Liebes Starrkirch-Wil

Serie zur Freiluftausstellung «CH-4656 IM BLICK» Der Stadtanzeiger publiziert wöchentlich einen ausgestellten Text von einer Autorin/einem Autor und ein Bild eines Fotografen, der bei der Freiluftausstellung in Starrkirch-Wil mitgewirkt hat.

Die Fotografin Christina Brun widmete sich in ihren Fotografien Persönlichkeiten aus dem Dorf: Auf der Fotografie abgebildet ist ein Teilnehmer des Schnittkurses. (Bild: Christina Brun)
Die Fotografin Christina Brun widmete sich in ihren Fotografien Persönlichkeiten aus dem Dorf: Auf der Fotografie abgebildet ist ein Teilnehmer des Schnittkurses. (Bild: Christina Brun)

Ich kenne Dich nicht persönlich, nur Deine Einträge im Telefonbuch, aber was ich da lese, ist mir sympathisch. Es klingt Friedli. Offenbar fühlt man sich bei Dir Frey wie Vögeli, und Stark wie ein Baer. Man ist reich an Mut, also Reichmuth, man begegnet Haas, Hammel und Hahn in der freien Natur, und am Horizont sieht man die Schoenenberger. Wirklich, die Aussicht ist Hammer!

Im Sommer kann man bei Dir wunderbar mit dem Stöckli über den Rehberg wandern, über den Buck, von Arx oder von Wartburg bis hinunter zum Aeschbacher, wo man sich dann abkühlt, und sich zum Bader trifft. Oder zum Fischer. Andere machen vielleicht einen Ausflug mit dem Wagner, ganz in Wyss, kutschieren fast wie ein Graf oder Barone, ganz edel, mit Bütler, äh, Butler, übers Mätteli und geniessen das Süess Nichtstun.

Klar, das klingt alles MEAGAclean, als fände man kein einziges Haar in der Hairbox. Aber natürlich gibt es auch hier nicht nur Engel. Manchmal ist man auch Grob oder Bissig. Es gibt auch Tage, die sind Wüest, da fühlt man sich Moll oder hat sogar Angst. Das ist ja das Normalste der Wälty. Aber grundsätzlich kann man sagen, in Starrkirch-Wil wünschten sich viele ein Zimmerli, denn hier steht man zusammen, wie damals auf dem Rütli, ja, man hilft sich nachbarschaftlich über den Hag-mann. Hier nimmt man nicht nur, hier gibt man. Ja, Starrkirch-Wil sind Schenker. Und vieles hier macht nicht nur Sinn, sondern Sinniger. Was will man Anderes? Starrkirch-Will, wenn man zu Dir kommt, kommt man Heim.

Herzliche Grüsse Simon Libsig



Zum Autor:

Simon Libsig, 1977, wuchs in Ennetbaden (AG) auf. Nach dem Gymnasium studierte er in Zürich und Paris Politikwissenschaften. Zunächst arbeitete er als Journalist unter anderem bei Schweizer Radio DRS, bevor er sich als Künstler selbstständig machte. Er trat regelmässig an Poetry Slam-Veranstaltungen in der Schweiz und im angrenzenden Ausland auf, seit 2006 ist er mit wechselnden Bühnenprogrammen auf Tournee, aktuell mit «Alltagsmonster – Fressen und gefressen werden» mit Nicolas d’Aujourd’hui. Regelmässig erscheinen Audio-, Video- und Text-Kolumnen. Neben Auftritten und journalistischen Publikationen veröffentlicht Libsig Tonträger und Bücher mit seinen Texten. Er unterrichtet im Rahmen von Schreibförderung- und Storytelling-Workshops, so zum Beispiel bei «Kultur macht Schule» oder bei der «Schweizerischen Textakademie». Er hat im Jahr 2003 die Spoken-Word-Bühne Stoffwechsel in Baden gegründet und kuratiert das Programm bis heute. Sein erster Roman «Leichtes Kribbeln» erschien 2014 im Oltner Knapp Verlag.

Zur Fotografin:

Geboren 1992 in Sarnen, Obwalden, lebt Christina Brun seit ihrem zweiten Lebensjahr im Kanton Solothurn. Nach der Ausbildung zur Fotofachfrau bei Wolf Fotografie AG in Olten absolvierte sie die gestalterische Berufsmatura. Im Anschluss schloss Brun an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur das Bachelorstudium Multimedia Production ab. Im Sommer 2014 realisierte sie den Dokumentarfilm «Projeto Suico – Ein Lebenswerk». 2015/16 fand ihre jüngste Ausstellung «Stories beyond the Wall» über ein Flüchtlingscamp in Palästina im Tattarletti Olten statt. Unlängst reiste Brun in den Libanon, wo sie ein Fotografieprojekt mit Frauen realisierte, welche sexuelle Gewalt erleben. Christina Bruns Ausstellungen und Filme erzählen Geschichten, die berühren, weil sie ehrlich sind und Denkanstösse geben. Dabei bewegt sie sich auf dem schmalen Grat der Symbiose von Kunst und Journalismus.

CH-4656 im Blick

Vom 7. Juli bis 22. September präsentiert die Kulturstiftung Starrkirch-Wil die Freiluftausstellung «ch-4656 im Blick». Sechs bekannte Persönlichkeiten aus der Region brachten ihre Gedanken über die Gemeinde aufs Blatt, während sich sechs namhafte Fotografen mit der Oltner Nachbars- gemeinde auseinandersetzten. Die Texte und Fotografien sind entlang des Kreuzweges in Starrkirch-Wil zu sehen. Der Stadtanzeiger Olten veröffentlicht wöchentlich bis Ende August jeweils einen Text und ein Bild.

<link http: www.4656.ch>www.4656.ch

 

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