«Meine Bar und ich sind unzertrennlich»

Mazze ist ein Barkeeper der ersten Stunde – ein Leben ohne Zapfhähne, Spässchen und lachende Gäste will er sich nicht mehr vorstellen. Wie der Ostschweizer, einst Leichtathletiker, nach Olten hinter die Bar kam.

Mazze ist mit Herzblut Barkeeper – Privates und Berufliches trennt er kaum. (Bild: jpi)
Mazze ist mit Herzblut Barkeeper – Privates und Berufliches trennt er kaum. (Bild: jpi)

Downstairs – hier unten im Keller fühlt sich «Mazze» pudelwohl. Seit Januar 2015 gehört ihm die Oltner Bar an der Hauptgasse sogar. «Ich freue mich sehr, nun das Lokal zu besitzen», strahlt der leidenschaftliche Barkeeper, welcher vor einigen Jahren bereits einmal als Barbesitzer in der Ostschweiz tätig war. Im März 2010 zog er nach Olten, um mit seiner Kollegin und nun ehemaligen Chefin, Stefanie Vögeli, die sympathische Bar in der Oltner Altstadt zu betreiben. Er war vorher der Allrounder und die rechte Hand der Ostschweizer Barbesitzerin. Mazze weiss deshalb schon lange wie der Hase läuft. Wie kommt man von der Ostschweiz nach Olten? «Mit dem Auto», antwortet Mazze schelmisch lachend. Der vorherige Besitzer suchte einen Nachfolger und schrieb die Bar im Internet aus. Nachdem die Ostschweizer den ersten Eindruck von Olten verdaut hatten, gefiel es ihnen sehr gut. «Die Oltner sind offen, gehen gerne aus und schätzen es sehr, wenn etwas läuft», so Mazze. Ein Leben ohne Zapfhähnen, lachende und lallende Gäste sowie Musik bis in die frühen Morgenstunden - dies will und kann sich der 32-Jährige momentan nicht mehr vorstellen. Trotzdem ist die Arbeit hart und zerrt an den Ressourcen, so schläft er teilweise nur vier Stunden pro Nacht. Doch das Positive überwiege. Er wollte schon als Teenager auf der anderen Seite der Bar stehen und sein eigener Chef sein. Mazze wuchs im Untertoggenburg auf, wo seine Familie ein Restaurant betrieb. Sein Vater war ein leidenschaftlicher Wirt. Die Liebe zur Gastronomie hat er wohl von ihm geerbt: «Meine Bar – das bin ich», so Mazze. Er ist täglich 16 Stunden bei der Arbeit. In den letzten 16 Jahren nahm Mazze insgesamt nur fünf Wochen Ferien. «Für mich bedeuten Ferien, vor meiner Bar zu sitzen und mich mit den Gästen zu unterhalten.» So wird er auch während dem Interview im Zehn-Minuten-Takt von allen Seiten begrüsst und wie es sich für einen richtigen Barbesitzer gehört, liegt auch stets ein kleines Schwätzchen drin.

Lehre statt Profikarriere

Doch der 32-Jährige sah sich nicht immer als Barkeeper mit Leib und Seele. «Ich wollte Profisportler werden», so der ehemalige Leichtathletiker. Seine Eltern zwangen ihn, eine Lehre zu absolvieren. Der Detailhandel gefiel ihm zwar, doch er hätte lieber ganz auf die Karte Sport gesetzt. Mazze treibt bis heute keinen Sport mehr. «Mir fehlen die Zeit und die Motivation dazu.» Nach einem Töffrennen oder Fussball im Fernsehen habe er jeweils wieder genug vom Sport. Leichtathletik sieht er sich nicht gerne an - weder live noch auf dem Bildschirm, denn da flackert seine Leidenschaft wieder auf. Denn dies erinnert ihn an seinen zerronnenen Bubentraum, welcher er nicht ausleben konnte.

«Mein Beruf ist meine Berufung»

Ein Verlust für den Sport, ein Gewinn für die Gastronomie: Mazze steckt voller Ideen. Sein Ziel: « Ich will, dass meine Bar der Treffpunkt Nummer 1 wird in Olten.» Er könnte sich auch vorstellen, bald zwei, drei weitere Bars zu übernehmen und mit guten Konzepten eine gute Dienstleistung zu erbringen. Für ihn steht nicht der Umsatz im Vordergrund, sondern der Mensch respektive die zwischenmenschlichen Beziehungen.

Der Ladenwechsel links und rechts vom Downstairs ist schon beinahe so normal wie der Wechsel der Jahreszeiten. Auch das Downstairs wandelte sich in den letzten Jahren oft: So hiess die Bar im Keller einst «Nagy’s», «Musikkeller» und danach «Ink». Wie sieht es momentan aus – läuft der Gastronomiebetrieb? «Olten ist ein hart umkämpfter Platz», so Mazze. Es wäre vielleicht besser, wenn die Gastrobetriebe mehr zusammenhalten würden, um gemeinsame Projekte anzustreben. Das Downstairs habe sich in den fünf Jahren als Fasnachtsbeiz etablieren können. Mazze war in der Ostschweiz selbst in einer Gugge und ist noch heute leidenschaftlicher Fasnächtler. Die Bar sei vor Fasnachtsbeginn eine Woche geschlossen und er dekoriere alles um, sodass man sie kaum wiedererkenne. Mazze ist nicht nur beim Dekorieren kreativ – so sprudelt der Lebemann auch sonst nur so vor Ideen. Als Nächstes wird seine Bar saniert. Danach gibt es eine grosse Neueröffnung: Das Downstairs wird zur Mazze-Bar Olten. Den Namen «Mazze» wird bald jeder Oltner kennen, seinen richtigen Namen verrät er nur ungern. «Mazze ist ein DJ-Name, der an mir kleben blieb. Dies will ich so beibehalten», verrät er den Grund. Mazze war im Jahr 2003 bis ins Jahr 2008 unter diversen DJ-Namen in der ganzen Schweiz unterwegs. Heute stehe er definitiv lieber hinter dem Tresen als an den Plattentellern. Er investiert seine ganze Leidenschaft in die Bar. Sein Beruf sei seine Berufung: «Ich kann nicht ohne Bar und die Bar kann nicht ohne mich», schmunzelt er. Im Januar wird er das erste Mal Vater, verrät er stolz. Auch würde es den 32-Jährigen reizen in der Politik Fuss zu fassen. Doch als Barkeeper gestalte sich dies eher schwierig. Als Erstes wird, wenn alles klappt, am ersten Novemberwochenende die Mazze-Bar eröffnet.

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