke, liess sich Hodel zur Sozialversicherungsfachfrau umschulen und arbeitete dann sieben Jahre lang für eine Versicherung. «Ich spürte während dieser Zeit zunehmend, dass ich zurückgezogen im Büro langfristig nicht glücklich sein werde.» Sie habe wieder mit den Menschen direkt zu tun haben wollen, weswegen sie sich zur Arztsekretärin weiterbilden liess. Seit 2012 geht sie dieser Tätigkeit im Stoffwechselzentrum des Kantonsspitals Olten nun nach. Und auch das nächste Berufsetappenziel steht schon fest: Die Weiterbildung zur Sprechstundenassistenz.

Ein besonderer alljährlicher Einsatz steht Hodel im August bevor. «Jedes Jahr unterstützen wir die Feuerwehr in Griechenland in der heissen Jahreszeit dabei, die hitzebedingt vermehrt aufkommenden Brände zu bekämpfen.» Bei einem solchen Einsatz hat sie auch ihren Partner kennen gelernt; denn nebst den wichtigen Einsätzen, welche die Feuerwehr für die Gesellschaft leistet, ist sie auch Ort für Freundschaften und sogar – wie bei Hodel – für die Liebe.

Stundenlang Schutzdämme errichten

In der Schweiz gibt es aufgrund der aktuell heftigen Niederschläge ebenfalls mehr als genug zu tun für die Einsatztruppen. «Die Einsätze rund um das Hochwasser sind sehr Zeitintensiv, da über Stunden Schutzdämme errichtet sowie überflutete Keller ausgepumpt werden müssen.» Dennoch sei sie bei solchen Einsätzen insgesamt entspannter, auch, weil man bei Starkregen im Vorfeld erahnen könne, dass der Pager wohl bald losgehen werde. Diese Antizipation sei bei Brandeinsätzen nicht möglich. «Auf Brandeinsätze kann man sich mental nicht vorbereiten.» Auch sei dort das Risiko grösser, dass Menschenleben gefährdet sein könnten.

Trotz der teils nervenaufreibenden Einstätze kann Hodel jeder Frau und jedem Mann von Herzen empfehlen, der Feuerwehr beizutreten. Um auch bei der Nachwuchsförderung mitzuhelfen, leistet sie zusätzlich Einsätze als stellvertretende Leiterin bei der Jugendfeuerwehr Olten; Jugendliche ab zwölf Jahren sind dort jederzeit herzlich willkommen. Für Hodel steht jedenfalls fest: «Solange ich noch fit genug bin, werde ich mit Feuer und Flamme Keller auspumpen und Brände löschen!»

...und ausserdem:

Diese Person möchte ich gerne mal treffen

Angela Merkel. Diese Frau fasziniert mich, weil sie sich so viele Jahre lang mitten im männlich dominierten Haifischbecken der Spitzenpolitik halten konnte. Meiner Ansicht nach regieren Frauen generell anders als Männer – mit mehr Herz und weniger mit Krieg und Gewalt. Generell würde mit mehr Frauen in der Politik wohl vieles anders aussehen.

So entspanne ich mich am besten

Bei Begegnungen mit Tieren und in der Natur.

Dieses Verhalten ärgert mich

Wenn Menschen unfair behandelt werden und niemand eingreift.

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