«Mein Leben soll Gott dienen»

Vera Wermuth hat ihren Traumjob in der Pflege gefunden und kam vor gut drei Jahren der Liebe wegen vom Kanton Zug nach Olten. Beide Schritte hat die 24-Jährige nicht bereut.

Vera Wermuth kam der Liebe wegen nach Olten und fühlt sich hier puddelwohl: «Diese Stadt wird von Auswärtigen enorm unterschätzt.» (Bild: vwe)
Vera Wermuth kam der Liebe wegen nach Olten und fühlt sich hier puddelwohl: «Diese Stadt wird von Auswärtigen enorm unterschätzt.» (Bild: vwe)

Wie im Song von Kunz beschrieben, würde Vera Wermuth für ihren Andi «uf Olte zieh». Besser gesagt, sie hat es bereits getan. Und wie auch der Luzerner Sänger in seinem Lied schien ihr Umfeld am Anfang davon nur mässig begeistert. «Viele hatten am Anfang Mitleid mit mir», erinnert sich die ursprüngliche Zugerin lachend. Für sie selber sei es jedoch nie ein Problem gewesen. «Da sich mein Freundeskreis von Luzern bis teilweise nach Bern verteilte, war Olten super gelegen, um alle zu besuchen», bemerkt die junge Frau und schwärmt: «Ausserdem wird Olten unterschätzt. Die Innenstadt hat so viel zu bieten, vor allem in derAdventszeit mit der Weihnachtsbeleuchtung finde ich es hier wunderschön.»

«Es hat einfach gepasst»

Auch den Grund für ihren Umzug habe sie nie bereut. Vor dreieinhalb Jahren gab die heute
24-Jährige ihrem damaligen Freund aus Wangen bei Olten nämlich das Ja-Wort. «Es hat bei uns einfach gepasst und daher war beiden klar, dass wir diesen Schritt irgendwann gemeinsam wagen wollen», erinnert sich Wermuth. Warum also unnötig warten? Auch wenn die beiden Mitglieder der Freien Christengemeinde Olten (FCG Olten) sind, möchte Vera Wermuth das altbekannte Vorurteil, der Grundsatz «kein Sex vor der Ehe» habe bei der Entscheidung eine Rolle gespielt, nicht gelten lassen. «Unsere Entscheidung wurde aus Liebe getroffen und wir haben lange und offen darüber gesprochen.» Denn schliesslich seien sie sich beide bewusst, dass der Bund fürs Leben, vor allem mit 21 Jahren, ein grosser Schritt bedeutet. «Obwohl ich seit mehr als drei Jahren sehr glücklich verheiratet bin, rate ich nach wie vor allen in meinem Umfeld, es sich immer mehrmals zu überlegen und sich nicht von der bekannten rosaroten Brille leiten zu lassen.»

«Gott hat oberste Priorität»

Kennengelernt haben sich die beiden durch ihre jeweiligen Kirchgemeinden und konnten so von Beginn weg ihren Glauben miteinander teilen. «Gott hat bei uns beiden erste Priorität und unser Leben soll ihm dienen. Dies ist für uns ein Segen und kein Zwang.» Beide spielen in der Band «A-Team» der FCG Olten - sie als Sängerin, er als Perkussionist - und hegen eine grosse Leidenschaft zur Musik . «Es ist toll, einige Hobbys teilen zu können. Jedoch finde ich es auch wichtig, nicht zu sehr aneinander zu kleben.» Daher trifft sich Vera Wermuth in ihrer Freizeit auch gerne alleine mit Freunden oder entspannt bei einem guten Buch.

«Ich habe meinen Traumjob gefunden»

Freizeit ist bei Vera Wermuths hektischem Job ein wertvolles Gut. Denn die 24-Jährige ist als Fachfrau Langzeitpflege und Betreuung (FALB) in einem Zofinger Altersheim täglich gefordert und betreut auf ihrer Station bis zu 15 demente Bewohnerinnen und Bewohner. «Ich habe bereits als Kind für alle die Krankenschwester gespielt», so Vera Wermuth lachend und fügt an: «Klar ist mein Job teilweise sehr energieraubend und stressig, aber gleichzeitig auch enorm vielseitig und spannend. Für mich ist es mein Traumberuf.» Überstunden und Schichtbetrieb gehören bei diesem Traumjob zur Tagesordnung. «Doch damit kann ich mich gut arrangieren.» Auch mit dem engen Kontakt zu den an Demenz erkrankten Bewohnern kann Wermuth mittlerweile ohne Probleme umgehen. «Im ersten Lehrjahr habe ich viel geweint und mit den Patienten mitgelitten, doch im Laufe der Zeit lernte ich, jeweils den Berufshut aufzusetzen und eine Schutzmauer aufzubauen. Schliesslich bringt es dem Patienten mehr, wenn ich ihm helfe, als wenn ich mitleide.» Als Fachkraft, die täglich mit den Bewohnern zu tun hat, kann sie beobachten, in welcher Demenzphase sich die Personen befinden und wann sich ihr Zustand verschlechtert. «Am schlimmsten ist es für die Patienten, wenn sie selbst noch bemerken, dass Erinnerungen verschwimmen. Für die Angehörigen wird es dann tragisch, wenn sie von den Bewohnern nicht mehr erkannt werden», zeigt Wermuth auf. Sowohl im Gespräch mit den Angehörigen als auch Bewohnern sei daher Feingefühl, Erfahrung und Fachwissen gefragt. «Aus diesem Grund braucht es für diese Tätigkeit Fachkräfte und von diesen hat die Schweiz im Pflegebereich momentan viel zu wenig.» Daher unterstützt die Oltnerin die aktuelle Eidgenössische Volksinitiative «Für eine starke Pflege», die sich für attraktivere Bedingungen in ihrem Berufsfeld einsetzt. «Schliesslich ist jeder in seinem Leben irgendwann auf eine gute Pflege angewiesen.»

Gemeinsam die Welt entdecken

Obwohl Vera Wermuth in der Region Olten nicht nur ihren Traumjob, sondern auch ihren Traummann gefunden hat, zieht es die Neu-Oltnerin ins Ausland. «Ich möchte noch so viel entdecken und erfahren, schliesslich ist das Leben enorm facettenreich.» Als nächstes plant die 24-Jährige deshalb mit ihrem Mann eine Reise nach Neuseeland. «Ein bis zwei Monate wären ein Traum», schliesst Vera Wermuth und sprüht nur so vor Lebensfreude.

Weitere Artikel zu «Im Fokus», die sie interessieren könnten

Im Fokus28.02.2024

Wirz-Burri – Kolonialwaren und Delikatessen am Bifangplatz

Briefgeschichten Am Bifangplatz befand sich vor rund hundert Jahren an prominenter Lage der Laden zum «Bifanghof» von Paul Wirz-Burri. Die…
Im Fokus28.02.2024

«Unsere Lieder sind Medizin für unsere Herzen»

Olten Der Gedenkanlass «Zwei Jahre Krieg in der Ukraine» in der Stadtkirche wurde von weit über 200 Personen besucht.
Im Fokus28.02.2024

Gefrässig und vermehrungsfreudig

Asiatische Hornisse Die Verbreitung der Asiatischen Hornisse bedroht einheimische Bienenvölker. Die Bevölkerung ist dazu aufgerufen, Sichtungen zu…